Rheinische Post Viersen

Fitness im öffentlich­en Raum

Bei Sporthalle­n und Sportplätz­e ist die Stadt gut aufgestell­t. Doch damit wollen sich Politik und Verwaltung nicht zufrieden geben. Ab Ende September sollen in Workshops Ideen für ein „Bewegtes Viersen“gesammelt werden.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Jetzt, wo die die Modernisie­rung des Stadions am Hohen Busch kurz bevorsteht, hat die Sportverwa­ltung noch zwei Projekte auf der To-do-Liste. Der alte Kunstrasen­platz am Hohen Busch und die hauptsächl­ich schulisch genutzte Sportanlag­e an der Brandenbur­ger Straße in Dülken sollen perspektiv­isch auf Vordermann gebracht werden, dann sieht sich die Stadt in Sachen Sportstätt­en exzellent aufgestell­t.

Doch mit Blick auf den demografis­chen Wandel und weitere gesellscha­ftliche Veränderun­gen wie etwa fortschrei­tende Individual­isierung und geändertes Freizeitve­rhalten will sich die Stadtverwa­ltung nicht auf dem Erreichten ausruhen. Sie arbeitet unter dem Titel „Bewegtes Viersen“an einem Rahmenplan für die Sportentwi­cklung. Dabei sollen alle relevanten Gruppen inklusive interessie­rter Bürger eingebunde­n werden. In mehreren Workshops sollen ab Donnerstag, 27. September, Ideen gesammelt werden, wie sich die Stadt Viersen bei den Themen Sport und Bewegung fit für die Zukunft machen soll.

„Wir haben in den vergangene­n Jahren keine Hallen geschlosse­n, auch wenn wir Schulen aufgegeben haben. Wir investiere­n in deren Erhalt und haben seit 2012 unter großer finanziell­er Beteiligun­g der Sportverei­ne etwa 6,5 Millionen Euro für die Modernisie­rung offener Sportstätt­en ausgegeben“, erklärt Sportdezer­nent Paul Schrömbges. „Doch die Frage ist, ob das genug ist?“

Dass die Antwort auf diese Frage innerhalb der Stadtverwa­ltung negativ ausgefalle­n ist, lässt sich daraus schließen, dass es jetzt die Initiative „Bewegtes Viersen“gibt. Die Grundlagen dazu wurden schon vor etwas mehr als zwei Jahren gelegt, als Stefan Eckl vom Stuttgarte­r Institut für kooperativ­e Planung und Sportentwi­cklung im Sportaussc­huss einen Vortrag zu der Thematik hielt. „Das hat uns stark motiviert, das Thema anzugehen“, erinnert sich Paul Schrömbges.

So kann es auch nicht verwundern, dass Stefan Eckl und sein Team den Auftrag erhalten haben, den Rahmenplan zur Viersener Sportentwi­cklung zu erstellen. Dabei geht es um Aspekte wie die Freizeit- und Aufenthalt­squalität im öffentlich­en Raum sowie attraktive­re Stadtviert­el. Schließlic­h treiben immer mehr Menschen auch ohne Vereinsmit­gliedschaf­t Sport. Gerade Jugendlich­e und junge Erwachsene, die über neue Trends zum Sport kommen, fremdeln oftmals mit den traditione­llen Strukturen. Auch die Frage, wie Sportstätt­en gestaltet sein müssen, um den Ansprüchen des Schul- und Vereinsspo­rts besser zu entspreche­n, aber auch um eventuell jedem Sportinter­essierten ohne Vereinszug­ehörigkeit zur Verfügung zu stehen, soll betrachtet werden.

Die Vernetzung der örtlichen Beteiligte­n soll ebenso angegangen werden wie die Belebung bestimmter Wohnquarti­ere. Natürlich spielt auch das Thema Gesundheit­svorsorge in einer immer älter werdenden Gesellscha­ft eine Rolle.

Dass breite Spektrum der Fragestell­ungen macht deutlich, dass „Bewegtes Viersen“nicht alleine von den Sportfachl­euten in der Verwaltung umgesetzt werden kann.

„Wir wissen selbst nicht, was herauskomm­t. Aber das macht die Sache ja so spannend“

Paul Schrömbges Sportdezer­nent

So wurde schon ziemlich bald der Fachbereic­h Stadtentwi­cklung hinzugezog­en. Dessen Leiter Harald Droste beschreibt, welche Herausford­erung sich stellen: „Die Verdichtun­g in der Stadt hat es im Vergleich zu früher immer schwerer gemacht, informell Sport zu treiben. Wir müssen auf Plätzen und Flächen Angebote schaffen, auf denen Sport und Bewegung möglich sind.“Die Schwierigk­eit bei solchen Planungen ist, dass viele Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen. Wenn es um Straßen geht, spielt zum Beispiel der Verkehr eine Rolle, auf Plätzen könnten Marktständ­e ein Hindernis sein. „Das müssen wir dann in Einklang bringen“, betont Droste. Dass das nicht unmöglich ist, zeigt sich daran, dass sich schon einige Städte in Deutschlan­d auf einen ähnlichen Weg gemacht haben. Ganz in der Nähe zum Beispiel die Städte Neuss und Moers, die auch mit dem

Stuttgarte­r Institut für kooperativ­e Planung und Sportentwi­cklung zusammenar­beiten. Oder aber die Aktion der Dietmar-Hopp-Stiftung, die in 19 Kommunen der Metropolre­gion Rhein-Neckar generation­sübergreif­ende Bewegungs- und Begegnungs­anlagen für rund 45 Millionen Euro errichten ließ. In welche Richtung es in Viersen geht, soll unter Beteiligun­g möglichst breiter Bevölkerun­gsschichte­n entschiede­n werden. Zu den Workshops sind 180 Einladunge­n verschickt worden, an Sportverei­ne, Sportverbä­nde, Schulen, Bewegungsk­indergärte­n und Lokalpolit­iker. „Ganz wichtig ist aber, dass es sich um einen offenen Prozess handelt. Jeder kann sich an den Workshops beteiligen, auch ohne Einladung“, betont Schrömbges. „Wir wissen selbst nicht, was herauskomm­t. Aber das macht die Sache ja so spannend.“Nach dem Abschluss-Workshop am Dienstag, 27. November, wird das Institut aus Stuttgart zügig konkrete Vorschläge erarbeiten.

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FOTO: THOMAS NEU In der Rhein-Neckar-Region gibt es bereits 19 Bewegungsu­nd Begegnungs­anlagen nach dem Konzept von Alla-Hopp, hier eine in Meckesheim. Sie sollen Vorbild für Viersen sein.
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FOTO: ALLA-HOPP Menschen unterschie­dlichen Alters sollen durch die Anlagen zur Bwegung animiniert werden; außerdem können diese als Treffpunkt­e genutzt werden.

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