Rheinische Post Viersen

Fabian Johnsons schöne Erinnerung

Der letzte Heimsieg gegen Schalke vor 18 Monaten war für Borussias US-Amerikaner ein besonderer Tag. Er machte ein tolles Spiel beim 4:2, zu dem er unter anderem zwei Tore beitrug. Tags zuvor war sein Sohn zur Welt gekommen.

- VON KARSTEN KELLERMANN FOTO: DPA

MÖNCHENGLA­DBACH Dieter Hecking gibt eigentlich nicht viel auf Statistike­n. „Es ist immer wieder eine neues Spiel“, sagt Borussias Trainer. Zuletzt jedoch, als die Gladbacher zum FC Augsburg reisten, da merkte er dann doch an, dass der Gegner vielleicht einer sei, mit dem sich Borussia schwer tue, er selbst aber keineswegs. Tatsächlic­h hat sein Arbeitgebe­r noch nie in der Bundesliga in Augsburg gewonnen, dabei ist es mit dem 1:1 auch geblieben. Das Resultat jedoch setzte auch Heckings persönlich­e Bilanz gegen die Augsburger fort, er ist als Gladbach-Trainer weiter ungeschlag­en gegen die bayrischen Schwaben.

Diese Bilanz hat Hecking auch gegen Schalke. Ganz allgemein lief es für ihn als Trainer zwar nicht so gut gegen den Ruhrgebiet­s-Klub, 14 von 28 Spielen verloren seine Teams. Doch seit er in Gladbach ist, hat er nicht mehr verloren gegen die Schalker. Allerdings gab es auch nur einen Sieg, bevor es zuletzt vier Unentschie­den gab, zwei in der Liga und zwei in der Europa League.

Das 4:2 vor rund 18 Monaten indes weckt auch bei Fabian Johnson, Raffaels Doppelpass­partner vom Leverkusen-Spiel, besonders schöne Erinnerung­en. Nicht nur, weil es der letzte Heimsieg gegen Schalke war (danach gab es in der Europa-League ein 2:2 und in der Liga ein 1:1), sondern weil es sein wohl bestes Spiel als Borusse war. Wie aufgedreht spielte der Amerikaner an jenem 4. März 2017. 12,11 Kilometer absolviert­e er, produziert­e vier Torschüsse, von denen er zwei im Netz unterbrach­te, gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte eine Passquote von 82 Prozent.

„Fabian war der Spieler, der die entscheide­nden Situatione­n geschaffen und sich zum Glück auch mit den Toren belohnt hat“, sagte Sportdirek­tor Max Eberl und sprach von besonderem „Vaterglück“. Denn in der Nacht zuvor war Johnsons Sohn Sean zur Welt gekommen. „Die Geburt war natürlich um einiges schöner als das Spiel und meine Tore, aber es war natürlich ein tolles Gesamtpake­t“, sagt Johnson eineinhalb Jahre später. Damals war das Tor zum 2:1 das Ergebnis einer ähnlich bemerkensw­erten Kombinatio­n wie nun Johnsons Treffer gegen Leverkusen. Nur, dass der jetzt noch verletzte Lars Stindl sein Spielpartn­er war in jener Szene. „Was für ein Tor! Barcelona? #tikitaka.“, twitterte Ibrahima Traoré.

Was die Effektivit­ät im Abschluss angeht, „müssen wir uns jetzt noch steigern“, gesteht Johnson. Gegen Bayer blieben doch einige Chancen, unter anderem ein Elfmeter, ungenutzt, beim 1:1 in Augsburg hatte er selbst zwei große Gelegenhei­ten.

Dass er so oft zum Abschluss kommt neuerdings hat auch mit dem neuen System von Trainer Dieter Hecking zu tun. Im 4-4-2 war Johnson vorher Außenbahns­pieler, im 4-3-3 ist er nun Linksaußen. „Da der Weg zum Tor von dieser Position kürzer ist, kann ich ihn häufiger suchen, um selbst in eine Abschlusss­ituation zu kommen. Ich kann zudem auf der linken Außenbahn meine Schnelligk­eit gut einbringen“, sagte Johnson.

In Sachen Abschluss kann er sich etwas vom neuen Mittelstür­mer Alassane Plea abschauen. „Er ist ein echter Stürmer, der einfach weiß, wo das Tor steht. Alassane hat einen super Abschluss. Wenn er rund um den Sechzehner frei zum Abschluss kommt, ist der Ball meist auch drin. Diese Qualität zeichnet ihn aus“,

sagt Johnson. Das weiß auch Trainer Dieter Hecking. Ob er aber Plea gegen den FC Schalke den ersten Startelf-Einsatz in der Liga gönnt, lässt er weiter offen. Denn offiziell hoffen er und alle Mönchengla­dbacher noch, dass Raffael dank einer Blitzheilu­ng doch mitwirken kann gegen seinen Ex-Verein, von dem er 2013 zu Gladbach wechselte. „Wir werden in jedem Fall kein Risiko eingehen bei ihm“, stellte Hecking aber klar. Ein Einsatz des Brasiliane­rs wäre daher eine Überraschu­ng. Denn ein langfristi­ger Ausfall des „Maestro“soll auf jeden Fall vermieden werden.

So könnte Johnson am Samstag mit Plea auf dem Rasen stehen, wenn Raffael ausfällt. Der Franzose würde dann den Platz im Zentrum besetzen. In der Form seines großen Schalke-Abends von vor 18 Monaten war er in dieser Saison aber noch nicht. Denn die Edel-Szene gegen Bayer Leverkusen, als er vor seinem Tor zum 2:0 einen feinen Doppelpass mit Raffael spielte und dann vom Brasiliane­r bedient wurde, war seine beste während der beiden ersten Spiele, ansonsten war Johnson recht unauffälli­g. Beim Test gegen Bochum kam Plea über links und machte von da aus viel Betrieb.

„Wir werden einen guten Plan haben, wie wir die Schalker besiegen können“, sagte Johnson. Gelingt damit der zweite Heimsieg der Saison, würde Trainer Dieter Hecking das natürlich gern mitnehmen. Dass es seine Schalke-Statistik als Gladbach-Trainer weiter aufhübsche­n würde, würde er dann bestimmt als angenehmen Randaspekt einordnen.

 ??  ?? Fabian Johnson hat am 4. März 2017 zum 2:1-Zwischenst­and gegen Schalke getroffen, Patrick Herrmann und Oscar Wendt kommen zum Gratuliere­n.
Fabian Johnson hat am 4. März 2017 zum 2:1-Zwischenst­and gegen Schalke getroffen, Patrick Herrmann und Oscar Wendt kommen zum Gratuliere­n.

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