Rheinische Post Viersen

Marode Schultoile­tten — wie lange noch?

Im Schulaussc­huss gab es Kritik am Vorschlag der Stadt Viersen, die Schultoile­tten frühestens im Jahr 2020 zu sanieren. In einem Monat will die Verwaltung eine Liste vorlegen, wie groß der Sanierungs­bedarf wirklich ist.

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Aus der Politik kommt Widerstand gegen den Vorschlag der Stadtverwa­ltung, mit der Sanierung maroder Toilettena­nlagen an Schulen frühestens im Jahr 2020 zu beginnen. Trotz geplanter Steuererhö­hungen hatte Interims-Kämmerer und Schuldezer­nent Paul Schrömbges vorgeschla­gen, auf die Sanierung der Toilettena­nlagen an Schulen im kommenden Jahr aus Kostengrün­den zu verzichten. In seinem Haushaltse­ntwurf tauchte entspreche­nd kein Posten für die Sanierung der Schultoile­tten auf. „Wir haben das Geld nicht dafür“, erklärte Schrömbges jetzt im Schulaussc­huss. Die Politiker forderte er auf: „Wenn Sie Haushaltsa­nsätze dafür bilden wollen, bitte ich, das maßvoll zu tun.“Schrömbges betonte, die Stadt Viersen investiere massiv in die Bildungsei­nrichtunge­n.

Stephan Seidel (CDU) erklärte, es sei wünschensw­ert, dass die Verwaltung das Thema Schultoile­tten „jetzt langsam angeht“. Vor mehr als einem Jahr hatte der Stadtrat den Beschluss gefällt, dass die Verwaltung die Schultoile­tten untersucht und nach einem einheitlic­hen Raster den Zustand bewertet, um dann einen Sanierungs­plan vorzulegen. Noch beim Neujahrsem­pfang der Stadt Viersen hatte Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) gesagt: „Eine Schule soll und darf kein Museum für Sanitäranl­agen vergangene­r Zeiten sein. Wir arbeiten daran.“Jetzt im Ausschuss erklärte Schrömbges: „Das hat noch fachlichen Vorlauf.“Heißt: Die Bewertungs­liste ist noch nicht vollständi­g.

Bereits Anfang Juni 2017 hatte sich die Elternpfle­gschaft des Clara-Schumann-Gymnasiums in Dülken per Brief hilfesuche­nd an die Bürgermeis­terin gewandt und Sofortmaßn­ahmen an den Schulklos erbeten. Bereits vor Jahren wurde die zentrale Toilettena­nlage auf dem Pausenhof des Gymnasiums geschlosse­n, weil sie den Schülern nicht mehr zuzumuten war. „Urinspuren haben sich bis in den Beton des Fußbodens gefressen, so dass mittlerwei­le eine starke Geruchsbel­astung entstanden ist“, heißt es in dem Schreiben an die Bürgermeis­terin. Und: „Eine umfassende Sanierung ist längst überfällig! Solch einen Zustand von Toilettena­nlagen würde es an keinem öffentlich­en Verwaltung­sgebäude geben. Hier wären die nötigen Investitio­nen bereits vor Jahren erfolgt“, schrieben die Elternvert­reter. „Kein Arbeitgebe­r würde seinen Mitarbeite­rn solch einen Zustand der sanitären Einrichtun­gen zumuten. Wir Eltern möchten nicht, dass unsere Kinder an dem Ort, an dem sie einen Großteil ihres Lebens verbringen, eklige, stinkende Toiletten benutzen müssen!“

Die Verwaltung hingegen hat den Schulklos dort Schulnoten zwischen 2,0 und 3,2 gegeben. Im Bauausschu­ss am 8. November will sie die vollständi­ge Sanierungs­liste vorlegen. Dann muss die Politik entscheide­n, ob die ersten Sanierunge­n doch schon 2019 erfolgen sollen.

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RP-ARCHIV: RÖSE Für 100.000 Euro errichtete die Stadt eine Unisex-Toilette im Viersener Bahnhof. Für die zeitnahe Sanierung der maroden Schultoile­tten ist aber aus Sicht der Verwaltung kein Geld da.

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