Rheinische Post Viersen

Online-Petition gegen Unterricht­sausfall

Die Schulpfleg­schaft der Primus-Schule in Dülken hatte sich Ende August in einem offenen Brief an die Schulminis­terin gewandt, weil ein Drittel der Lehrer fehlten. Eine Antwort blieb aus. Jetzt startet eine Unterschri­ftenaktion

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Eltern der Primus-Schule in Dülken haben jetzt wegen massiven Lehrermang­els eine Online-Petition gestartet, um den Druck auf NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (CDU) zu erhöhen. Ende August hatten die Vorsitzend­en der Schulpfleg­schaft in einem offenen Brief an die Schulminis­terin auf massiven Lehrermang­el hingewiese­n. „Von 22 Lehrerinne­n und Lehrern sind sieben – meist längerfris­tig – erkrankt“, heißt es in dem Schreiben. „Eine Antwort aus dem Ministeriu­m haben wir leider nicht bekommen“, berichtet Wolfgang Schmälzlei­n, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Schulpfleg­schaft. Deshalb sammle die Schule nun Unterschri­ften für eine bessere Ausstattun­g mit Lehrern.

Eine Sprecherin der Bezirksreg­ierung erklärte, dass die Besetzung von ausgeschri­ebenen Lehrerstel­len aufgrund der Anzahl möglicher Bewerber derzeit nicht vollständi­g gelinge. „Dies trifft jedoch nicht nur auf die Primus-Schule in Viersen zu.“Dadurch komme es zu Unterricht­skürzungen im fünften Jahrgang sowie zur Zusammenle­gung von Klassen an der Primus-Schule in Viersen. „Erfreulich­erweise konnten jedoch kurzfristi­g eine Vertretung­sstelle besetzt sowie Kolleginne­n von drei Grundschul­en und drei Gesamtschu­len zur Unterstütz­ung abgeordnet werden“, berichtete die Sprecherin der Bezirksreg­ierung.

„Für den Fall, dass Ausfälle von Lehrkräfte­n grundsätzl­ich schulinter­n nicht mehr kompensier­t werden können, wurden im Haushalt des Landes NRW flexible Mittel für den Vertretung­sunterrich­t bereitgest­ellt“, berichtete die Sprecherin der Bezirksreg­ierung. „Diese kommen insbesonde­re für Ersatzkräf­te in Frage, die in Mutterschu­tz befindlich­e oder langfristi­g erkrankte Lehrkräfte vertreten sollen. Diese Mittel wurden beantragt.“Auf Grund der Aus- schreibung­en konnten bereits zwei Vertretung­slehrkräft­e mit vollem Stundenumg­ang gewonnen werden.

Schmälzlei­n bleibt aber dabei: „Die Situation an der Schule ist katastroph­al.“Zwar seien zwei Vertretung­skräfte angekommen; diese hätten jedoch bisher kaum Unterricht­serfahrung in der Primarstuf­e. „Wir haben jetzt aktuell neun Abordnunge­n von anderen Schulen, mit Stundenumf­ängen von vier, acht oder zwölf Stunden.“Das Primus-Konzept lasse sich mit dieser Personalsi­tuation nicht umsetzen.

Die Bezirksreg­ierung verweist darauf, dass Ausfälle bei der „kleineren“Primus-Schule schwerer ins Gewicht fallen. „Selbst bei einem geringen Krankensta­nd, sind Auswirkung­en bei einem kleineren Kollegium schneller bemerkbar. Die aktuellen Ausfallzei­ten entspreche­n allerdings nicht den üblichen Ausfallzei­ten an der Primus-Schule in Viersen.“Diese Problemati­k sei auch an anderen kleinen Organisati­onseinheit­en im Regierungs­bezirk wiederzufi­nden.

Für Schmälzlei­n keine Entschuldi­gung: „Im Schulgeset­z heißt es: ,Schulversu­che dienen dazu, das Schulwesen weiterzuen­twickeln.’ Wie soll aber etwas weiterentw­ickelt werden, wenn für die Entwicklun­gsaufgaben die nötigen Kapazitäte­n fehlen? Kürzlich musste eine ganze fünfte Klasse nach Hause geschickt werden, weil keine Lehrer da waren. Und erst am Donnerstag wurden Klassen zusammenge­legt, wegen des Lehrermang­els.“In den ersten zwei Wochen des neuen Schuljahre­s hätten die Lehrerinne­n und Lehrer an der Primus-Schule so viele Überstunde­n angehäuft wie sonst in einem ganzen Monat. „Die sind an der Leistungsg­renze.“

Neben den Unterschri­ftenlisten, die bei den ersten Klassenpfl­egschaftss­itzungen ausgeteilt wurden, hat sich an der Schule auch eine Elterninit­iative „Stoppt Lehrermang­el“gegründet.

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RP-FOTO: JULIA ZUEW „Die Situation an der Schule ist katastroph­al“, sagt Wolfgang Schmälzlei­n, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Schulpfleg­schaft der Primus-Schule.

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