Rheinische Post Viersen

Lars Stindl freut sich auf den Alltag

Lars Stindl gehörte beim 2:2 in Wolfsburg erstmals seit seiner schweren Verletzung vor fünf Monaten wieder zum Kader. Wenn er bald wieder spielen kann, ist endgültig alles im Lot bei ihm.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Lars Stindl hat im Moment richtig Spaß an seiner Arbeit. Nicht, weil im Dienstplan von Borussias Kapitän großartige Termine anstehen, Champions-Leagueoder Europa-League-Spiele zum Beispiel, oder gar in der nächsten Woche eine Reise zur Nationalma­nnschaft. Gut, Stindl wird, wenn alles nach Plan läuft, zusammen mit den Borussen, die nicht auf Länderspie­lreise sind, am 12. Oktober nach Wien fliegen, wo die Borussen ein Testspiel anberaumt haben gegen den Kult-Klub Wiener SK.

Man darf es überspitzt ein StindlSpie­l nennen, denn unter anderem ist die Partie da, um dem so lange Verletzten Spielpraxi­s zu verschaffe­n. Das gilt auch für Michael Lang, den Schweizer, der am Samstag in Wolfsburg debütierte, und den jungen Franzosen Mamadou Doucoure, der in der letzten Länderspie­lpause Anfang September beim 2:1 gegen den VfL Bochum in Willingen erstmals nach zwei Jahren Leidenszei­t wegen diverser Muskelverl­etzungen spielen durfte.

Natürlich wird Stindl den WienTrip herbeisehn­en, doch viel, viel wichtiger ist für den 30-Jährigen, dass er wieder den ganz normalen Alltag eines Fußballers leben darf. Training, Regenerati­on, Training – und, wie am Samstag: Spiel. Stindl kam nicht zum Einsatz in Wolfsburg, aber er war erstmals dabei seit am 28. April beim 1:1 auf Schalke, als das Syndesmose­band im linken Fuß riss. Und das fand er sichtlich gut. Stindl war sozusagen mit einem Dauergrins­en unterwegs, er scherzte mit den Kollegen, genoss es sichtlich, sich in der Halbzeit im Fünf gegen Zwei zu tummeln.

„Es ist gut, dass Lars bei der Mannschaft ist“, stellte Trainer Dieter Hecking klar, und berichtete davon, wie der Boss das Team aufgemunte­rt hatte nach dem 2:2, das sich wegen der doppelt verspielte­n Führung eher wie zwei verlorene Punkte anfühlt, als wie ein gewonnener. Zu vermuten ist, dass Hecking Stindl das Comeback ermöglicht hätte, wenn es das Ergebnis hergegeben hätte. Wer auf der Bank sitzt, kann auch spielen, pflegt der Trainer zu sagen. Denn eine personelle Option zu verschenke­n, das wäre nicht im Sinne des Erfolgsged­ankens.

Stindl könnte spielen, die Frage ist: Wie lange reicht die Kraft? „Es ist noch schwer einzuschät­zen, wie weit er das Tempo in der Bundesliga schon mitgehen kann“, sagt Hecking. Fünf Monate ohne den spielerisc­hen Ernstfall sind aufzuholen für Stindl, das weiß der Kapitän auch, doch hat er in der langen Zeit der Reha zuvorderst den Tag herbei gesehnt, an dem er der Welt via Instagram mitteilen konnte: „Gutes Gefühl, wieder da zu sein“, schrieb er da und stellte ein Bizeps-Emoji dazu. Sprechen will Stindl derzeit nicht über seine Situation. „Erst wenn ich wieder richtig spiele“, entgegnet er, wenn er nach Interviews gefragt wird. Auch in Wolfsburg schwieg er nach seinem Kader-Comeback. „Ich habe nicht gespielt und schon gar nicht das Siegtor geschossen“, gab er an.

Das wäre dann aber auch eine fast schon überdimens­ionale Geschichte gewesen: Stindl, der wegen seiner Verletzung die WM verpasst hat, kehrt nach fünf Monaten zurück und beendet dann mit seinem Joker-Tor nach 15 Jahren die Sieglosigk­eit der Borussen in Wolfsburg und die sieben Monate währende Zeit ohne vollen Ertrag in der Fremde. Damals, beim 1:0 in Hannover, war er natürlich dabei.

So war es nur das „kleine“Comeback, anders als bei Lang. Möglich, dass Stindl nun am Samstag in München zurückkehr­t, doch auch da wäre er dann wohl nur ein Joker, wenn es am Ende nötig wäre, die Bayern nochmal zu beeindruck­en, um vielleicht einen Rückstand aufzuholen. Denn die, wie Experten sagen, „beste Innenseite der Liga“noch von der Bank bringen zu können, das ist schon etwas.

Dass Stindls Fehlen aber öffentlich kaum Thema war in den vergangene­n Wochen, ganz anders als in den Jahren zuvor, wenn er fehlte, zeigt, dass Borussias Kader in der Breite besser aufgestell­t ist. Und es gibt sogar Innenseite­n-Tore ohne Stindl, siehe den Schlenzer von Alassane Plea in Wolfsburg. „Es spricht für die Mannschaft, dass sein Fehlen bislang kein großes Thema war. Aber wenn der Kapitän, der deutsche Nationalsp­ieler Lars Stindl, wieder an Bord ist, tut es uns allen gut. Es gibt mir noch mal eine klasse Option mehr für die Offensive und für die Spieler kommt der Anker zurück, an dem sich viele hochziehen können, wenn er auf dem Platz steht“, sagte Hecking.

Lange wird es nicht mehr dauern, bis es soweit ist. Wenn dann auch Pflichtspi­ele wieder zum Alltag von Stindl gehören, ist endgültig alles wieder im Lot bei ihm.

„Es ist gut, dass Lars bei der Mannschaft ist“Dieter Hecking Borussia-Trainer

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Gut gelaunt war Lars Stindl am Samstag in Wolfsburg. Er gehörte erstmals seit dem 28. April wieder zum Gladbacher Aufgebot.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Gut gelaunt war Lars Stindl am Samstag in Wolfsburg. Er gehörte erstmals seit dem 28. April wieder zum Gladbacher Aufgebot.

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