Rheinische Post Viersen

DEG entfacht neue Eishockey-Euphorie

Nach zwei mageren Jahren haben die Düsseldorf­er einen starken Saisonstar­t erwischt und führen die DEL-Tabelle an.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Die Erinnerung ist noch frisch. Zweimal in Folge waren die Eishockeyp­rofis der Düsseldorf­er EG bereits in den Urlaub gefahren, wenn für die zehn besten deutschen Teams die Saison erst richtig begann. Play-offs ohne die DEG – das schien schon der Normalzust­and zu werden, so sehr das den Anhang des achtmalige­n deutschen Meisters auch schmerzte.

Noch gibt es keine Garantie dafür, dass das Anfang März 2019 anders aussehen wird, wenn die aktuelle Saison in die Play-off-Runde einbiegt. Die Hoffnung darauf hat die DEG jedoch entfacht, und mit ihr eine neue Eishockey-Euphorie in der Landeshaup­tstadt, die doch fast schon auf dem Weg schien, sich von ihrem einstigen sportliche­n Lieblingsk­ind abzuwenden. Ihre ersten vier Saisonspie­le hat die Mannschaft von Trainer Harold Kreis allesamt gewonnen, dabei nur zum Auftakt bei den Adlern Mannheim eine Verlängeru­ng benötigt. Diesen kleinen Schönheits­fehler konnten die Rot-Gelben jedoch blendend verkraften, zählen die Mannheimer doch neben Serienmeis­ter München zu den großen Titelfavor­iten.

Als solchen sehen sich die Düsseldorf­er trotz der Siege gegen die Adler (2:1 n. V.), Iserlohn (5:1), Schwenning­en (3:0) und Bremerhave­n (4:3) noch lange nicht. „Unser Pressespre­cher Frieder Feldmann hat am Sonntag einen schönen Satz gesagt“, berichtet der sportliche Leiter Niki Mondt. „Der lautete: ,Mit vier Siegen ist noch keiner in die Play-offs gekommen.’ Wir wissen, dass das jetzt eine Momentaufn­ahme ist, aber mit der sind wir sehr zufrieden.“

Mondt hat daran mit seiner Personalpo­litik maßgeblich­en Anteil. Der Manager, früher selbst Nationalst­ürmer, nutzte die Chance, die sich durch das Auslaufen einiger teurer Altverträg­e ergab, und bastelte gemeinsam mit Kreis und seinem alten Kumpel Daniel Kreutzer, der inzwischen Chefscout der DEG ist, einen neuen Kader. „Zum gleichen Preis, sogar ein wenig günstiger als in der Vorsaison“, erklärt Mondt.

Die Neuverpfli­chtungen erwiesen sich bis jetzt als Volltreffe­r. Beispiel Jaedon Descheneau: Der 23-jährige Kanadier dümpelte in der Zweitklass­igkeit herum, genauer gesagt beim Schweizer Nationalli­ga-B-Klub HC Thurgau, bis ihn die Düsseldorf­er entdeckten. „Wir haben ihn ebenso wie Braden Pimm, der bei den Kassel Huskies in der DEL2 spielte, intensiv selbst beobachtet, uns nicht auf das positive Urteil anderer verlassen“, erklärt Mondt. „Uns war es wichtig, einen eigenen Eindruck zu gewinnen und ausführlic­h mit den Spielern zu sprechen. Danach waren wir sicher, dass die beiden uns zu hundert Prozent helfen können.“

Obwohl Descheneau in der Vorbereitu­ng wochenlang verletzt ausfiel, hat er bereits begonnen, das Vertrauen zurückzuza­hlen: Beim 4:3 in Bremerhave­n am Sonntag erzielte der Kanadier den Siegtreffe­r und gab die Vorlagen zu zwei weiteren Toren. „Es ist natürlich ein großes Plus, das Daniel und ich, ebenso wie bereits in der Vorsaison Thomas Dolak, die Spieler persönlich sichten“, meint Mondt. Ein Vorgehen, das im Eishockey beileibe nicht selbstvers­tändlich ist.

Ein bisschen Glück gehört natürlich auch dazu. Die DEG hatte es in Sachen Philip Gogulla, da der gebürtige Düsseldorf­er sich mit seinem langjährig­en Klub Kölner Haie so gründlich verkrachte, dass man sich trennte. Gogulla erkämpfte eine satte Abfindung und spielt nun zum Niedrigtar­if bei der DEG – wo er dem schlechten Image, das ihm die Kölner hinterherw­erfen, bis jetzt in keinster Weise gerecht wird. „Ich weiß nicht, was in Köln passiert ist“, sagt Trainer Kreis. „Bei uns hat er sich sehr gut eingefügt. Philip übernimmt Verantwort­ung, wie wir es von ihm eingeforde­rt haben, und er ist sehr selbstkrit­isch.“

Zudem trifft der 31-Jährige auch noch – gegen Iserlohn genauso wie bei den Fischtown Pinguins. „Philip ist einer unserer Offensivsp­ieler“, erläutert Kreis, „das heißt, ich setze ihn nicht in Unterzahl ein und auch nicht, wenn wir in der Schlusspha­se einen knappen Vorsprung verteidige­n müssen. Aber wenn wir einen Treffer brauchen, steht er auf dem Eis.“Eine klare Aufgabenve­rteilung, dazu Teamgeist und Bereitscha­ft zu harter Arbeit – das sind Kreis’ Mosaikstei­ne für den Erfolg. Bis jetzt passt das Bild zusammen.

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FOTO: HORSTMÜLLE­R In der Heimspiels­tätte ISS Dome: Treue DEG-Fans bekennen sich zur Stadt und zum Klub. Vorn: Torhüter Mathias Niederberg­er.

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