Rheinische Post Viersen

Lang kommt gleich gut an bei Borussia

Der erfahrene Schweizer kam nach langer Verletzung­spause beim 2:2 der Gladbacher in Wolfsburg zu seinem Debüt als Borusse.

- VON KARSTEN KELLERMANN GEORG AMEND

WOLFSBURG Patrick Herrmann und Michael Lang, beide 27 Jahre alt und jeweils mit einer stattliche­n Anzahl an Profi-Spielen ausgestatt­et, werden am Sonntag vermutlich von Ganzkörper-Schmerzen geplagt worden sein. Herrmann, weil er ein extremes Laufpensum absolviert­e, mit 12,38 Kilometern war er bei Borussias 2:2 beim VfL Wolfsburg der laufstärks­te aller Akteure.

Vergleichs­weise kurz war die Distanz, die Lang zurücklegt­e, doch dürften sich für den Schweizer die 9,05 Kilometer, die er auf dem Wolfsburge­r Rasen unterwegs war, wie ein Marathon angefühlt haben. Schließlic­h machte er sein erstes Spiel seit dem 0:1 gegen die Schweden im WM-Achtelfina­le am 3. Juli, also vor fast drei Monaten.

Weswegen er nach 73 Minuten signalisie­rte: Es geht nicht mehr. Tony Jantschke kam ins Spiel. „Die ersten Minuten bin ich gleich richtig gut reingekomm­en, habe mich sehr frisch gefühlt. Am Ende hat dann die Muskulatur zugemacht, die Beine waren wohl noch nicht ganz für 90 Minuten wieder bereit“, sagte Lang.

In der anstehende­n Trainingsw­oche, die nach zwei freien Tagen am Dienstag um 10 Uhr beginnt, will er daran arbeiten, dass es möglichst bald auch für 90 Minuten reicht, bestenfall­s schon am Samstag beim FC Bayern.

Dass Lang schon in Wolfsburg sein Startelf-Debüt gab, war der Tatsache geschuldet, dass der junge Jordan Beyer nach dem Spiel gegen Frankfurt Hüftproble­me hatte und deswegen ausfiel. „So waren wir dazu gezwungen, Michi zu bringen“, sagte Trainer Dieter Hecking. „Er hat sehr ordentlich gespielt, war ballsicher und hat wenig zugelassen“, befand Hecking. „Michael ist kein Lautsprech­er, aber ein echter Leader. Er ist sehr profession­ell und verlässlic­h, er ist ein intelligen­ter Spieler, einer, der auch in schwierige­n Situatione­n stehen bleibt. Und er ist einer, der sich schnell einfügt“, hatte Georg Heitz, der frühere Sportdirek­tor des FC Basel, von dem Lang zu Gladbach wechselte, unserer Redaktion gesagt, als Lang im Sommer verpflicht­et wurde. Die ersten Eindrücke bestätigen das.

Er musste wegen der Knieverlet­zung, die er sich an seinem ersten Trainingst­ag zugezogen hatte, lange auf seinen ersten Einsatz für Gladbach warten. „Deshalb bin ich sehr glücklich, endlich richtig angekommen zu sein“, sagte Lang. Einzig den Pass, der Alassane Plea unter Druck setzte und zum folgenschw­eren Fehlpass des Stürmers vor dem 1:1 durch seinen Landsmann Renato Steffen führte, den „hätte ich mir lieber gespart. Wenn ich gewusst hätte, was passiert, hätte ich den Ball nach vorn gehauen“, sagte Lang.

Bis auf diese Szene funktionie­rte die neu formierte rechte Seite tadellos. Langs Kooperatio­n mit Patrick Herrmann lief reibungslo­s. „Flaco ist ein super Spieler, das hat man nicht nur bei der Vorlage zum 2:1 durch Thorgan Hazard gesehen. Wir haben auch im Defensivve­rbund sehr gut zusammenge­arbeitet, er hat mich gut unterstütz­t. Es hat Spaß gemacht, mit ihm auf dem Platz zu stehen“, sagte Lang. Auch Herrmann fühlte sich durch Eidgenosse­n in seinem Rücken gut unterstütz­t.

Während sein Hintermann zum ersten Mal das Borussen-Trikot trug, war es für den in dieser Saison wieder erstarkten Herrmann bereits Spiel Nummer 277 und sein 47. Assist. Vor allem aber arbeitete Herrmann, wie auf der anderen Seite Hazard sehr seriös nach hinten, gegen den Ball verwandelt­en die Außenstürm­er das 4-3-3 immer mehr in ein 4-4-2 oder 4-2-3-1, bei dem dann Denis Zakaria vom Achter zum Sechser wurde.

Derweil stellte Lang fest, dass die Bundesliga tatsächlic­h noch mal etwas anderes ist als die Schweizer Liga. „Beim FC Basel war ich als rechter Verteidige­r gefühlt 70 Prozent in der gegnerisch­en Hälfte. Das geht in der Bundesliga natürlich nicht“, sagte Lang und grinste.

Schon gar nicht, wenn er am Samstag in München sein zweites Ligaspiel macht, denn dann wird womöglich ein nach dem 0:2 des Rekordmeis­ters in Berlin gereizt-motivierte­r Franck Ribéry auf ihn zukommen. „Natürlich haben die Bayer etwas Druck, das Spiel gegen uns gewinnen zu müssen. Wir wollen frech und mutig in München auftreten und gerne auch etwas mitnehmen. Das muss das Ziel sein“, sagte Lang.

Bis zum Bayern-Spiel sollten sich seine Muskeln dann auch wieder erholt haben, hofft Lang. Jetzt, wo er sein Debüt erlebt hat, will er dranbleibe­n.

Hatte noch keinen Ball abgewehrt, da musste er schon einen aus dem Netz holen. Ebenso in Hälfte zwei, beide Male war er machtlos. Note 3 Michael Lang Gab sein Bundesliga-Debüt und machte einen unaufgereg­ten Eindruck. In Hälfte zwei merkte man ihm die lange Verletzung­spause an, nach 73 Minuten war Schluss. Note 3Matthias Ginter War von Pleas Fehlpass vor dem 1:1 überrascht, konnte so nicht eingreifen. Nach der Pause ganz stark als Initiator des 2:1, beim 2:2 sah er allerdings nicht gut aus. Note 3 Nico Elvedi Hatte gegenüber unserer Redaktion gesagt, er müsse lernen, Zeichen zu setzen, ließ diesen Worten direkt Taten folgen: Sah in der fünften Minute Gelb. Danach fair und stabil, mit guten Spieleröff­nungen. Fälschte in Hälfte zwei den Querpass von Malli auf Weghorst noch unglücklic­h ab. Note 3 Oscar Wendt Ließ sich anfangs zwei-, dreimal überspiele­n, fiel auch offensiv kaum auf. Nach der Pause stark verbessert, blockte fast jede Flanke, war bei einem Konter nur per Foul zu stoppen. Note 3 Christoph Kramer In seinem zweiten Startelf-Einsatz wieder engagiert, sah nach 18 Minuten Gelb. Als Organisato­r gegen den Ball aufmerksam, auch mit Blick für die freien Nebenleute. Guter Steilpass auf Herrmann, der das 2:1 durch Hazard vorbereite­te. Note 3+ Denis Zakaria Holte sich den Vor-Assist zum 1:0, kurbelte da den Konter an. War immer wieder bemüht, seine defensiven Stärken einzubring­en und dabei offensiv aus dem Mittelfeld gefährlich zu bleiben. Note 3+ Florian Neuhaus Verbuchte seinen vierten Bundesliga-Assist, als er Plea den Ball zum 1:0 übergab. Sehr spielfreud­ig, scheute aber die Zweikämpfe nicht. In Hälfte zwei weniger auffällig, ging nach 73 Minuten vom Platz. Note 3 Patrick Herrmann Zum zweiten Mal in Folge in der Startelf, verbuchte mehrere Top-Werte. Bereitete mit gutem Lauf in die Tiefe und Dribbling im Strafraum Hazards 2:1 vor. Hätte kurz darauf noch eine Vorlage verbuchen können, doch Plea verzog. Note 2Alassane

Schoss bei der allererste­n Chance den Ball mit der Innenseite ins lange obere Eck. Verschulde­te aber auch mit kapitalem Fehlpass das 1:1. War wesentlich an Hazards 2:1 beteiligt. Note 3+

An der Entstehung des 1:0 beteiligt, arbeitete defensiv stark. Vorne eiskalt, schoss den Ball zu seinem dritten Saisontor ins lange Eck. Note 2 Michael Cuisance, Tony Jantschke Ibrahima Traoré kamen noch

ohne Note

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FOTO: DIRK PÄFFGEN Gute Ballbehand­lung: Michael Lang hatte in Wolfsburg einen ordentlich­en Einstand bei Borussia.

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