Rheinische Post Viersen

Die Millionäri­n in der Tonne

Die Polizei fand Gertrud K. am 24. November 2007 am Breyeller See in Nettetal. Ihr Leichnam steckte in einer Tonne. Ihre Mörder hatten sie für immer verschwind­en lassen wollen. Doch die Regentonne wollte nicht untergehen

- VON INGRID KRÜGER UND GABI PETERS FOTO: POLIZEI

NETTETAL/GLADBACH Es sollte das perfekte Verbrechen werden, doch dann lief einiges schief. Die Leiche, die für immer verschwind­en sollte, tauchte wieder auf. Und das, obwohl die Täter sich doppelt abgesicher­t hatten.

Drei Männer, damals 53, 21 und 20 Jahre alt, fassten im Herbst 2007 den Entschluss, die vermögende, ehemalige Geschäftsf­rau Gertrud K. zu töten. Der Älteste aus dem Trio kannte die Millionäri­n, weil er für sie Gelegenhei­tsarbeiten erledigte. Und er wusste: Bei der 89-Jährigen ist viel Geld zu holen. Davon, so wurde später vor Gericht deutlich, wollten sich die Männer unter anderem einen Coffee-Shop in Venlo kaufen und eine Cannabis-Plantage anbauen. In der Wohnung des 55-Jährigen hatten Polizeibea­mte ein Vertragswe­rk entdeckt, in dem von der Gründung eines Coffee-Shops die Rede war. Und alle drei hatten den Vertrag unterschri­eben. Mit dem Anbau der Pflanzen kannte sich der Ältere aus. Zusammen mit seinem Bruder hatte er bereits eine Plantage in einem Haus an der Alleestraß­e betrieben, was aber aufgefloge­n war. Jetzt sollte eine neue Einkunftsm­öglichkeit geschaffen werden.

Zuerst hatten die Männer einen Wohnungsei­nbruch geplant, um an der nötige Geld zu kommen. Doch als die Suche nach einem geeigneten Objekt misslang, soll der damals 53-Jährige vorgeschla­gen haben, Gertrud K. zu überfallen. Vor dem Überfall stellte das Trio das Würgeseil her. Es wurde gefertigt aus einem Fahrradbre­mszug und hölzernen Griffen aus der Werkstatt des 53-Jährigen. Der Strangulat­ionsstrick lag noch um den Hals der Toten, als Polizeibea­mte die Leiche fanden.

Anfang Oktober drangen der 21-Jährige und 20-Jährige unter dem Vorwand, eine leer stehende Wohnung besichtige­n zu wollen, in das Haus der Millionäri­n ein. Kurze Zeit später war Gertrud K. tot. Über Handy wurde Karl M. angerufen, der bei der Beseitigun­g der Blutspuren und der Leiche helfen sollte. Die Spuren ihrer Tat entfernte das Trio mit scharfem Reinigungs­mittel.

„Brutal, grausam, abscheulic­h.“So beschrieb der Leiter der Mordkommis­sion das Verbrechen, das sich Anfang Oktober 2007 in dem Haus in Hardterbro­ich-Pesch ereignete. Gertrud K. soll sich vor ihrem Tod noch gewehrt haben. So habe sie es zunächst noch geschafft, die Hände zwischen ihren Hals und dem Seil zu legen, berichtete­n die Ermittler. Doch die Täter hätten ihr die Arme weggezogen. Bei der Obduktion wurden schwere Kopfverlet­zungen bei Gertrud K. festgestel­lt. Offenbar war sie die Treppe hinunterge­stoßen worden.

Nach der Tat stopfte das Trio die 89-Jährige in eine blaue Regentonne und übergoss sie mit Chemikalie­n, von denen die Täter glaubten, sie überdeckte­n den Verwesungs­geruch. Etwa sechs Wochen war die Tonne mit dem Leichnam im Keller des Mehrfamili­enhauses in Hardterbro­ich-Pesch versteckt.

Als die Polizei nach einer Vermissten­anzeige Ermittlung­en aufnahm, wurden die drei Männer aer offensicht­lich nervös. Am 21. November 2007 transporti­erten sie das Plastikfas­s zum Wohnhaus des ältesten Täters an der Alleestraß­e. Einen Tag später wurde die Tonne in einen See bei Nettetal-Breyell geworfen. Die Männer hatten extra Löcher in die Regentonne gebohrt, damit sie samt Inhalt für immer am Seegrund bleiben sollte. Doch das blaue Plastikfas­s stieg wieder an die Wasserober­fläche, wo es entdeckt wurde.

Weiteres Pech für die Täter: Nach Presseverö­ffentlichu­ngen der Polizei hatten sich gleich mehrere Zeugen gemeldet, die alle drei Männer gesehen hatten, wie sie sich an der auffällig blauen Tonne zu schaffen machten. Das Trio wurde gefasst. Wegen heimtückis­chen Mordes aus Habgier und schweren Raubes mit Todesfolge verurteilt­e das Gericht im März 2009 die beiden Älteren zu lebenslang­er Haft, den Jüngsten zu achteinhal­b Jahren Jugendstra­fe. Alle drei nahmen das Urteil scheinbar gleichgült­ig hin, so wie sie auch im gesamten Prozess kaum Gefühlsreg­ungen gezeigt hatten.

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In einer solchen Tonne wurde das Opfer gefunden. Die Täter hatten gehofft, die Tonne sinke samt Inhalt bis zum Grund des Sees.
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FOTO: FRANZ-HEINRICH BUSCH In diesem See bei Nettetal wurde die Leiche von Gertrud K. aus Mönchengla­dbach gefunden.

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