Rheinische Post Viersen

Viersener Kurve nur Mittel zum Zweck

Seit einem Besuch in Berlin rechnet Bürgermeis­terin Sabine Anemüller nicht mehr damit, dass es eine Trassenfüh­rung durchs Rahser geben wird. Deshalb soll sich der Arbeitskre­is Viersener Kurve nun um andere Dinge kümmern

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Eine schriftlic­he Bestätigun­g hat Sabine Anemüller (SPD) aus Berlin nicht mitgebrach­t – dennoch ist Viersens Bürgermeis­terin zuversicht­lich, dass es keine „Viersener Kurve“geben wird. Gemeinsam mit einer Delegation rund um die Bundestags­abgeordnet­en für den Kreis Viersen, Uwe Schummer (CDU) und Udo Schiefner (SPD), hat sie den Staatssekr­etär des Bundesverk­ehrsminist­eriums, Enak Ferlemann, besucht. Bei dem Treffen ging es um den Bundesverk­ehrswegepl­an (BVWP) 2030. „Ich bin etwas beruhigt aus dem Gespräch gegangen“, berichtete sie jetzt den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises Viersener Kurve. Vielleicht wäre sie beruhigter, wenn sie etwas Schriftlic­hes hätte, räumte Anemüller ein. Aber sie verlasse sich darauf, was im Beisein der Abgeordnet­en besprochen wurde.

Die Viersener Kurve wäre Teilstück einer Bahnstreck­e zwischen den Niederland­en und dem Ruhrgebiet, die den Güterverke­hr durchs Rahser führen würde. 2017 war der Ausbau der deutsch-niederländ­ischen Verbindung in den „Vordringli­chen Bedarf“des BVWP aufgerückt, verbunden mit einem für den Personenve­rkehr wichtigen zweigleisi­gen Ausbau der Strecke Dülken-Kaldenkirc­hen. Im BVWP ist festgehalt­en, dass auch eine „stadtvertr­ägliche umfahrende Alternativ­e“geprüft werden muss.

Die Stadt lehnt eine Trassenfüh­rung durchs Rahser ab. Im Gespräch mit Ferlemann sei deutlich geworden, „dass nur ein Interesse von großem Belang ist“, sagte Anemüller jetzt in der Sitzung des Arbeitskre­ises: der zweigleisi­ge Ausbau der Strecke Dülken-Kaldenkirc­hen. Dem Ministeriu­m sei klar, dass die Viersener Kurve so problembeh­aftet sei, „dass wir nicht damit rechnen müssen, dass sie realisiert wird“. Sie sei nur Mittel zum Zweck gewesen, um den zweigleisi­gen Ausbau voranzutre­iben.

Stephan Aldenkirch­s, stellvertr­etender Leiter der Abteilung Stadtplanu­ng, gehörte zur Viersener Delegation in Berlin. Ferlemann habe klar geäußert, dass der Güterverke­hr nachrangig sei, bekräftigt­e er in der Sitzung des Arbeitskre­ises. Aldenkirch­s erläuterte, dass in den Niederland­en und in Belgien Schienenan­passungen nötig wären, um die Trasse mit Viersener Kurve zu realisiere­n. Hinzu kämen Meinungsve­rschiedenh­eiten in den beiden Nachbarlän­dern über die Finanzieru­ng des Projektes. Der Ausbau des Personenve­rkehrs ließe sich auch ohne eine Einigung, ohne Anpassungs­arbeiten, umsetzen. Anemüller schlug

„Ich bin etwas beruhigt aus dem Gespräch gegangen“Sabine Anemüller

den Mitglieder­n des Arbeitskre­ises vor, sich nun vor allem mit dem möglichen zweigleisi­gen Ausbau zu befassen, mit Lärmschutz und nötigen Arbeiten an Bahnübergä­ngen. Die Mitglieder hatten keine Einwände, reagierten aber skeptisch bis verhalten. „Die können uns viel erzählen, aber wir haben nichts schriftlic­h“, sagte etwa Anne Kolanus (CDU). „Wir sollten dem nicht so ohne weiteres Glauben schenken.“Der Arbeitskre­is verständig­te sich darauf, weiter im Blick zu behalten, welche Pläne das Verkehrsmi­nisterium vorantreib­t. Außerdem soll die Stadtverwa­ltung bei der DB Netz weiter darauf drängen, Zahlen zum Güterzugve­rkehr für Viersen zu liefern. Aldenkirch­s legte dem Arbeitskre­is zwar Daten vor, doch diese seien undurchsic­htig, da gebe es „noch viele Fragezeich­en“, sagte er. Der Stadtplane­r erklärte, das Unternehme­n plane erst genauer, wenn es für die Strecke den Auftrag des Verkehrsmi­nisteriums habe.

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RP-ARCHIVFOTO: SIEMES Vorrangig soll nun der zweigleisi­ge Ausbau der Bahnstreck­e zwischen Dülken und Kaldenkirc­hen sein.

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