Widerstand gegen Brata-Ansiedlung
Die Erweiterung des Neusser Paniermehl-Herstellers Brata an der Dülkener Straße in Breyell stößt bei den Anliegern auf wenig Gegenliebe. Sie befürchten Gestank und Verkehrsbelastungen. Die Firma will 30 Millionen Euro investieren
NETTETAL Bleibt uns mit der Paniermehlfabrik vom Hals, baut sie lieber in Kaldenkirchen – das ist die Quintessenz der sechsseitigen Eingabe einer „Interessengemeinschaft Lötsch“(IGL). Sie wendet sich gegen das Vorhaben, auf dem Gelände zwischen Autobahn 61 und Dülkener Straße in Breyell eine Paniermehlfabrik zu errichten. Vor allem stört es Manfred Mücke, der die Eingabe formuliert hat, dass künftig 80 Lkw zusätzlich über die Dülkener Straße von und zur Autobahn 61 rollen sollen. „Lötsch wird wie ein Stiefkind behandelt“, zürnt er. Der Planungsausschuss berät an diesem Donnerstag darüber.
In der IGL-Eingabe wird vor allem kritisiert, dass bei der Verkehrsbelastung nur auf die Kreuzung Dülkener Straße/Bergerfeld geschaut werde, aber die Einmündung Lötscher Weg und vor allem die Kreuzung in Lötsch selbst außer Acht gelassen werden. Dort könnten Fußgänger und Radfahrer vom Gewerbegebiet Speckerfeld aus nur unter erheblichem Risiko die Straße überqueren, denn der Radweg liegt auf der westlichen Seite. Das betreffe besonders die Gruppen der Lötscher Kindertagesstätte „Zwergenland“und Mitarbeiter der Werkstatt des Heilpädagogischen Zentrums (HPZ) im Speckerfeld am Bahndamm. Die Stadt könne sich hier nicht aus der Verantwortung stehlen und nur einen Knotenpunkt betrachten und alles andere Straßen NRW überlassen, lautet der Vorwurf.
Von der Verwaltung werden diese Bedenken mit Verweis auf eine Verkehrsprognose nicht geteilt, „das befürchtete massiv steigende Verkehrsaufkommen“sei nicht zu erwarten. „Unbestreitbar“seien dagegen Probleme im Bereich Lötsch auch für Schulkinder. Weil die Straße der Stadt nicht gehöre, werde sie aber bei der Polizei und dem Landesbetrieb Straßen NRW darauf drängen, die Querungssicherheit zu erhöhen. „Nicht wahrscheinlich“seien laut Verwaltung auch die von der IGL angeführten Verzögerungen bei Rettungseinsätzen durch eine Ampel am Bergerfeld. Martinshorn und Blaulicht würden auch hier wie andernorts für freie Durchfahrt sorgen. Für die ebenfalls genannten Rückstaus zwischen Autobahnabfahrt und Verkehrskreisel Lobbericher Straße sehe das Verkehrsgutachten keine Anhaltspunkte.
Befürchtet wird in Lötsch durch die Abluft des Paniermehlerzeugers eine weitere Geruchsbelästigung von Westen her, „dabei werden wir oft genug durch die 1000 Kühe von Herren Brunen von Osten her belästigt“, führt Mücke weiter an. Außerdem bringe die Ansiedlung finanziell nicht viel, da der Hauptteil der Steuern am Stammsitz des Unternehmens in Neuss verbleibe. Es solle sich dort ein neues Gelände suchen, dann fielen auch nicht Mautgebühren durch die Lkw-Transporte an.
Wenn denn die Ansiedlung unbedingt in Nettetal sein müsse, solle man dem Unternehmen Gelände in Kaldenkirchen anbieten, heute Nettetal-West, früher Venete. Und wenn dort die Grundstücke in der gewünschten Größe nicht vorhanden seien, solle man sie eben schaffen, auch wenn man Straßen dann wieder abbauen müsse. Eine Verlagerung nach Nettetal-West sei nicht möglich, weil man dort nicht die erforderliche zusammenhängende Fläche schaffen könne, erwidert die Verwaltung; sie hält die Ansiedlung eines solchen Betriebs für wichtig, um einen Ausgleich für den Wegfall „auch geringer bezahlter Arbeitsplätze“zu erzielen.
Ähnliche Bedenken werden in einem weiteren Brief genannt; auch diese hält die Verwaltung nicht für stichhaltig genug, um den Bebauungsplan fallen zu lassen.