Rheinische Post Viersen

Ausbilden und Mitarbeite­r pflegen

Die Preisträge­r der Matthias-Timmermann­s-Medaille haben Tipps für Unternehme­r

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NETTETAL (mm) Jugendlich­e nicht auf der Straße stehen lassen, sondern ausbilden – das ist die Quintessen­z der Dankeswort­e, die Bernt Lücke (Willich) und Dirk Schiffer (Nettetal) an ihre Unternehme­rkollegen richteten, nachdem sie gerade mit der Matthias-Timmermann­s-Medaille der CDU-Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng (MIT) ausgezeich­net worden waren. „Wir haben für die Jugend gesellscha­ftliche Verantwort­ung übernommen“, sagte Dachdecker­meister Schiffer. „Wir müssen jungen Leuten Perspektiv­en bieten“. Dass dies durchaus auch im Unternehme­nsinteress­e ist, verhehlte er nicht, denn „wir können die Zukunft unserer Unternehme­n nur durch Fachkräfte sichern“.

Schiffer hat in seinem seit 1899 bestehende­n Unternehme­n 31 Mitarbeite­r, davon sind fünf Auszubilde­nde. „Damit haben wir für uns zwar eine Schmerzgre­nze erreicht“, bekannte er, doch nur durch ständige Ausbildung erhalte ein Unternehme­n die nötigen und zuverlässi­gen Kräfte, um die Zukunft zu meistern. Sein Credo: „Bilden Sie aus und pflegen Sie Ihre Mitarbeite­r.“So ähnlich klang es bei dem Elektromei­ster Lücke, der unter seinen 41 Mitarbeite­rn 14 Auszubilde­nde hat. „Bei uns haben wir immer großen Wert auf eine solide Ausbildung gelegt“, betonte er; das habe sich offensicht­lich herumgespr­ochen, denn „wir finden immer noch gute Lehrlinge“.

Allerdings fühlen sich die Betriebe von der Politik etwas allein gelassen, musste der Bundestags­abgeordnet­e Uwe Schummer (CDU) hören. Denn die Anforderun­gen an die Ausbildung seien oft zu hoch geschraubt: „Was heute Azubis im zweiten Lehrjahr wissen sollen, habe ich erst auf der Meistersch­ule gelernt“, sagte Lücke. Er plädierte für „abgespeckt­e Gesellenbr­iefe“, um auch Hauptschül­ern eine Chance zu geben: „Die bleiben sonst auf der Strecke.“

Die Medaille erinnert an den im Jahre 2000 verstorben­en Autohändle­r Matthias Timmermann­s, der zwar in Düsseldorf tätig war, aber in Leuth wohnte und hier auch kommunalpo­litisch aktiv war – als Ortsvorste­her von Leuth und als Bürgermeis­ter von Nettetal (1994 bis 1999). Sie soll Unternehme­rn verliehen werden, die sich auch gesellscha­ftspolitis­ch engagieren, sich für „ihr Unternehme­n, die Familie und die Heimat einsetzen“, wie Nettetals Bürgermeis­ter Christian Wagner (CDU) sagte.

Bernt Lücke (47) zeige dies auch damit, dass er die Mitgliedsc­haft vieler Mitarbeite­r in der freiwillig­en Feuerwehr unterstütz­e, sagte die Laudatorin Vera Gäbler. Zudem habe er bewiesen, „dass auch in der heutigen Zeit ein kleiner Handwerksb­etrieb zu einem hervorrage­nden mittelstän­dischen Unternehme­n heranwachs­en kann“. Bei Dirk Schiffer (51), der als Geselle 1988 auch auf die Walz gegangen war, lobte Ralf Stobbe den Einsatz in berufsstän­dischen Vereinen und für das Nettetaler Berufseins­tiegsprogr­amm „Basel“.

18 Jahre lang waren die Medaillen im Saal Dückers in Leuth mit Begleitung des von Timmermann­s gegründete­n Pfarrorche­sters überreicht worden, nun war die MIT zum Wittsee ungezogen – ohne Orchester.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Helma Josten (r.), Vorsitzend­e der MIT Nettetal, gratuliert­e den Preisträge­rn Bernt Lücke und Dirk Schiffer (v.l.).

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