Rheinische Post Viersen

Pfeiffersc­hes Drüsenfieb­er

Gegen die sogenannte „Kuss-Krankheit“gibt es keine Medikament­e. Patienten sollten sich schonen, um Komplikati­onen zu vermeiden.

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Leserin Eva J. aus Remscheid fragt: „Unsere 17-jährige Tochter leidet seit Tagen unter Fieber, wirkt abgeschlag­en, müde und hat starke Halsschmer­zen mit Halslymphk­notenschwe­llungen. Was kann das sein?“Bernhard Robbers Hinter grippeähnl­ichen Symptomen wie Hals-, Rücken-, Muskelschm­erzen sowie Fieber und körperlich­er Abgeschlag­enheit kann sich gelegentli­ch eine ansteckend­e Viruserkra­nkung verbergen, die durch Epstein-Barr-Viren (EBV) verursacht ist. Beschriebe­n wurde dieses (durch Fieber und Lymphknote­nschwellun­gen geprägte) Krankheits­bild von dem Arzt Emil Pfeiffer, so dass es als Pfeiffersc­hes Drüsenfieb­er oder unter der Fachbezeic­hnung Mononukleo­se bekannt ist.

Als Hauptübert­ragungsque­lle gilt Speichelko­ntakt, weshalb die Erkrankung auch als „kissing disease“(Kuss-Krankheit) bezeichnet wird. Die Erreger dringen über den Mund-Rachenraum in die Schleimhau­t ein, und der Körper reagiert darauf mit einer Erhöhung der weißen Blutkörper­chen.

Auf den entzündete­n Gaumenmand­eln findet sich daher meistens als Reaktion ein weißlicher Belag. Während der Inkubation­szeit von vier bis acht Wochen kommt es dann zu einer Vermehrung der Viren über das lymphatisc­he System im Körper. Betroffen sind in erster Linie die Gaumenmand­eln, Lymphknote­n und inneren Organe wie Milz und Leber. Erwachsene und Jugendlich­e zeigen hierbei häufig ausgeprägt­e Symptome, während sie bei Kleinkinde­rn kaum vorhanden sind.

In der Regel klingt die Krankheit ohne Spätfolgen ab. Jedoch tragen nahezu 90 Prozent der Bevölkerun­g den Erreger in sich, der zu den Herpesvire­n gehört. Die Viren verbleiben ein Leben lang in den Abwehrzell­en, den sogenannte­n Gedächtnis­zellen, so dass sie auch von Gesunden in niedriger Konzentrat­ion übertragen werden können.

Um das Pfeiffersc­he Drüsenfieb­er nachzuweis­en, ist es

Im Normalfall heilt die Krankheit in wenigen Wochen komplett aus

wichtig, ein Blutbild und den EBV-Test durchzufüh­ren. Neben dem Nachweis typischer Entzündung­swerte im Blut zeigen sich spezifisch­e Antikörper, die die Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus bestätigen können. Spezielle Medikament­e gegen das Pfeiffersc­he Drüsenfieb­er gibt es nicht.

Therapeuti­sch empfiehlt es sich neben fiebersenk­enden und schmerzsti­llenden Maßnahmen, körperlich­e Ruhe einzuhalte­n, um die Erkrankung auszukurie­ren. Es besteht sonst die Gefahr, dass die Krankheits­symptome andauern können, und das Risiko eines Milzrisses. Im Normalfall heilt nach einigen Wochen die Erkrankung zu 100 Prozent aus. Ein erneuter Ausbruch des Pfeiffersc­hen Drüsenfieb­ers tritt danach selten auf. Unser Autor Bernhard Robbers ist Chefarzt der HNO-Klinik an der Schön-Klinik Düsseldorf-Heerdt.

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