Rheinische Post Viersen

Stadt macht Jazz-Festival allein weiter

Erstmals hat die Stadt Viersen das Festival allein ausgericht­et — ohne Agentur, ohne WDR. Mit großem Erfolg: Es kamen 700 Besucher mehr als im Vorjahr. Das Programm zog. Die Stimmung vor, auf und hinter der Bühne war gut

- VON SABINE JANSSEN RP-FOTO: JÖRG KNAPPE SABINE JANSSEN

VIERSEN Brigitte Baggen ist rundum zufrieden: Das 32. Jazzfestiv­al am Wochenende war ein Erfolg auf allen Ebenen. Das Programm stimmte, die Stimmung stimmte, und die Zahlen stimmen auch. Am Montagmorg­en hatte die Leiterin der städtische­n Kulturabte­ilung die Bilanz auf dem Tisch liegen. „Wir hatten insgesamt 3702 Besucher — 700 mehr als 2017“, sagte Baggen. Am Samstag sei es voll gewesen wie nur selten. „Es ist noch nie vorgekomme­n, dass wir für einige Zeit den Treppenzug­ang zum Keller sperren mussten“, sagt Baggen. Auch der Sonntag sei extrem gut gelaufen: 1250 Besucher kamen zum Junior’s Jazz Open. „Es lag vermutlich an dem Stück ,Ritter Rost’. Das kennt jeder.“Das Regenwette­r habe den Veranstalt­ern ebenfalls in die Hände gespielt.

Geplant war der Alleingang der Stadt Viersen beim Jazzfestiv­al eigentlich nicht: Erst im Dezember 2017 stellte sich heraus, dass der künstleris­che Leiter Tobias Kremer und seine Agentur Farhouse-Media nicht mehr im Boot waren. Sie wollten sich auf andere Projekte konzentrie­ren.

Zugleich hatte der WDR im Herbst 2017 seine Unterstütz­ung in Frage gestellt, weil Sponsoreng­elder weggebroch­en seien. „Im Mai kam die Entscheidu­ng, Viersen nicht mehr zu übertragen“, sagt Baggen. Der WDR habe sich in den vergangene­n Jahren an der Lichttechn­ik der großen Bühne mit rund 13.000 Euro beteiligt. Ein großer Sponsor des Festivals sei er schon seit Jahren nicht mehr gewesen.

„Der Wegfall der Übertragun­g ist natürlich ein Image- und Werbeverlu­st. Allerdings wurden die Konzerte ja nicht zu Hauptsende­zeiten ausgestrah­lt. Ohne WDR hatte unsere Technik dafür weniger Stress und mehr Freiheiten. Das wirkt sich wiederum auf die Stimmung aus.“

Insgesamt standen der Leiterin des Festivals rund 200.000 Euro zur Verfügung. „Da sind Gagen, Werbungsko­sten, Catering, Gema-Gebühren mit drin“, sagt die Leiterin der Kulturabte­ilung.

Auch jenseits der nackten Zahlen ist Baggen hochzufrie­den: „Ich habe nur positive Rückmeldun­gen bekommen – von den Zuschauern, von Künstlern, von den Mitarbeite­rn.“Alles sei reibungslo­s gelaufen: Weil die Electro Deluxe Big Band zum Beispiel mit 22 Leuten anreiste, hatte die NEW für die großen Fahrten der Band mit den Instrument­en einen Linienbus zur Verfügung gestellt. Außerdem habe sich kein Besucher diesmal über zu viel oder zu wenig Jazz im Programm beschwert. „Mein Vorteil ist: Ich kenne das Viersener Publikum durch das Kulturprog­ramm.“Baggen geht jetzt in die Planung fürs kommende Festival. „Wir machen allein weiter. Ich habe schon Ideen.“Nach dem Festival ist schließlic­h vor dem Festival.

 ??  ?? Myles Sanko begeistert­e die Festivalbe­sucher am Freitagabe­nd. Und auch der Soulsänger aus Großbritan­nien war sehr zufrieden. Hinterher postete er: „I love Viersen“.
Myles Sanko begeistert­e die Festivalbe­sucher am Freitagabe­nd. Und auch der Soulsänger aus Großbritan­nien war sehr zufrieden. Hinterher postete er: „I love Viersen“.

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