Bodo Held ist kein bisschen weise
Das Rentendasein gerät zum Desaster, der Protagonist ist verzweifelt. Bis seine Frau die rettende Idee hat. Bernd Schüren steht erneut einsam auf der Bühne. Ab Oktober ist er in dem Ein-Mann-Stück „Kein bisschen weise“zu sehen
MÖNCHENGLADBACH Bodo Held ist 66 Jahre alt, seit einem Jahr in Rente – und todunglücklich. Nichts kann der Kerl mit sich anfangen, er hat keine Hobbys, nichts. Seiner Frau Jutta geht er gehörig auf die Nerven. Alles, was er gutmeinend anpackt, geht in die Hose. Er latscht von einem Fettnapf in den nächsten. Bodo ist verzweifelt. Dabei hatte er gedacht, dass er sein Leben perfekt im Griff hat – auch nach der Berufstätigkeit. „Nein, der Ruhestand ist nicht wohlverdient“, sagt er. „Er ist eine Herausforderung vom Allerfeinsten.“Als Bodo am Tiefpunkt angekommen ist, übernimmt seine Frau die Regie. Hinter seinem Rücken besorgt sie die alte Ente, mit der ihr Mann in seiner Jugend die Welt entdecken wollte. Bodo Held will den geliebten Citroën 2 CV wieder flott machen. Der deprimierte Rentner wird zum Schrauber, die Garage zu seinem Zufluchtsort, die Ente zum Hoffnungssymbol.
Bernd Schüren, Jahrgang 1953, ist Amateur-Schauspieler. Einer mit Ambition, ausgesprochen beredtem Gesicht und einer kräftigen, ausdrucksstarken Stimme. Einer mit Lust am Spiel. Das hat er als Zimmermann von Dalen vor etlichen Jahren eindrucksvoll bewiesen, das hat er viele Jahre als Ensemblemitglied der Viersener Volksbühne getan. Und in dem Ein-Mann-Stück „Comeback für Noah“glänzte er auf vielen Bühnen der Region.
Wieder ist es – wie schon beim Noah – der Schauspieler, Regisseur, Autor und Theaterpädagoge Stefan Filipiak, der die Regie führt. Und diesmal stammt sogar das Stück „Kein bisschen weise“aus seiner Feder. „Das Thema haben wir gemeinsam erarbeitet“, sagt Bernd Schüren, der mit einem eigenen Unternehmen in der Werbung tätig ist. „Im Gegensatz zu Bodo Held wird meine Berufstätigkeit nicht von einem Tag auf den anderen enden“, sagt er. „Ich schleiche mich irgendwann nach uns nach aus dem Beruf heraus.“Sohn Bastian hat bereits die Leitung der Werbeagentur übernommen. Der Ruhestand ist tatsächlich ein gewaltiges Thema, sagt Schüren. „Jeder hat damit Erfahrungen – als Rentner, als Tochter oder Sohn eines Rentners oder als Ehefrau eines Rentners.“Während Bodo Held an dem französischen Kult-Auto bastelt – Bernd Schüren und seine Frau Inge fuhren tatsächlich in den 1970er-Jahren Ente – lamentiert er von den vielen Tiefs seines Lebens. Ständig braucht er moralische Unterstützung. Die findet er bei den Beatles. Die Musik der „Fab four“knattert ununterbrochen aus dem Ghettoblaster. Je nach Stimmung wechseln die Songs. Musikalischer Seelenbalsam für den armen Bodo Held.
Das Ein-Personen-Stück spielt in einer Garage. Da gibt es Werkzeug – wohlgeordnet an der Wand, eine Werkbank mit Kisten und Kästen, einen Stuhl und den Ghettoblaster. „Ich brauche keinen technischen Schnickschnack“, sagt Bernd Schüren. Er wird mit dem Stück in kleineren Räumen mit Studio-Atmosphäre auftreten. „Die Nähe zum Publikum ist mir wichtig.“