Neue Strafzölle heizen Handelskrieg mit China an
US-Präsident Trump lässt mit Zöllen auf die Hälfte aller Einfuhren aus China den Konflikt eskalieren.
WASHINGTON (dpa) Mit umfangreichen neuen Strafzöllen heizen die USA und China ihren Handelskrieg an. Die Amerikaner belegten am Montag die Hälfte aller Wareneinfuhren aus China mit Extrazöllen. Im Gegenzug weitete China seine zusätzlichen Abgaben auf den Großteil seiner US-Importe aus und legte die Handelsgespräche mit Washington auf Eis. Der Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften bedroht die Entwicklung der Weltwirtschaft.
Die schärferen US-Zollregeln traten um Mitternacht in Kraft. Auf chinesische Waren im Volumen von weiteren 200 Milliarden Dollar (170 Milliarden Euro) werden seither neue Zölle erhoben, zusätzlich zu früheren Abgaben auf Importe von 50 Milliarden Dollar. Die US-Zölle betragen zunächst zehn Prozent, ab Anfang nächsten Jahres sollen es 25 Prozent sein. Einige Produktgruppen aus China, darunter Smart Watches von Apple, Bluetooth-Artikel sowie Hochstühle und Autositze für Kinder sind ausgenommen. Experten sahen darin einen Lobby-Erfolg großer Technologiekonzerne wie Apple und Amazon. Dennoch könnten künftig auch US-Verbraucher durch höhere Preise für Produkte betroffen sein.
Als Vergeltung verhängte China umgehend eigene Extrazölle auf Einfuhren aus den USA im Wert von 60 Milliarden Dollar. Die Zollsätze liegen bei fünf bis zehn Prozent. Chinas Gegenmaßnahmen sind im Umfang geringer, weil die USA gar nicht so viel nach China exportieren. In einem Weißbuch zum Handelskonflikt übte die Regierung in Peking scharfe Kritik an den USA. China habe die Tür für Verhandlungen immer offen gehalten, hieß es darin. Aber Gespräche „können nicht geführt werden, wenn mit einem dicken Zollknüppel gedroht wird“. Die USA predigten „schamlos“Protektionismus und wirtschaftliche Herrschaftspolitik.
Die deutsche Wirtschaft zeigt sich trotz wachsender Unsicherheit bisher stabil und robust. Ungeachtet der Eskalation im Handelsstreit werde der Aufschwung nicht aus der Bahn geworfen. An den europäischen Börsen lagen die Aktienindizes leicht im Minus.
Grundsätzlich sind die Möglichkeiten Chinas begrenzt, mit eigenen Strafzöllen zurückzuschlagen: Die USA führten 2017 nur Waren im Wert von 130 Milliarden US-Dollar nach China aus. Die chinesische Regierung hat aber andere Möglichkeiten, um Washington unter Druck zu setzen. So könnten US-Firmen, die von der Konsumlust der Chinesen profitieren, die Geschäfte erschwert werden.
Mit den neuen Zöllen wird eine neue Stufe der Eskalation erreicht. Donald Trump hat bereits gedroht, er werde im Falle chinesischer Vergeltungsmaßnahmen „die dritte Phase“einleiten und weitere Waren aus China im Wert von 267 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen überziehen. Das wäre dann praktisch das gesamte Einfuhrvolumen der USA aus China.