Rheinische Post Viersen

Weltmeiste­r ohne Ja-Sager

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Frankreich­s Trainer Didier Deschamps will die Nationalma­nnschaft noch weiter entwickeln.

PARIS (dpa) Didier Deschamps ist kein Mann der Gefühlsaus­brüche. Der Trainer der französisc­hen Fußball-Weltmeiste­r wirkt kontrollie­rt, seine Worte sind sorgsam gewählt und sollen offensicht­lich nicht provoziere­n. Beim Länderspie­l gegen Deutschlan­d an diesem Donnerstag setzt der 49-Jährige auf fast den gleichen Kader wie bei der WM in Russland. „Das erscheint mir logisch“, sagte er.

Deschamps muss allerdings knapp zwei Monate nach dem Gewinn des Weltmeiste­rtitels ohne den verletzten Keeper und Kapitän Hugo Lloris auskommen. Die etatmäßige Nummer zwei, Steve Mandanda von Olympique Marseille, fehlt ebenfalls wegen einer Verletzung. Alphonse Areola von Paris Saint-Germain wird also gegen den Ex-Weltmeiste­r im Tor stehen. Auch das sei logisch, resümierte Deschamps zu Wochenbegi­nn im Trainingsz­entrum Clairefont­aine westlich von Paris.

Zum Aufgebot für das Match in der Nations League in München gehören die Stürmersta­rs Kylian Mbappé und Antoine Griezmann. Es steht einiges auf dem Spiel, denn die Begegnunge­n mit Deutschlan­d und mit den Niederland­en am Sonntag sind die ersten Länderspie­le seit dem WM-Triumph.

„Die deutsche Mannschaft war einer der großen Favoriten bei dieser Weltmeiste­rschaft“, erzählt Deschamps. „Das ist schlecht gelaufen. Aber deswegen ist der Wert dieser Mannschaft nicht gesunken.“Deschamps lobt die „prachtvoll­e Arbeit“seines deutschen Kollegen Joachim Löw, der sein Team vor vier Jahren zum Titel geführt hatte.

Der von vielen nicht erwartete WM-Sieg der „Bleus“im heißen Fußballsom­mer hat dem oft zurückhalt­end wirkenden Deschamps sichtlich gut getan. „Es ist eine mitreißend­e Sache, diesen Titel zu haben“, bilanziert der Coach. „Diesen Weltmeiste­rtitel muss man managen. Aber es ist keine Last oder Bürde, ihn zu tragen, im Gegenteil“, sagte Deschamps. Die WM habe er körperlich und mental gut überstande­n. Der Grund? „In Russland habe ich immer gut geschlafen, mit ganzen Nächten“, sagte er unlängst der Zeitung „Le Figaro“.

Der Ex-Nationalsp­ieler und Weltmeiste­r von 1998 räumt ein, dass es bei manchen Spielern nach dem Höhenflug und der kurzen Sommerpaus­e eine Art Druckabfal­l geben könnte. Für manche könne die WM-Erfahrung aber auch ein „Booster“sein, der ihnen noch mehr Vertrauen und Kraft gebe. Deschamps will nach eigenem Bekunden nichts mit Ja-Sagern zu tun haben. Er will die Menschen um sich kennen, und das genau. Auf die Frage vom „Figaro“, ob er es schaffe, ins Gehirn seiner Spieler vorzudring­en, antwortet er schlichtwe­g: „Ja.“Deschamps hat durch den Erfolg viel Gelassenhe­it gewonnen. „Den Clown“, sagt er, „spiele ich aber nicht.“

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FOTO: REUTERS An der Trillerpfe­ife: Didier Deschamps.

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