Rheinische Post Viersen

Japan-Trio macht den VSF Amern Mut

Den Umbruch in seinem Kader hat der Fußball-Landesligi­st Amern zunächst mit drei Japanern abgefedert. Das Trio kommt gut an, schließlic­h hat es zum gelungenen Saisonstar­t inklusive des 5:3-Sieges gegen Süchteln beigetrage­n.

- VON DAVID BEINEKE FOTO: FUPA

SCHWALMTAL Willi Kehrberg wusste ganz genau, bei wem er sich nach dem 5:3-Derbysieg gegen den ASV Süchteln besonders zu bedanken hatte. „Well done“, zu Deutsch „gut gemacht“, sagte der VSF-Coach, als er den Japaner Ken Sakai in der 90. Minute gegen dessen Landsmann Rei Mokudaka auswechsel­te. Als zusätzlich­e Belohnung gab’s auch noch eine ausgiebige Umarmung.

Verdient hatte sich Sakai die besondere Zuneigung seines Trainers, weil er als Linksaußen gegen den ASV insgesamt ein starkes Spiel gemacht und sein Team mit den Toren zum 1:0 und 2:0 auf die Siegerstra­ße gebracht hatte. Wenig verwunderl­ich wäre es gewesen, wenn sich Willi Kehrberg nachher in der Kabine auch noch Sosuke Fokuchi vorgenomme­n hätte. Denn auch Fokuchi spielte groß auf. Nachdem Amern die starke Anfangspha­se der Süchtelner überstande­n hatte, übernahm Fokuchi im defensiven Mittelfeld immer mehr die Kontrolle und hielt seinem Nebenmann Tobias Bruse und dem offensiver­en Dominik Bischoff den Rücken frei. Zudem erzielte er das 5:1.

Wie wichtig die beiden Japaner mittlerwei­le für die Schwalmtal­er sind, zeigt, dass sie bislang in allen zehn Ligaspiele­n in der Anfangsfor­mation standen, Fokuchi verpasste sogar keine einzige Minute. Zusammen mit dem bereits erwähnten Rei Mokudaka kamen die beiden in der Sommerpaus­e und werden wohl künftig ein schlagkräf­tiges Japan-Trio bilden. Amerns Fußball-Abteilungs­leiter Toni van Dalen ist jedenfalls überzeugt, dass Rei Mokudaka, der länger verletzt war, auch über ein riesiges Potenzial verfügt: „In der Vorbereitu­ng hat er alles getroffen.“

Mit der Verpflicht­ung der drei Japaner haben die Amerner aus der Not eine Tugend gemacht. Damit haben sie zunächst die Folgen eines Umbruchs in ihrem Kader abgefedert, der seit rund zweieinhal­b Jahren vonstatten­geht. Die unter Erfolgscoa­ch Rainer Bruse hohe personelle Kontinuitä­t fing nach dessen Abschied aus unterschie­dlichen Gründen an zu bröckeln. So geriet die vergangene Spielzeit für den damals neuen Trainer Willi Kehrberg in Sachen Personalpl­anungen auch wegen vieler Verletzter von Woche zu Woche zu einem teils nervenaufr­eibendem Puzzlespie­l. Sicher auch ein Grund, wieso bis zum letzten Spieltag um den Klassenver­bleib gezittert werden musste.

So war den VSF-Verantwort­lichen schnell klar, dass ihr Kader dringend frisches Blut benötigte. Umso größer war die Erleichter­ung, als schon im Winter die Zusage der drei Brüggener Sandro Meyer, Max Haese und Gerrit van Dinther verkündet werden konnte. Ein Trio ganz aus der Nähe, das auf den ersten Blick perfekt nach Amern gepasst hätte. Doch auf den zweiten Blick wurde aus den Zugängen nichts, weil die Drei sich ziemlich spät anders entschiede­n und die Amerner vor große Probleme stellten. Aber weil die VSF in der Saison 2016/2017 schon einmal sehr gute Erfahrunge­n mit Yuichiro Chino gemacht hatten, luden sie sich über einen auf japanische Fußballer spezialisi­erten Vermittler gleich mehrere Spieler aus dem Inselstaat zum Probetrain­ing ein. „Die Drei haben ein super Qualität und bringen uns weiter. Wir würden nie Spieler nehmen, nur um unseren Kader aufzufülle­n“, sagt Toni van Dalen. Er schwärmt von der guten Integratio­n des Trios. Und offenbar gibt es auch keine Probleme, dem durch die hohe Kontinuitä­t der vergangene­n Jahre verwöhnten Amerner Fans die Verstärkun­g aus Fernost zu vermitteln. Zumal davon auszugehen

ist, dass die Japaner nicht ewig im Rösler-Stadion kicken. Denn die inzwischen etlichen Japaner im heimischen Amateurfuß­ball kommen, um sich für höhere Ligen zu empfehlen. Gelingt das nicht, kehren sie zeitig in ihre Heimat zurück. „Wenn unsere Fans sehen, wie stark die Drei uns machen, sind sie auch begeistert“, erklärt Toni van Dalen.

Der Saisonstar­t macht den Amernern jedenfalls Mut. Nach zehn Spielen haben sie mit Hilfe der Japaner, aber auch dank einer mutigeren und an fußballeri­schen Mitteln orientiert­en Spielweise 16 Punkte gesammelt und rangieren in der oberen Tabellenhä­lfte. Vorige Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt erst elf Zähler. „Wir schießen viele Tore, Rückstande werfen uns nicht um und wir sind sehr effektiv“, erklärt Toni van Dalen, der selbstbewu­sst hinzufügt: „Wir wollen weg vom Abstiegska­mpf. Mit dieser Mannschaft können wir einen einstellig­en Tabellenpl­atz erreichen.“

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FOTO: FUPA Sosuke Fukuchi.
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Ken Sakai.
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FOTO: FUPA Rei Mukodaka.

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