Retter: „Ramona K. wirkte sehr ruhig“
Vor dem Landgericht Mönchengladbach wurde am Mittwoch der Prozess gegen Ramona K., ihren Sohn und zwei weitere junge Männer fortgesetzt. Die Frau soll ihren Lebensgefährten auf einem Campingplatz ermordet haben.
NIEDERKRÜCHTEN/MÖNCHENGLADBACH In einem sind sich die Rettungskräfte, die Roland P. im Januar leblos in seinem Wohnwagen auf einem Campingplatz in Niederkrüchten fanden, einig: Die Lebensgefährtin des Vierseners, Ramona K. (52), sei in der Tatnacht auffallend unaufgeregt gewesen. In der Verhandlung vor der Jugendkammer des Landgerichts Mönchengladbach wurde am Mittwoch zunächst der Polizist gehört, der den Notruf von Ramona K. entgegen nahm. Er sagte aus, er habe um 22.43 Uhr ein hektische, jedoch nicht hysterisch wirkende Frau am Apparat gehabt. Sie sei außer Atem gewesen und habe erklärt, sie sei überfallen worden. Sie sei aus der Dusche gekommen und habe ihren Freund bewusstlos auf dem Boden liegend vorgefunden.
Der ebenfalls als Zeuge gehörte Notarzt konnte sich gut an den Einsatz erinnern. Er berichtete, die Schranke zum Campingplatz sei geschlossen gewesen; das Team habe ein paar Minuten warten müssen, bevor die Angeklagte sie eingelassen habe. Gemeinsam sei man dann zum Campingwagen gefahren. Dort habe ein Mann gelegen, der eine Wunde im Schläfenbereich gehabt habe. Auf ihm habe ein Fernseher gelegen. Als er diesen beiseite stellte, habe er daran Blut gesehen und etwas, das aussah wie Haare. Daraus habe er für sich geschlossen, dass mit dem Fernseher auf den Mann eingeschlagen worden wäre.
Schnell hätten die Rettungskräfte Atemstillstand und fehlenden Puls festgestellt, auch erste Totenflecken habe er gesehen. Daraus schließt der Arzt, dass P. da bereits 15 bis 30 Minuten tot war. Auf die Angeklagte angesprochen, erklärte der Notarzt: „Uns allen ist aufgefallen, dass die Dame auffallend unaufgeregt und sehr unemotional wirkte. Kein Verhalten, das wir bei solchen Einsätzen gewöhnt sind.“Diese Aussage bestätigte der Notfallsanitäter: „Die Dame wirkte ganz ruhig, total gefasst.“Ruhigen Schrittes sei sie auf die Schranke zugegangen. Er hätte erwartet, dass sie schneller gehen oder gar rennen würde. Später habe sie kein Wort mehr zu ihnen gesagt. Sie habe gewirkt, als sei ihr egal, was passierte.
Schon bei der Polizei hatte er seinen Eindruck zu Protokoll gegeben, dass es sich in diesem Fall nicht um einen Raubüberfall gehandelt habe – dafür sei das ganze Szenario zu seltsam gewesen. So habe beispielsweise die Kapuze das Gesicht des seitlich auf dem Boden liegenden Opfers komplett verdeckt, so dass man das Gesicht nicht habe sehen können: „Wenn es sich um meine Lebensgefährtin gehandelt hätte, hätte ich diese doch runter gezogen, um zu schauen, wie es ihr geht. Auch den auf dem Opfer liegenden Fernseher hätte ich entfernt.“
Im Anschluss an die Aussagen der Zeugen verlas der Verteidiger von Adriano K. (21), Sohn von Ramona K., eine Erklärung für seinen Mandanten. Darin heißt es, dass diesen der Tod von Roland P. zutiefst erschüttert habe. Er schäme sich für seinen Tatbeitrag und sei nie davon ausgegangen, dass P. sterben oder seine Mutter diesem etwas antun könnte. Die Beziehung zwischen P. und seiner Mutter sei von Gewalt, Kontrolle und sexuellen Übergriffen geprägt gewesen. Die Aussage der Mutter, dass sie P. einen Stein über den Kopf hauen könnte, habe er lediglich als Ausdruck ihrer Hilflosigkeit gesehen.
Abschließend ließ der Sohn erklären, dass die Geschehnisse in der Tatnacht so seien, wie von Konstantin K. und Tim S. geschildert. Der Staatsanwalt befragte Konstantin K. erneut zum Tatgeschehen und zum Einsatz eines Schlagstocks, den Konstantin K. nur ein- bis zweimal gegen P. verwendet haben will. Auch die Kammer fragte mehrfach nach, wie die „Einschüchterung“konkret aussehen sollte. „Für 1500 Euro muss man ja auch was machen“, so der Vorsitzende Richter Lothar Beckers. Konstantin K. blieb jedoch dabei, dass P. nicht so schwer verletzt worden sei und man ihn lediglich habe einschüchtern wollen. Der Prozess wird fortgesetzt.