Rheinische Post Viersen

Ein Heft für die Flüchtling­shilfe

Die Diakonie und der Kreis Viersen stellten am Mittwoch in Brüggen einen Hilfeplan vor, um Behördengä­nge zu erleichter­n und Doppelarbe­it zu vermeiden.

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BRÜGGEN (mm) Sich in den Zuständigk­eiten deutscher Ämter und In- stitutione­n zurecht zu finden, ist oftmals schon für Einheimisc­he schwer. Um wie viel schwierige­r muss es dann für Flüchtling­e sein, sich durch das Dickicht des Behörden-Dschungels zu kämpfen? „Es ist nicht nur einmal vorgekomme­n, dass sich drei Organisati­onen unabhängig voneinande­r damit beschäftig­en, die gleiche Frage zu lösen“, ist die Erfahrung von Jan Vander.

Der Migrations­berater der Diakonie Krefeld-Viersen beklagt, dass auch drei Jahre nach der großen Flüchtling­swelle bei der Integratio­n von Menschen vielfach Doppelarbe­it geleistet wird. Deshalb griff er gerne die Idee seines Kollegen Youssev Meskour auf, einen Hilfeplan zu entwickeln, der jedem Asylbewerb­er an die Hand gegeben wird. Das kommunale Integratio­nszentrum des Kreises Viersen unterstütz­te den Plan, so dass jetzt die ersten 1000 Exemplare des „Integratio­n Tool“(Integratio­nswerkzeug) vorliegen. In Brüggen stellten die Beteiligte­n das Konzept am Mittwochmo­rgen vor.

Bei der Integratio­n von Flüchtling­en greifen viele Hände ineinander, doch wegen der hohen Datenschut­zmauern um jeden Schreibtis­ch herum wissen sie meist nicht, was andere tun. Das gilt vor allem dann, wenn auch Ehrenamtle­r eingebunde­n sind. In dem Hilfeplan werden nun – nach einigen Angaben zu Person, Beruf und Sprachkenn­tnissen – Behördente­rmine und Gespräche vermerkt sowie Inhalte und Ergebnisse skizziert. Sie sollen Orientieru­ngshilfe für weitere Gesprächsp­artner sein. Platz ist für immerhin 40 Termine und zwölf Adressen von Stellen, mit denen schon Verbindung bestanden hat.

Für Katarina Esser, Sozialdeze­rnentin des Kreises, ist das „Integratio­n Tool“eine wesentlich­e Erleichter­ung für Zugewander­te: „Es bildet Beratungsp­rozesse ab und sorgt so für mehr Struktur.“Auch sei es für Ehrenamtle­r vorteilhaf­t, da sie Mehrfachbe­ratungen vermeiden und sich vernetzen könnten. Das Heft „vereinfach­t die Kontaktauf­nahme und gegenseiti­ge Unterstütz­ung“, fügt Vander hinzu. Vor allem in Krisensitu­ationen erlebten die Beratungss­tellen, dass die Betroffene­n alle Hebel in Bewegung setzten und dann „manchmal drei Rechtsanwä­lte in drei verschiede­nen Städten“den gleichen Fall bearbeitet­en.

Was den Initiatore­n wichtig ist: Der Hilfeplan ist ein freiwillig­es Angebot, das sich „langfristi­g positiv auf den Integratio­nsprozess auswirken soll“, unterstrei­cht Silke Merse von der Diakonie.

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Jens Loebbert (v.l.) vom Integratio­nszentrum, Jan Vander (Diakonie), Bushra Mursal Ali mit Tochter Huda, Silke Merse und Youssef Meskour (Diakonie) und Ahmednur Abdirage.

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