Online-Petition gegen Unterrichtsausfall
Die Schulpflegschaft der Primus-Schule in Dülken hatte sich Ende August in einem offenen Brief an die Schulministerin gewandt, weil ein Drittel der Lehrer fehlten. Eine Antwort blieb aus. Jetzt startet eine Unterschriftenaktion
VIERSEN Eltern der Primus-Schule in Dülken haben jetzt wegen massiven Lehrermangels eine Online-Petition gestartet, um den Druck auf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (CDU) zu erhöhen. Ende August hatten die Vorsitzenden der Schulpflegschaft in einem offenen Brief an die Schulministerin auf massiven Lehrermangel hingewiesen. „Von 22 Lehrerinnen und Lehrern sind sieben – meist längerfristig – erkrankt“, heißt es in dem Schreiben. „Eine Antwort aus dem Ministerium haben wir leider nicht bekommen“, berichtet Wolfgang Schmälzlein, stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft. Deshalb sammle die Schule nun Unterschriften für eine bessere Ausstattung mit Lehrern.
Eine Sprecherin der Bezirksregierung erklärte, dass die Besetzung von ausgeschriebenen Lehrerstellen aufgrund der Anzahl möglicher Bewerber derzeit nicht vollständig gelinge. „Dies trifft jedoch nicht nur auf die Primus-Schule in Viersen zu.“Dadurch komme es zu Unterrichtskürzungen im fünften Jahrgang sowie zur Zusammenlegung von Klassen an der Primus-Schule in Viersen. „Erfreulicherweise konnten jedoch kurzfristig eine Vertretungsstelle besetzt sowie Kolleginnen von drei Grundschulen und drei Gesamtschulen zur Unterstützung abgeordnet werden“, berichtete die Sprecherin der Bezirksregierung.
„Für den Fall, dass Ausfälle von Lehrkräften grundsätzlich schulintern nicht mehr kompensiert werden können, wurden im Haushalt des Landes NRW flexible Mittel für den Vertretungsunterricht bereitgestellt“, berichtete die Sprecherin der Bezirksregierung. „Diese kommen insbesondere für Ersatzkräfte in Frage, die in Mutterschutz befindliche oder langfristig erkrankte Lehrkräfte vertreten sollen. Diese Mittel wurden beantragt.“Auf Grund der Aus- schreibungen konnten bereits zwei Vertretungslehrkräfte mit vollem Stundenumgang gewonnen werden.
Schmälzlein bleibt aber dabei: „Die Situation an der Schule ist katastrophal.“Zwar seien zwei Vertretungskräfte angekommen; diese hätten jedoch bisher kaum Unterrichtserfahrung in der Primarstufe. „Wir haben jetzt aktuell neun Abordnungen von anderen Schulen, mit Stundenumfängen von vier, acht oder zwölf Stunden.“Das Primus-Konzept lasse sich mit dieser Personalsituation nicht umsetzen.
Die Bezirksregierung verweist darauf, dass Ausfälle bei der „kleineren“Primus-Schule schwerer ins Gewicht fallen. „Selbst bei einem geringen Krankenstand, sind Auswirkungen bei einem kleineren Kollegium schneller bemerkbar. Die aktuellen Ausfallzeiten entsprechen allerdings nicht den üblichen Ausfallzeiten an der Primus-Schule in Viersen.“Diese Problematik sei auch an anderen kleinen Organisationseinheiten im Regierungsbezirk wiederzufinden.
Für Schmälzlein keine Entschuldigung: „Im Schulgesetz heißt es: ,Schulversuche dienen dazu, das Schulwesen weiterzuentwickeln.’ Wie soll aber etwas weiterentwickelt werden, wenn für die Entwicklungsaufgaben die nötigen Kapazitäten fehlen? Kürzlich musste eine ganze fünfte Klasse nach Hause geschickt werden, weil keine Lehrer da waren. Und erst am Donnerstag wurden Klassen zusammengelegt, wegen des Lehrermangels.“In den ersten zwei Wochen des neuen Schuljahres hätten die Lehrerinnen und Lehrer an der Primus-Schule so viele Überstunden angehäuft wie sonst in einem ganzen Monat. „Die sind an der Leistungsgrenze.“
Neben den Unterschriftenlisten, die bei den ersten Klassenpflegschaftssitzungen ausgeteilt wurden, hat sich an der Schule auch eine Elterninitiative „Stoppt Lehrermangel“gegründet.