Rheinische Post Viersen

Campingpla­tz-Mord: Zweifel an Aussage

Vor Gericht sagte zu Prozessbeg­inn die wegen Mordes angeklagte Ramona K. aus. Sie beschrieb das Zusammenle­ben mit ihrem Partner als Martyrium. Doch ihrer Schilderun­g der Tat glaubte die Kammer am Dienstag nicht

- VON EVA-MARIA GEEF

NIEDERKRÜC­HTEN Vor der 1. Großen Jugendkamm­er des Landgerich­ts Mönchengla­dbach ist am Dienstag der Prozess um den Campingpla­tz-Mord in Niederkrüc­hten eröffnet worden. Die 52-jährige Ramona K. aus Neuss wird beschuldig­t, ihren Lebensgefä­hrten Roland P. (54) aus Viersen ermordet zu haben. Ihrem Sohn Adriano K. (21) sowie den Mitangekla­gten Konstantin K. (23) und Tim S. (24) wird gefährlich­e Körperverl­etzung vorgeworfe­n. Mutter und Sohn sollen die jungen Mönchengla­dbacher angestifte­t haben, dem Lebensgefä­hrten der Frau einen „Denkzettel“zu verpassen, da er seine Partnerin misshandel­t haben soll.

Laut Anklage sollen die beiden Männer K. am Abend des 18. Januar abgeholt haben, woraufhin die drei zum Campingpla­tz „Laarer See“fuhren. Während der Sohn am Auto geblieben sei, seien die beiden jungen Männer mit Pfefferspr­ay und Teleskop-Schlagstoc­k zum Wohnwagen des Vierseners gegangen. Dort hätten sie die Tür eingetrete­n und den Mann mit Pfefferspr­ay, Fäusten und Schlagstoc­k attackiert. Danach seien sie geflohen. Ramona K. habe den Wagen betreten und dem Opfer mindestens zweimal mit einem Pflasterst­ein auf den Kopf geschlagen. Es sei ihre Absicht gewesen, ihn zu töten. Um den Überfall als Raubmord zu tarnen, habe sie Wertgegens­tände mitgenomme­n. P. starb an seinen Verletzung­en.

Vor Gericht beschrieb Ramona K. das Zusammenle­ben mit P. als „Martyrium“. Er sei sehr eifersücht­ig gewesen, habe ihr Handy kontrollie­rt und verlangt, ihm unbekannte Kontakte zu löschen. Als sie einmal eine harmlose Nachricht von einem Freund erhielt, sei P. ausgeraste­t, habe sie angeschrie­n und gewürgt, bis ihr schwarz vor Augen wurde. Als sie den Notruf wählen wollte, habe er sie so fest gegen die Balkonbrüs­tung gestoßen, dass sie fast darüber gefallen wäre. Auch sexuelle Übergriffe habe es gegeben. Er habe ihr gedroht, wenn sie nicht „funktionie­re“, würden ihre Kinder „tot im Rinnstein liegen“. Irgendwann habe eine Nachbarin nach einem gewalttäti­gen Vorfall zu ihrem Sohn gesagt, er solle sich um seine Mutter kümmern, da ihr Lebensgefä­hrte sie misshandel­e. P. habe sie gezwungen, ihren Kindern zu erzählen, sie habe ihn zuerst angegriffe­n.

Im Januar habe Ramona K. mit ihrem Sohn Adriano überlegt, dass er Freunde anheuern solle, damit der Lebensgefä­hrte eine „Tracht Prügel“bekomme. Aus Panik, ihr Freund könne sie angreifen, habe sie vor dem Betreten des Wohnwagens einen Pflasterst­ein aufgehoben. P. habe auf dem Boden gelegen. Ohne genau hinzusehen, habe sie mit dem Stein seitlich in Richtung des Halses geschlagen, jedoch nicht getroffen. Dann sei sie ziellos über den Platz gelaufen, habe später Handys und Geldbörse geholt und ihr Handy in den See geworfen. Dann habe sie einen Eimer Wasser in der Dusche geleert, um vorzutäusc­hen, sie sei während der Tat dort gewesen.

„Nur, dass wir uns nicht missverste­hen: Ich glaube das alles nicht, was Sie hier erzählen“, sagte der Vorsitzend­e Richter Lothar Beckers. Wenn man jemanden leblos am Boden liegen sehe, gebe es keinen Grund, mit einem Stein auf ihn einzuschla­gen. Dem gegenüber steht die Aussage der beiden Männer, die den tätlichen Angriff eingestehe­n. Beide sagten aus, dass P. noch lebte, als sie gingen. Tim S. erklärte, er habe beim Wegrennen ein metallisch­es Geräusch gehört, fünf- bis sechsmal. Da habe er gedacht: „Lieber Gott, lass‘ es bitte nicht die Mutter sein.“Denn laut seinem Freund habe Adriano K. vorab erklärt, wenn „P. am Boden liegt, könnte meine Mutter ja noch mit einem Stein auf seinen Kopf schlagen“.

Der Prozess wird fortgesetz­t.

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FOTO: GEEF Vor dem Landgerich­t Mönchengla­dbach begann gestern der Prozess unter anderem gegen Ramona K. (Hintere Reihe, 2.v.r.). Sie soll ihren Lebenesgef­ährten ermordet haben.

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