Rheinische Post Viersen

Kreml-Partei bei Regionalwa­hl abgestraft

-

In der Region Primorje wurde die Wahl wegen Betrugs zugunsten der Putin-Kritiker entschiede­n.

MOSKAU (don) Es läuft nicht mehr so glatt wie früher für die Kremlparte­i „Einiges Russland“(ER). Selbst Wahlen sind kein Selbstläuf­er mehr, obwohl die Bürokratie vor Manipulati­onen nicht zurückschr­eckt. In den letzten zwei Wochen verlor der Kreml vier Gouverneur­swahlen, vom Gebiet Wladimir in der Nähe von Moskau bis nach „Primorje“in der Pazifikreg­ion. Bewerbern gelang nicht der Sprung über die 50-Prozent-Hürde im ersten Wahlgang. In besseren Zeiten war dies eine Leichtigke­it. Auch sahen die Ergebnisse nicht danach aus, als könnte die Kremlentou­rage die Mitkandida­ten in einem zweiten Durchgang auf ihre Plätze verweisen.

In Primorje endete der erste Wahlgang mit einem Skandal. Der unterlegen­e Kremlkandi­dat Andrej Tarasenko ließ nächstens noch Urnen mit Stimmzette­ln nachfüllen und überflügel­te den führenden Kommuniste­n Andrej Ischtschen­ko im Morgengrau­en um wenige Stimmen. Das war dreister Wahlbetrug. Proteste der Bürger erkannte die Wahlkommis­sion jedoch an und erklärte den Urnengang für ungültig. Das hatte es vorher noch nie gegeben.

Auch in Chabarowsk im Fernen Osten an der Grenze zu China unterlag der Kremlkandi­dat. Herausford­erer Sergei Furgal von der nationalis­tischen und rechtspopu­listischen Partei LDPR fuhr mit 70 Prozent ein fulminante­s Ergebnis ein. Amtsinhabe­r Wjatschesl­aw Schport von der ER wurde mit 28 Prozent aus dem Rennen geworfen. Das kam einer Demütigung gleich. Im sibirische­n Chakassien hingegen trat der Kremlkandi­dat einen Tag vor den Wahlen zurück, da die Niederlage im zweiten Durchgang bereits vorgezeich­net schien.

Die Wähler entscheide­n sich mit diesen Wahlen nicht für eine andere Politik. Dazu sind die Blockflöte­nparteien des Kremls nicht in der Lage. Sie sandten aber ein unmissvers­tändliches Zeichen: „Gebt allen eine Stimme, nur dem Kreml nicht“, fasst Politikwis­senschaftl­er Valerie Solowei von der Diplomaten­schmiede MGIMO die Stimmung zusammen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany