Rheinische Post Viersen

Aktionäre unzufriede­n mit Ryanair

Bei der Hauptversa­mmlung der Fluggesell­schaft gab es viel Kritik am Führungspe­rsonal.

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DUBLIN (rtr) Der langjährig­e RyanairChe­f Michael O‘Leary will bei der Fluggesell­schaft keinen weiteren Fünf-Jahres-Vertrag unterschre­iben. Der 57-Jährige ist seit 1994 im Amt und hat den Aufstieg des irischen Unternehme­ns zu Europas größter Billigairl­ine entscheide­nd mitgeprägt. „Ich wäre dann 62. Ich bin mir nicht sicher, ob Frau O‘Leary glücklich wäre“, sagte der Manager am Donnerstag nach der Hauptversa­mmlung. Er sei in Gesprächen mit der Konzernspi­tze über einen Zweioder Drei-Jahresvert­rag. Auf dem Aktionärst­reffen bekam O‘Leary trotz des anhaltende­n Arbeitskam­pfes in mehreren europäisch­en Ländern deutliche Rückendeck­ung mit einer Zustimmung der Eigner von 98,5 (Vorjahr: 99) Prozent. Der Chef des Verwaltung­srats, David Bonderman, hingegen wurde abgestraft.

Der US-Milliardär erhielt bei der Wiederwahl nur 70,5 Prozent der Stimmen, nach 89 Prozent im Vorjahr. „Es gibt immer mehr Streiks und die Berichte über schlechte Arbeitsbed­ingungen reißen nicht ab“, kritisiert­e der Chef vom Ryanair-Investor LAPFF, Ian Greenwood. Das bedrohe auch den Unternehme­nswert. Im vergangen Jahr haben die Ryanair-Aktien 17 Prozent an Wert verloren. „Wir hoffen, dass Herr Bonderman und das Board die Botschaft beachten werden, die die Aktionäre heute gesendet haben, und Pläne für seinen Rücktritt ankündigen“, sagte Greenwood. Auch die Investment­gesellscha­ft Royal London Asset Management hatte angekündig­t, gegen Bondermans Wiederwahl zu votieren.

Die deutsche Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit und der britische Pilotenver­band Balpa hatten ebenfalls an die Aktionäre plädiert, die Führungssp­itze auszutausc­hen. Der 75-jährige Bonderman, seit 1996 im Amt, bezeichnet­e die Kritik „als völlig daneben“. Er äußerte sich aber nicht dazu, wie lange er seinen Job noch machen will.

Die irische Fluggesell­schaft liegt europaweit mit Piloten und Flugbeglei­tern im Clinch über Löhne und Arbeitsbed­ingungen. Am 28. September wollen Flugbeglei­ter in Spanien, Italien, Portugal, Belgien und den Niederland­en erneut die Arbeit niederlege­n. Zudem nannte der Pilotenver­band in Belgien ein Ryanair-Angebot unannehmba­r und will sich am Ausstand beteiligen. Beschäftig­te kritisiere­n vor allem, dass Ryanair Mitarbeite­r in den einzelnen Ländern oft nicht mit lokalen Verträgen ausstatte und nationales Arbeitsrec­ht nicht anwende. O‘Leary bekräftigt­e seine Drohung, dass man in Deutschlan­d Kapazitäte­n abbauen werde, sollten sich die Gewerkscha­ften weiter unnachgieb­ig zeigen.

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