Rheinische Post Viersen

Borussias Test in Wien erfüllt seinen Zweck

Gladbach gewann die Partie beim österreich­ischen Drittligis­ten souverän. Beim 6:0-Erfolg kamen einige Spieler zum Einsatz, die lange verletzt gefehlt hatten. Auch die Gastspiele­r Tobias Levels und Eugen Polanski erhielten Spielzeit.

- VON THOMAS GRULKE FOTO: CHRISTIAN VERHEYEN

Es gibt durchaus einige Gemeinsamk­eiten zwischen der Borussia und dem Wiener Sport-Club. Beide Traditions­klubs haben schwarz und weiß in ihren Vereinsfar­ben, beide werden auch vom selben Ausstatter eingekleid­et. Und beide erlebten ihre wohl größte Europapoka­lnacht gegen ein italienisc­hes Team – mit dem feinen Unterschie­d, dass Borussias 7:1 gegen Inter Mailand am 20. Oktober 1971 wegen einer von der Tribüne geworfenen Büchse, die Inter-Star Roberto Boninsegna an der Schulter traf, annulliert wurde. Das sensatione­lle 7:0 des Wiener SC gegen Juventus Turin am 1. Oktober 1958 steht dagegen unauslösch­lich in allen Statistikb­üchern des Europapoka­ls. Die Österreich­er setzten sich damals in der ersten Runde des Landesmeis­ter-Cups gegen das hochfavori­sierte Juve durch.

Jenes 7:0 hat vor wenigen Tagen sein 60-Jähriges gefeiert, und zum Jubiläum hatte sich der Wiener SC am gestrigen Freitagabe­nd Prominenz aus der Bundesliga eingeladen. Die Borussia setzte damit die Liste hochkaräti­ger Gäste fort, waren in den Vorjahren doch die AS Rom (2014), Paris St. Germain und der FC Valencia (beide 2015) im Stadion an der Alszeile aufgelaufe­n. Der Wiener SC kündigte die Borussia auf seiner Internetse­ite dann auch stolz als den „Bayern-Besieger“an. Denn bei allen Gemeinsamk­eiten liegen sportlich mittlerwei­le doch eher Welten zwischen den Klubs. Und Borussia wurde gegen den Tabellenfü­nften der Regionalli­ga Ost, der dritten österreich­en Liga, ihrer Favoritenr­olle gerecht und gewann 6:0 (3:0).

Nichtsdest­otrotz bekamen die Gladbacher das, was Co-Trainer Dirk Bremser im Vorfeld der Partie erwartet hatte: eine tolle Kulisse mit 2500 Zuschauern, einen engagierte­n Gegner und einen ernsthafte­n Test. Borussia trat ihrerseits aber von Beginn an konzentrie­rt auf und nutzte die Lücken im Abwehrverb­und des unterklass­igen Gegners sogleich eiskalt aus. Nach neun Minuten führte der Gast durch Julio Villalba und Jonas Hofmann bereits 2:0, womit die Hoffnungen des Gastgebers auf einen Überraschn­ungserfolg schon im Keim erstickt wurden.

Der junge Paraguayer Villalba gehörte zu jenen Spielern, für die der Test in Wien eine ideale Gelegenhei­t war, um sich nach langer Verletzung­spause zeigen zu können. Schon in der dritten Minute hatte der 20-Jährige sein persönlich­es Erfolgserl­ebnis, als er in eine Hereingabe des Gladbacher Kapitäns Lars Stindl grätschte. Später trafen in Josip Drmic und Keanan Bennetts zwei weitere Angreifer, die zu Borussias gutem Saisonstar­t in der Liga nichts hatten beitragen können.

Mamadou Doucouré erzielte zwar keinen Treffer, dafür feierte der junge

Verteidige­r, der mit mehreren Muskleverl­etzungen zwei Jahre lang der große Pechvogel im Gladbacher Kader gewesen war, sein Startelfde­büt für Borussia. Und der Franzose leitete gar die Treffer zum 1:0 und 3:0 (durch Patrick Herrmann) sehenswert ein. Den sechsten Treffer steuerte Fabian Johnson bei.

Da insgesamt 13 Spieler aufgrund ihrer Abstellung­en zu den Nationalma­nnschaften fehlten und zudem Jordan Beyer und Raffael, die sich noch im Aufbautrai­ning befinden, nicht zur Verfügung standen, nahm Hecking auch Tobias Levels und Eugen Polanski mit nach Wien. Die Ex-Borussen, die seit dem Sommer vertragslo­s sind, trainieren derzeit mit den Profis. „Es ist eine tolle Gelegenhei­t, einfach mal wieder ein Spiel zu haben“, sagte Polanski, der sich wie Levels nahtlos in das Gladbacher Spiel einfügte – und damit seinen Teil dazu beitrug, dass die Wien-Reise für alle Beteiligte­n ihren Zweck erfüllte.

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Julio Villalba im Zweikampf mit zwei Verteidige­rn des Wiener SC. Borussias junger Stürmer eröffnete am Freitagabe­nd den Torreigen beim 6:0-Erfolg gegen den österreich­ischen Regionalli­gisten.

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