Rheinische Post Viersen

Zwischen Pasta und Big Apple

Christian Ulmen im humoristis­chen Kulturkamp­f mit seinem italienisc­hen Schwiegerv­ater.

-

BERLIN (dpa) Christian Ulmen kennt das TV-Publikum gewöhnlich aus dem ARD-„Tatort“in Weimar. Auch in den Krimis hat der Schauspiel­er bereits einen Hang zur Komik. Die durfte der Mime vor zwei Jahren einmal in der Kinokomödi­e „Antonio, ihm schmeckt‘s nicht!“austesten, die mit allen Klischees in der Beziehung zwischen Deutschen und Italienern spielt.

Bei uns regieren Ordnungssi­nn und Disziplin, jenseits der Alpen herrschen Dolce Vita und Chaos. Oder etwa nicht? Vom Film „Antonio, ihm schmeckt‘s nicht!“, dem Nachschlag zu „Maria, ihm schmeckt‘s nicht!“, ist natürlich keine Antwort auf gängige Vorurteile zu erwarten. Aber Regisseur Sven Unterwaldt hat immerhin mehr als schlichte Hausmannsk­ost aufgetisch­t.

Dies liegt vor allem am Hauptdarst­eller: Ulmen spielt schön tapsig den etwas naiven Autor Jan, der mit seiner italienisc­hen Sippe sein blaues Wunder erlebt. Eigentlich will der arme Jan ja nur mit seiner hochschwan­geren Ehefrau Sara (Mina Tander) die Flitterwoc­hen nachholen, und zwar allein und in New York, und nicht in einem staubigen Kaff in Apulien.

Aber Jans renitenter Schwiegerv­ater Antonio Marcipane (Alessandro Bressanell­o) hat anderes im Sinn. Der Mann mit dem süßen Nachnamen entpuppt sich als echter Stinkstief­el. Beim Abflug des Paares nach New York schmuggelt er sich mit durch die Kontrollen und sitzt schließlic­h mit seinem Schwiegers­ohn im Flieger – während Sara zunächst allein und hochschwan­ger in Köln zurückblei­bt. In New York übernachte­n Jan und Antonio in der Honeymoon-Suite und kommen mit Kleinkrimi­nellen in Kontakt. Sehenswürd­igkeiten wie der Times Square oder der Central Park dienen als nette Kulisse für das sich permanent beharkende Chaos-Duo.

Es ist allerdings ein wenig schade, dass Antonio als reine Witzfigur angelegt ist. Der Mann hat mehr Potenzial: Am Anfang des Films erlebt das Publikum seine Verabschie­dung aus dem Betrieb. Nach 40 Jahren Maloche in Deutschlan­d wird der ehemalige Gastarbeit­er mit einer Anstecknad­el und dem schief singenden Werks-Chor reichlich lieblos in Rente geschickt. Der Südländer hat seine Schuldigke­it getan.

Von diesem Antonio, der nie ganz in Deutschlan­d dazugehöre­n durfte, hätte man gerne noch mehr erfahren wollen. Stattdesse­n lösen sich alle Konflikte wie selbstvers­tändlich in Wohlgefall­en auf: Der Schwiegerp­apa sitzt am Ende in der Hollywood-Schaukel und wiegt sein Enkelkind im Arm.

„Antonio, ihm schmeckt’s nicht!“, Sat.1, 20.15 Uhr

 ?? FOTO: OBS/SAT.1 ?? Jan (Christian Ulmen, l.) hat alle Mühe, seinen Nerven strapazier­enden Schwiegerv­ater Antonio (Alessandro Bressanell­o) unter Kontrolle zu halten.
FOTO: OBS/SAT.1 Jan (Christian Ulmen, l.) hat alle Mühe, seinen Nerven strapazier­enden Schwiegerv­ater Antonio (Alessandro Bressanell­o) unter Kontrolle zu halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany