Erstes Gewerbegebiet erhält Glasfaser
Die Deutsche Glasfaser hat mit dem Breitbandausbau in Viersen begonnen. Während mehrere Gewerbegebiete den schnellen Internetanschluss erhalten, reichte die Nachfrage von Privatleuten nicht für einen f lächendeckenden Ausbau.
VIERSEN Die schlechte Nachricht zuerst: Die Stadt Viersen wird auf absehbare Zeit keinen flächendeckenden Ausbau mit Glasfaserkabeln bekommen. Der hätte jedem Haushalt einen Internetzugang im Gigabit-Bereich ermöglicht – und damit zukunftsfit gemacht fürs Digitalzeitalter. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hatte im Sommer auch bei Privatpersonen für die Anschlüsse geworben; doch in keinem der umworbenen Bereiche war die Nachfrage groß genug. Das erklärte am Donnerstag Murat Durmaz, bei der Deutschen Glasfaser für die Privatkundenbetreuung in der Region zuständig. Das Unternehmen kalkuliert üblicherweise so, dass die Verlegung von Glasfaserkabeln dann für es lohnt, wenn 40 Prozent der Haushalte in einer Sektion einen Vertrag mit dem Unternehmen schließen. „In einigen Bereichen war es sehr eng“, so Durmaz. „In Boisheim beispielsweise fehlten am Ende lediglich 160 Verträge.“Er betonte: „Wenn die jetzt doch noch zustande kommen sollten, sind wir ganz schnell mit den Bauarbeitern da.“
Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) bedauerte am Donnerstag, dass der flächendeckende Ausbau nun ausbleibt. „Es ist nicht das geworden, was wir uns erhofft hatten“, sagte sie. „Aber wir kennen auch die Gründe: Die meisten Viersener empfinden ihren Internetzugang für die heutigen Ansprüche relativ gut ausgestattet.“Hintergrund: Die Deutsche Telekom hatte erst kurz zuvor durch so genannte Vectoring-Technik („VDSL“) ihren Kupferkabeln mehr Bandbreite verliehen; damit lassen sich in vielen Bereichen des Stadtgebiets Surfgeschwindigkeiten von 50 Mbit pro Sekunde erreichen. „Viele Viersener empfinden deshalb keinen Leidensdruck“, sagte Anemüller.
Gute Laune hatte die Bürgermeisterin gestern trotzdem. Denn es gibt auch gute Nachrichten: Drei Viersener Gewerbegebiete erhalten Anschluss an die Glasfasertechnik. Den Auftakt macht das Gewerbegebiet Mackenstein. „Bis zum Jahresende wollen wir fertig sein“, berichtete Mehmed Gül, der bei der Deutschen Glasfaser die Firmenkunden betreut.
Um das Gewerbegebiet erschließen zu können, wird das Unternehmen rund fünf Kilometer Kabel verlegen. Dabei hilft eine Fräsmaschine, die einen schmalen Kabelschacht ins Erdreich zieht. Auf dem Bürgersteig der Textilstraße setzte sich die Maschine gestern in Gang. Bis zu 120 Meter pro Tag soll sie schaffen.
„Wir haben in Mackenstein 23 Verträge bereits geschlossen, gehen davon aus, dass in den nächsten Wochen noch weitere dazukommen“, berichtete Gül. Insgesamt gebe es im Gewerbegebiet Mackenstein 60 gewerbliche Hausanschlüsse.
Stefan von Laguna vom Fachbereich Wirtschaftsförderung erklärte: „Bei Anfragen von Unternehmen, die sich neu in Viersen ansiedeln wollen, wird in 60 bis 80 Prozent ausdrücklich nach Glasfaser gefragt. Die Bandbreite ist ein wichtiger Standortfaktor.“Bürgermeisterin Anemüller sagte, durch den Breitbandausbau werde insgesamt die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Viersen deutlich steigen: „Viele Inhaber sehen jetzt bessere Chancen.“
Güls Privatkundenkollege Murat Durmaz will die Bauarbeiten nutzen, um bei den privaten Anwohnern erneut für einen Glasfaseranschluss zu werben. Denn die könnten im Rahmen der Bauarbeiten direkt mit angeschlossen werden. „Das ist die letzte Möglichkeit, noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen“, sagt Durmaz. In der kommenden Woche und in der Woche darauf sollen die Anwohner des Wohngebiets Mackenstein, aber auch der Waldnieler Straße und der Straße Burgacker erneut auf die Möglichkeit hingewiesen werden, einen Glasfaseranschluss zu bestellen. „Aktuell fehlen uns hier lediglich 79 Verträge.“
Thomas Küppers, Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung, betonte, dass neben dem Gewerbegebiet Mackenstein auch die Gewerbegebiete Hosterfeld und Rahser, zunächst ohne den Kränkelsweg, per Glasfaser eine breitbandige Internetanbindung erhalten werden. Dort soll der Ausbau im kommenden Jahr erfolgen. Küppers: „Die Wirtschaftsförderung ist bestrebt, den Glasfaserausbau in weiteren Gewerbegebieten zu erreichen.“