Rheinische Post Viersen

Keine Bedenken gegen Millionen-Invest

Die Mitglieder des Rats stimmten in einer Sondersitz­ung der Offenlage des Bebauungsp­lans für das Gewerbegeb­iet in Breyell zu. Sie sahen – anders als Anwohner – keine Risiken. Stattdesse­n bewerteten sie das Vorhaben als Chance

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND MANFRED MEIS

NETTETAL Einstimmig hat der Stadtrat die formelle Offenlegun­g des Bebauungsp­anes Br 270 „Östlich Dülkener Straße“(in Breyell zwischen Autobahn 61 und dem Gewerbegeb­iet Speckerfel­d) beschlosse­n.

Die Mitglieder nahmen die Bedenken und Anregungen, die bis hin zur Aufgabe des Planes reichten, zur Kenntnis, folgte ihnen aber nicht. Zu den Kritikern gehören die Mitglieder der „Interessen­gemeinscha­ft Lötsch“(IGL). Einer der Kritikpunk­te, die Manfred Mücke für die Eingabe formuliert hat, ist der zunehmende Lastwagen-Verkehr: Bis zu 80 Brummis sollen künftig zusätzlich über die Dülkener Straße von und zur Autobahn 61 rollen. Zudem befürchten die Einwohner ein risikoreic­heres Fahren für Radfarer an der Kreuzung in Lötsch. Fußgänger und Radfahrer vom Gewerbegeb­iet Speckerfel­d könnten nur unter erhebliche­m Risiko die Straße überqueren, denn der Radweg liegt auf der westlichen Seite. Betroffen seien Kinder aus der Lötscher Kita „Zwergenlan­d“und Mitarbeite­r der Werkstatt des Heilpädago­gischen Zentrums (HPZ) im Speckerfel­d. Die Verwaltung teilte die Bedenken nicht – ebenso wenig wie die Ratsmitgli­eder.

Seit August 2017 ist bekannt, dass der Neusser Paniermehl-Hersteller Brata ein zweites Standbein in Breyell errichten will. Das Familienun­ternehmen will rund 30 Millionen Euro investiere­n, es benötigt mehr Platz und will weiter wachsen. „Bis zum Jahr 2020 soll der neue Betrieb in Nettetal in drei Stufen ausgebaut werden. Die erste Stufe soll 2020 abgeschlos­sen sein“, erläuterte der Verwaltung­schef. Insgesamt könnten bei Brata in Breyell bis zu hundert neue Arbeitsplä­tze entstehen. Der Plan einer möglichen Ansiedlung des Paniermehl­hersteller­s Brata aus Neuss wertete Marcus Optendrenk (CDU) als einen „deutlichen Schritt nach vorn“, der für Breyell eine „gute Entwicklun­g bei gewerblich­en Arbeitsplä­tzen“bringe. Nach Ansicht seiner Fraktion hätten die Einwendung­en der Anlieger keine entscheide­nden Argumente gebracht, die Planung zu ändern oder gar aufzugeben.

Belästigun­gen durch „eine wahrschein­lich etwas höhere Verkehrsbe­lastung“könnten durch Tempobesch­ränkungen gemindert werden. Immerhin sei der Verkehr auf einer klassifizi­erten Landesstra­ße (früher gar Bundesstra­ße 7) besser aufgehoben als auf einem Nebenweg: „Wir gehen nicht in Wohnbereic­he hinein.“

Die Frage von Hajo Siemes, dem Vorsitzend­en der Fraktion „Wir in Nettetal“( WIN), ob ein Kreisverke­hr an der Kreuzung Dülkener Straße/ Bergerfeld nicht besser sei als eine Ampel, beantworte­te Stadtplane­r Markus Grühn. Er verwies dabei auf die Ansicht der Fachbehörd­e Straßen.NRW, die an dieser Stelle für eine Ampel plädierte.

Zu Herzen nehmen will sich die Verwaltung eine bessere Klassifizi­erung der Honschaft Lötsch, die von ihr als „Splittersi­edlung“bezeichnet worden war. „Die Lötscher fühlen sich abgehängt“, so schilderte Siemes.die Stimmung. Auch Manfred Mücke hatte dies in seinem Schreiben thematisie­rt.

Wann der Plan offiziell offen gelegt wird, steht noch nicht fest. Sobald er offenliegt, können erneut Bedenken und Anregungen geltend gemacht werden. Bei der ersten Präsentati­on des Bebauungsp­lans Anfang Juni hatte es sich um eine „frühzeitig­e Bürgerbete­iligung“gehandelt.

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RP-FOTO: J. KNAPPE Anwohner in Lötsch befürchten Belästigun­gen durch zusätzlich­en Lastwagenv­erkehr, wenn sich am Speckerfel­d ein großes Unternehme­n ansiedelt. Der Stadtrat teilte diese Bedenken nicht.

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