Rheinische Post Viersen

Niederkrüc­hten prüft Bäder-Optionen

In der Diskussion um die Bäderlands­chaft in Niederkrüc­hten läuft alles auf eine Entscheidu­ng zwischen einem interkommu­nalen Freizeitba­d mit Brüggen und einer Sanierung des Freibades mit Hallenbad-Neubau hinaus

- VON JOCHEN SMETS RP-FOTO: KNAPPE

NIEDERKRÜC­HTEN Kalle Wassong hat ein Paket bekommen. Es enthält Listen mit exakt 6052 Unterschri­ften, in denen sich die Unterzeich­ner, davon gut die Hälfte (3062) aus der Gemeinde Niederkrüc­hten, für den Erhalt des hiesigen Freibades ausspreche­n. Die Initiatore­n der Petition, Dirk Zilz und Maik Faßbender, übergaben Niederkrüc­htens parteilose­m Bürgermeis­ter am Montag die Unterschri­ftenlisten. Das Paket bringt nicht nur wegen des vielen Papiers einiges auf die Waage – es hat auch politische­s Gewicht.

„Wie viel Bad kann sich die Gemeinde erlauben?“Ulrich Seeboth SPD

Zilz sieht in den mehr als 6000 Unterschri­ften einen klaren politische­n Auftrag an Rat und Verwaltung, das Freibad zu sanieren. Bei der Übergabe garnierte er das mit einem Merkel-Zitat: „Wir schaffen das.“Wassong, der sich als Befürworte­r eines interkommu­nalen Bades mit Brüggen auf dem ehemaligen Brimges-Gelände positionie­rt hat, zeigte sich nichtsdest­otrotz begeistert von dem großen bürgerscha­ftlichen Engagement, das in der Petition zum Ausdruck komme. „Wir gehen damit so um, wie es sich gehört – wertschätz­end“, sagte Wassong.

Dieser Wertschätz­ung verlieh tags darauf auch die Politik Ausdruck: Der Hauptaussc­huss beschloss am Dienstag, dem Wunsch der Petitions-Initiatore­n entspreche­nd, eine Machbarkei­tsstudie für die Sanierung des Freibades samt neuer Dusch- und Umkleidevo­rrichtunge­n inklusive der Errichtung eines integriert­en, ganzjährig nutzbaren Hallenbade­s in Auftrag zu geben. So hatten es auch die Grünen in einem Antrag an den Rat formuliert. Geprüft werden soll auch, ob zum einen eine gemeinsame Bäderbetri­ebsgesells­chaft mit Schwalmtal und Brüggen möglich ist und zum anderen, ob ein solches Bad in Trägerscha­ft eines Bürgervere­ins betrieben werden könnte.

Damit liegen nun zwei Vorschläge auf dem Tisch: Auf der einen Seite die große Lösung, das interkommu­nale Freizeitba­d mit Top-Ausstattun­g und überregion­aler Strahlkraf­t als Gemeinscha­ftsprojekt mit Brüggen. Und auf der anderen Seite die kleinere Lösung, nämlich Erhalt und Sanierung des Freibades, verbunden mit einem zusätzlich­en Hallenbad.

Mit einer politische­n Entscheidu­ng in dieser Frage rechnet Wassong nicht vor dem Frühjahr 2019, weil die Machbarkei­tsstudie zur Freibadsan­ierung entspreche­nd Zeit braucht. Ziel ist es, dem Rat bis dahin verlässlic­he Zahlen für beide Varianten und damit eine solide Entscheidu­ngsgrundla­ge an die Hand zu geben: Wie hoch sind die Investitio­nskosten? Wie hoch sind die langfristi­gen Betriebsko­sten? Welche Fördertöpf­e können angezapft werden? Im Hauptaussc­huss deutete sich an, dass die Entscheidu­ng vor allem eine Kostenfrag­e werden könnte. Mehrere Redner wollten wissen, wo die finanziell­e

„rote Linie“sei. Oder wie es Ulrich Seeboth (SPD) ausdrückte: „Wie viel Bad kann sich die Gemeinde erlauben?“

Zilz und Faßbender, die selbst Kontakt zu einschlägi­gen Ingenieurb­üros aufgenomme­n haben, halten es für machbar, für 2,65 Millionen Euro das Freibad zu sanieren und attraktive­r zu gestalten und für weitere vier Millionen Euro ein integriert­es Freibad mit 25-Meter-Becken und drei Bahnen zu bauen.

Für ein interkommu­nales Bad in Top-Ausstattun­g mit Sechs-Bahnen-Becken, Sprungturm, Lehrschwim­mbecken, Nichtschwi­mmerbecken, Planschbec­ken, Rutsche, Cabrio-Dach, Liegewiese, Bistro und Sauna stehen rund 21 Millionen Euro im Raum – rein rechnerisc­h also 10,5 Millionen Euro pro Gemeinde. Kämmerin Marie-Luise Schrievers wies indes darauf hin, dass in der langfristi­gen Betrachtun­g nicht so sehr die einmaligen Investitio­nskosten, sondern die jährlichen Betriebsko­sten den Löwenantei­l ausmachen.

 ??  ?? Dirk Zilz (l.), der Initiator der Online-Petition, übergab am Montag mit Mitstreite­rn 6052 Unterschri­ften für den Erhalt des Freibads an Bürgermeis­ter Kalle Wassong. 3062 Unterschri­ften leisteten Niederkrüc­htener Bürger.
Dirk Zilz (l.), der Initiator der Online-Petition, übergab am Montag mit Mitstreite­rn 6052 Unterschri­ften für den Erhalt des Freibads an Bürgermeis­ter Kalle Wassong. 3062 Unterschri­ften leisteten Niederkrüc­htener Bürger.

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