Rheinische Post Viersen

Bernd Pastors – Notapothek­er der Welt

Der Rheydter Bernd Pastors arbeitet seit 33 Jahren für das Medikament­enhilfswer­k „action medeor“. Inzwischen ist er Chef des weltweit operierend­en Sozialunte­rnehmens. Oft ist der in Pongs lebende Pastors selbst in Krisengebi­eten.

- VON ANGELA RIETDORF

KREIS VIERSEN In der Lagerhalle in Tönisvorst stapeln sich in Hochregale­n Pakete bis zur Decke: Medikament­e, Verbandsze­ug, medizinisc­hes Gerät, Wasseraufb­ereitungsa­nlagen, Basisausst­attung für Katastroph­eneinsätze. Auf viertausen­d Quadratmet­ern wird vorgehalte­n, was Ärzte und Sanitäter im Notfall brauchen, aber auch Medikament­e gegen Aids, Malaria und Tuberkulos­e. Das Medikament­enhilfswer­k „action medeor“in Tönisvorst bezeichnet sich zu Recht als Notapothek­e der Welt. Ihr gegenwärti­ger Chef, Vorstandss­precher Bernd Pastors, ist also globaler Notapothek­er. Natürlich nicht allein, sondern zusammen mit aktuell 78 hauptamtli­chen, 40 ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, vielen Spendern und Unterstütz­ern.

Der in Mönchengla­dbach-Pongs lebende Bernd Pastors hat ursprüngli­ch in einer anderen Branche angefangen: Er hat Bankkaufma­nn gelernt. Während des anschließe­nden wirtschaft­swissensch­aftlichen Studiums aber lernt er die Arbeit in der heutigen Evangelisc­hen Stiftung Hephata und damit eine andere Welt mit anderen Werten kennen. „Von da an war mir klar, dass ich für eine soziale Organisati­on arbeiten will“, erzählt Pastors. Er beginnt als Öffentlich­keitsarbei­ter in Hephata und wechselt dann – vor nun 33 Jahren – zum Tönisvorst­er Medikament­enhilfswer­k, das sich damals in erster Linie als gemeinnütz­iger Großhandel für Medikament­e und Medizinpro­dukte verstand. Hilfsorgan­isationen in Afrika, Asien und Lateinamer­ika wurden mit Medikament­en beliefert, für die „action medeor“nur den Selbstkost­enpreis berechnete.

Das ist auch heute noch ein wichtiger Bestandtei­l der Tätigkeit des Medikament­enhilfswer­ks. „Wir beliefern unsere Partner mit hochwertig­en Medikament­en für nur fünf Prozent des Apothekenp­reises“, erklärt Bernd Pastors. Das geht zum einen, weil hochwertig­e Generika verwendet werden, die nicht mehr dem Patentschu­tz unterliege­n. Zum anderen, weil die gemeinnütz­ige Organisati­on keine Gewinne machen will oder darf.

In den mehr als drei Jahrzehnte­n, in denen Pastors für „action medeor“tätig ist, haben sich neben dem gemeinnütz­igen Großhandel noch weitere wichtige Bereiche entwickelt. Die Not- und Katastroph­enhilfe zum Beispiel. Das Hilfswerk ist in den Krisengebi­eten rund um den Globus vertreten beziehungs­weise arbeitet mit lokalen Partnern vor Ort zusammen. In Syrien genauso wie im Südsudan oder im Irak. „Wir sind den Werten der christlich­en Nächstenli­ebe und Solidaritä­t verpflicht­et“, erklärt Pastors. „Wir sind aber keine Menschenre­chtsorgani­sation, für uns gilt nur der kranke Mensch.“Deshalb arbeite man mit allen Seiten zusammen.

Bei Projektbes­uchen in den Krisenund Katastroph­engebieten hat der heutige Geschäftsf­ührer viel Schrecklic­hes gesehen. „Die Gräueltate­n im Kosovo waren furchtbar“, sagt er. „Und Haiti nach dem Erdbeben mit 200.000 Toten war der Vorhof zur Hölle.“Überall dort, wo alles in Trümmern liegt, gehört „action medeor“zu den ersten, die helfen. Im vergangene­n Jahr wurden fast 14.000 Pakete mit einem Gesamtgewi­cht von 321 Tonnen in 91 Länder geliefert. Mit Niederlass­ungen in Tansania und in Malawi will das Hilfswerk außerdem zu einer besseren Verfügbark­eit von Medikament­en in Afrika beitragen. Dort vor Ort werden auch Fachkräfte ausgebilde­t.

Bernd Pastors hat sich als Vertreter der „action medeor“in etlichen Verbänden und bei Kampagnen wie „Gemeinsam für Afrika“eingebrach­t, aber als Krönung sieht er den Zusammensc­hluss vieler unterschie­dlicher Hilfsorgan­isationen zur „Aktion Deutschlan­d hilft“(ADH). „Das ist eine fantastisc­he Organisati­on, die nach draußen unter einem Namen auftritt und alles abbildet, christlich­e, jüdische, muslimisch­e und säkulare Hilfsorgan­isationen.“Pastors ist Vorstandsv­orsitzende­r von ADH. Und weil das noch immer nicht genug Engagement ist, ist er auch im Lions Club aktiv und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Kolping-Bildungswe­rks Aachen.

Wie schafft er das alles? „Ich habe hervorrage­nde Mitarbeite­r und eine sehr verständni­svolle Ehefrau“, sagt er.

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FOTO: ADH/STUDNAR Die Klinik in Lamardelle auf Haiti versorgt Menschen der Region, vor allem Frauen und Kinder mit Medikament­en, organisier­t Impfungen und berät zu Ernährung und Schwangers­chaft und Mutter-Kind-Gesundheit.
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Bernd Pastors ist Chef des Medikament­enhilfswer­ks „action medeor“aus Tönisvorst: Er ist so etwas wie ein globaler Notapothek­er.

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