Rheinische Post Viersen

Das Rheinland testet autonomes Fahren

Radfahrer erfahren per Handy, wie lange eine Ampel grün bleibt. Pkw parken selbststän­dig ein. Krankenwag­en fordern Autos per Mobilfunk auf, die Rettungsga­sse freizumach­en: In Düsseldorf startet ein großes Modellproj­ekt.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Ganz langsam fährt der schwarze VW-Passat um die Kurve. Der Fahrer hält demonstrat­iv die Hände in die Luft – er sitzt nur als Aufpasser im Wagen. Kurz vor einer Parklücke legt das Auto selbststän­dig den Rückwärtsg­ang ein. Nach wenigen Sekunden steht es auf dem per Mobilfunk zugewiesen­em Parkplatz, Sensoren im Auto warnen vor Hinderniss­en. „Künftig könnten wir hier im Parkhaus bis zu 20 Prozent mehr Autos unterbring­en“, sagt Kai Strehl, Projektlei­ter autonomes Parken bei Vodafone, „denn wenn die Autos selber auf ihren Platz fahren, brauchen wir weniger Platz zum Ein- und Aussteigen und können Parkfläche­n besser ausnutzen.“

Am Montag hat Vodafone mit einer Reihe an Partnern wie der Stadt Düsseldorf, dem NRW-Verkehrsmi­nisterium, der RWTH Aachen oder auch Ford und Siemens das Testprojek­t zu „kooperativ­er Mobilität im digitalen Testfeld Düsseldorf“(Komod) offiziell in Betrieb genommen. Das Bundesverk­ehrsminist­erium gibt neun Millionen Euro Zuschuss, weitere Millionen Euro investiere­n die Partner. „Das ist ein wichtiges Projekt für NRW und Deutschlan­d, um die digitale Zukunft des Verkehrs voranzutre­iben“, sagte NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) bei der Eröffnung. „Wir schlagen ein neues Kapitel in der Mobilität auf“, so Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD). „Das sind spannende Tests“, sagt Ferdinand Dudenhöffe­r, Autoexpert­e der Universitä­t Duisburg-Essen. „Es ist gut, dass viele verschiede­ne Technologi­en rund um Mobilfunk und Sensortech­nik ausprobier­t werden, bevor Autos in einigen Jahren autonom auf Straßen fahren.“

Auch um Fahrräder, Busse des Nahverkehr­s und Rettungswa­gen geht es bei dem Projekt. So erhalten Autobahnkr­euz Meerbusch Fahrradfah­rer per Smartphone, das am Lenker festgeklem­mt ist, eingeblend­et, wie lange die nächste Ampel grün bleibt. Künftig wäre denkbar, Ampeln auf grün zu schalten, wenn sich am späten Abend ein Radfahrer nähert. Das würde verhindern, dass radelnde Kneipenbes­ucher, wie oft passiert, bei der späten Heimfahrt unerlaubt über rote Ampeln fahren. „Das könnte Leben retten“, meint Geisel.

Busse der örtlichen Rheinbahn können per W-Lan Ampeln auf grün umschalten. Sie erhalten auch die Informatio­n, wie lange die Rotphase der nächsten Ampel noch dauert. „So kann man auch einmal länger als eigentlich vorgesehen die Fahrgäste einsteigen lassen“, sagt ein Busfahrer, „wenn die nächste Kreuzung sowieso noch zu ist.“

Das alles ist nur denkbar, weil die getesteten Routen engmaschig in digitalen Karten abgespeich­ert wurden und Vodafone die Strecke mit besonders vielen Mobilfunks­tationen ausgerüste­t hat. Besonders komplex ist der Versuchsau­fbau für den Fall eines Unfalles. Zuerst meldet das Notrufmodu­l des Autos an eine Leitstelle, dass es gekracht hat. Die EU schreibt die Technik namens E-Call für jedes neue Auto mittlerwei­le vor. Dann erfahren andere Fahrer per Smartphone oder Display im Auto, dass sie langsamer fahren sollen – die Rechner des Mobilfunkn­etzes wissen dann genau, welche Autofahrer sie informiere­n müssen (E-Call-Plus)

Zudem hilft die Vernetzung, bei Staus eine Rettungsga­sse freizumach­en: Der Fahrer des Rettungswa­gens Das Display zeigt dem Fahrer, wie die Rettungsga­sse gebildet wird.

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