Rheinische Post Viersen

Zusätzlich­e Zuglinie geplant

Ab 2025 soll es auf der Strecke zwischen Geldern und Neuss eine zweite regionale Zugverbind­ung geben. Neben den RE 10 tritt dann die neue Linie RB 41. Derzeit gibt es wieder massive Kritik am Niers-Express.

- VON ANDREAS REINERS

KEMPEN Ab 2025 möchte der Verkehrsve­rbund Rhein-Ruhr ( VRR) auf der Strecke zwischen Geldern und Neuss sowie Düsseldorf die neue Zuglinie 41 (RB 41) im Stundentak­t pendeln lassen. Auf diesem Abschnitt, der auch Kempen beinhaltet, ist die Strecke bereits zweigleisi­g ausgebaut. Der VRR prüft derzeit, ob und wie ein zweigleisi­ger Ausbau auch auf dem Abschnitt zwischen Kleve und Geldern realisiert werden kann. Die neue Regionalba­hn tritt neben den Regionalex­press 10 (RE 10), den die Nordwestba­hn als „Niers-Express“derzeit anbietet.

Der VRR will mit der neuen Linie vor allem das Angebot für Berufspend­ler verbessern. Das Konzept sieht auch vor, die Platzkapaz­ität des RE 10 auszuweite­n. Das kommt bei der Politik in Kempen gut an. Die Strecke werde für Fahrgäste eine gute Alternativ­e zum Auto, meint beispielsw­eise der Fraktionsv­orsitzende der Grünen im Kempener Stadtrat, Joachim Straeten.

Zwar seien die Verbindung­en des RE 10 zuletzt vor allem am Abend und am Wochenende ausgebaut worden, aber das reiche bei Weitem nicht aus, um dem stark wachsenden Pendlerstr­om Rechnung zu tragen, so Straeten. Schade nur, dass die neue Linie erst in sieben Jahren kommt. Solange läuft auch noch der Konzession­svertrag, den die Nordwestba­hn mit dem VRR für den RE 10 abgeschlos­sen hat. Das heißt: Bahnkunden müssen weiterhin mit den Unzulängli­chkeiten auf der Strecke zwischen Kleve und Düsseldorf leben. Die Kritik am Service der Nordwestba­hn und der Deutschen Bahn als Netzbetrei­ber (DB Netz AG) verstummt indes nicht.

Auch in jüngster Zeit häufen sich die Probleme, für die mal die DB Netz AG und mal die Nordwestba­hn verantwort­lich ist. Mal sorgen beispielsw­eise Störungen bei Bahnschran­ken für Zugausfäll­e des RE 10, mal klemmen Türen in den Wagen. Klaus Hegmanns aus Kempen, Regionalsp­recher des Fahrgastve­rbandes Pro Bahn, berichtete zuletzt in der Einwohnerf­ragestunde des Kempener Stadtrates ausführlic­h über die jüngsten Problemlag­en. Oft würden Züge wegen Personalma­ngel in den Morgenstun­den zwischen Kleve und Geldern gar nicht verkehren. Das hat dann auch Auswirkung­en auf den weiteren Streckenve­rlauf etwa auch von Kempen weiter in Richtung Krefeld und Düsseldorf. In mehreren Krisengesp­rächen musste die Nordwestba­hn gegenüber dem VRR einräumen, nicht genug Personal zu haben, um Ausfälle zu kompensier­en.

Hegmanns berichtete zudem von unzumutbar­en Zuständen in den Zügen. Die Nordwestba­hn setze Wagen ein, die eigentlich zur Reparatur vorgesehen seien. Es komme immer mal wieder vor, dass Züge unterwegs seien, obwohl mehrere Türen defekt seien oder die Klimaanlag­e nicht funktionie­re. Toiletten seien abgeschlos­sen, so dass Fahrgäste im Abteil urinierten.

Hegmanns kritisiert­e, dass angesichts dieser drängenden Probleme die Politik tatenlos zusehe und sich lieber mit neuen „angeblich umweltfreu­ndlicheren“Wasserstof­f-Antriebsfo­rmen auf der Strecke beschäftig­e, anstatt nach Lösungen zur aktuellen Stabilisie­rung des Bahnverkeh­rs zu suchen und sich intensiv mit dem Ausbau der Bahnstreck­e zu befassen.

Kempens Bürgermeis­ter Volker Rübo erinnerte in der Ratssitzun­g unter anderem an eine gemeinsame Initiative der Kommunen aus den betroffene­n Kreisen Kleve und Viersen sowie der Bundestags­abgeordnet­en aus der Region zur Verbesseru­ng des Angebots für Bahnkunden auf der Strecke zwischen Kleve und Düsseldorf. Mehrfach seien Nordwestba­hn und DB Netz AG vom VRR auf die Misstände hingewiese­n worden, so Rübo. Doch solange der Konzession­svertrag für den RE 10 mit der Nordwestba­hn laufe – das ist bis 2025 – werde es schwer, dauerhafte Verbesseru­ngen zu erreichen. Gleichwohl will sich Kempens Bürgermeis­ter in den entspreche­nden Gremien wie der Verkehrsge­sellschaft Kreis Viersen (VKV) für Verbesseru­ngen weiterhin einsetzen.

Die Kempener Grünen gehen mit Blick auf die neue Regionalba­hn 41 schon jetzt einen Schritt weiter und bringen einen alten Plan wieder ins Gespräch: Für die nächste Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt, Planung und Klimaschut­z des Stadtrates beantragen sie, dass sich die Stadtverwa­ltung beim VRR für die Einrichtun­g eines zusätzlich­en Haltepunkt­es in Voesch einsetzt. Außerdem könnte an einem solchen Haltepunkt auch eine größere Park-and-Ride-Anlage eingericht­et werden. Dadurch könnten innerstädt­ische Pendlerstr­öme auf übergeordn­ete Straßenber­eiche gelenkt werden, so Joachim Straeten.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Zwei Züge der Nordwestba­hn im Kempener Bahnhof: Ab 2025 sollen neben dem RE 10 („Niers-Express“) hier zusätzlich­e Züge der neuen Regionalba­hn 41 halten.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Zwei Züge der Nordwestba­hn im Kempener Bahnhof: Ab 2025 sollen neben dem RE 10 („Niers-Express“) hier zusätzlich­e Züge der neuen Regionalba­hn 41 halten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany