„Wir brauchen uns nicht zu verstecken“
Borussias Frauentrainer spricht über den punktlosen Saisonstart des Bundesliga-Aufsteigers und das wichtige Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.
Herr Krienen, warum hat die Mannschaft noch nicht so recht
Fuß fassen können in der Liga? KRIENEN Man muss die Spiele unterschiedlich bewerten. Gegen Bremen waren wir auf Augenhöhe, beide Mannschaften haben sich auf niedrigem Niveau neutralisiert. Und dann passiert uns nach drei Minuten ein Fehler, der zum 0:1 führt, danach waren alle etwas gehemmt. Am Ende steht es 0:3, aber das spiegelt nicht den Spielverlauf wider. Freiburg ist für uns eine schwere Hausnummer, beim 0:4 lief es wie vor zwei Jahren gegen den SC. Gegen Sand hatten wir uns etwas mehr erhofft. Beim 0:5 hat man aber auch die Erfahrung bei Sand gemerkt, während wir eine sehr talentierte, junge Truppe haben.
Ist die Unerfahrenheit der Hauptgrund für den schwachen Start? KRIENEN Ich kann von den jungen Spielerinnen nicht erwarten, dass sie in schwierigen Phasen schon konstant auf höchstem Niveau spielen, dafür fehlt ihnen Lebens-, aber auch Spielerfahrung in der ersten Liga. Zudem haben uns mit Jule Dallmann und Liv Aerts, unserer Toptorjägerin in der vergangenen Saison, zwei wichtige Stützen verlassen. Und wir haben leider mit Emily Evels, Keiko Kodama, Pauline Dallmann und Spielführerin Julia Koj einige fest eingeplante Stammkräfte, die verletzt fehlen. Wenn dir eine solche Achse wegbricht, ist es für ein junges Team besonders schwer.
Hätte sich Borussia denn im Sommer personell anders, erfahrener, aufstellen können? KRIENEN Mit unserer Struktur ist es nicht so einfach, ältere Spielerinnen für uns zu gewinnen, bei denen dann auch alles passt. Natürlich wünscht man sich immer drei, vier routinierte Kräfte, aber das ist eben nicht möglich. Und es ist unser Ziel, junge Talente aus der eigenen Jugend und der Region zu fördern, die sich mit Borussia identifizieren. Wir haben einen Talente-Pool, um den uns andere beneiden. Uns fehlt so aber ein wenig der etwas ältere Leader, der die Fahne auch mal hochhält, wenn es nicht so läuft.
Inwiefern spielt es eine Rolle, dass vor zwei Jahren in der Hinrunde kein einziger Punkt gelang und sich dies nicht wiederholen darf? KRIENEN Natürlich wissen wir, dass es diesmal besser laufen muss, das ist für die Psyche unerlässlich. Aber negative Gedanken bringen uns nicht weiter. Wir wollen es positiv angehen: Wir haben alles in der eigenen Hand. Zwei Siege nun gegen Leverkusen und danach gegen Duisburg, dann sind wir wieder voll im Geschäft. Ich sehe die Bundesliga dreigeteilt. Wir befinden uns im Abstiegskampf mit Bremen, Duisburg und Leverkusen im Grunde in einer eigenen Liga. Und da brauchen wir uns nicht zu verstecken.
Was für ein Spiel erwarten Sie am Sonntag (11 Uhr) gegen Bayer? KRIENEN Das ist schwer vorherzusehen. Es wird spannend sein zu sehen, wer die Initiative übernimmt. Leverkusen hat eine ähnliche Struktur wie wir, und ich glaube nicht, dass sie nun nach einem 1:10 gegen Bayern München vor Selbstvertrauen strotzen. Aber sie haben schon drei Punkte auf der Konto. Für uns wird wichtig sein, die ersten 15 Minuten positiv zu gestalten. Wir haben bislang immer ein frühes Gegentor kassiert. Wenn wir das verhindern und selbst gute Szenen nach vorne haben, können wir Leverkusen schlagen.