BMW bekommt vollen Zugriff auf China-Geschäft
BMW ist der erste ausländische Autobauer, der in einem Joint Venture in China die Mehrheit halten darf.
MÜNCHEN (rtr) BMW darf als erster ausländischer Autohersteller die Mehrheit an einem Gemeinschaftsunternehmen in China übernehmen. Der Münchner Konzern stockt seine Beteiligung an dem Joint Venture mit dem chinesischen Partner Brilliance um 25 auf 75 Prozent auf und profitiert dabei von der von Peking angekündigten Lockerung der Vorschriften. BMW zahlt 3,6 Milliarden Euro für den zusätzlichen Anteil und darf ab 2022 BMW Brilliance Automotive voll in der Bilanz konsolidieren. „Für uns beginnt jetzt eine neue Ära“, sagte BMW-Chef Harald Krüger bei einem Festakt in Shenyang zum 15-jährigen Bestehen des Joint Ventures. Ministerpräsident Li Keqiang habe sich persönlich für die Aufstockung stark gemacht.
Analyst Arndt Ellinghorst schrieb von einem „bahnbrechenden Erfolg“. Für BMW ist China der größte Einzelmarkt. „Künftig wird BMW vollen Zugriff auf seinen größten regionalen Ertragstopf haben.“Von 2022 an, wenn die Beschränkungen für ausländische Investoren aufgehoben werden, könne BMW durch die volle Einbeziehung des Joint Ventures in die Bilanz mit 15 bis 20 Prozent mehr Gewinn rechnen. Denn das Geschäft wächst: 2017 lag der Umsatz von BMW Brilliance bei 14,6 Milliarden, der Gewinn bei 1,6 Milliarden Euro. 2017 liefen hier 400.000 Autos vom Band. Die Anleger reagierten unaufgeregt, weil sie den Schritt bereits erwartet hatten. Die BMW-Aktie gab wegen der allgemeinen Nervosität an der Börse um 1,5 Prozent nach.
Für BMW bietet der Ausbau der Werke die Chance, sich weniger abhängig von Importen nach China zu machen. Die Zollschranken zwischen den USA und China hatten vor allem die Geländewagen-Modelle X4, X5 und X6 verteuert, die BMW im Werk Spartanburg in South Carolina auch für den chinesischen Markt baut. Sie könnten chinesischen Analysten zufolge bald in Shenyang vom Band laufen.
China steht zunehmend unter Druck, seinen riesigen Markt für ausländische Investoren stärker zu öffnen, zumal Unternehmen aus dem Reich der Mitte in Europa und gerade in Deutschland selbst auf Einkaufstour sind und sich Firmen wie den Roboterbauer Kuka oder den Sitzehersteller Grammer einverleibt haben. Bei Lis Staatsbesuch in Berlin im Juli hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel erneut auf faire Bedingungen für deutsche Unternehmen in China gepocht. BASF erhielt als erstes ausländisches Unternehmen die Erlaubnis, in Guangdong einen Chemiekomplex zu bauen, an dem kein chinesischer Partner beteiligt ist.