Rheinische Post Viersen

„Wir brauchen uns nicht zu verstecken“

Borussias Frauentrai­ner spricht über den punktlosen Saisonstar­t des Bundesliga-Aufsteiger­s und das wichtige Heimspiel gegen Bayer Leverkusen.

- THOMAS GRULKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Herr Krienen, warum hat die Mannschaft noch nicht so recht

Fuß fassen können in der Liga? KRIENEN Man muss die Spiele unterschie­dlich bewerten. Gegen Bremen waren wir auf Augenhöhe, beide Mannschaft­en haben sich auf niedrigem Niveau neutralisi­ert. Und dann passiert uns nach drei Minuten ein Fehler, der zum 0:1 führt, danach waren alle etwas gehemmt. Am Ende steht es 0:3, aber das spiegelt nicht den Spielverla­uf wider. Freiburg ist für uns eine schwere Hausnummer, beim 0:4 lief es wie vor zwei Jahren gegen den SC. Gegen Sand hatten wir uns etwas mehr erhofft. Beim 0:5 hat man aber auch die Erfahrung bei Sand gemerkt, während wir eine sehr talentiert­e, junge Truppe haben.

Ist die Unerfahren­heit der Hauptgrund für den schwachen Start? KRIENEN Ich kann von den jungen Spielerinn­en nicht erwarten, dass sie in schwierige­n Phasen schon konstant auf höchstem Niveau spielen, dafür fehlt ihnen Lebens-, aber auch Spielerfah­rung in der ersten Liga. Zudem haben uns mit Jule Dallmann und Liv Aerts, unserer Toptorjäge­rin in der vergangene­n Saison, zwei wichtige Stützen verlassen. Und wir haben leider mit Emily Evels, Keiko Kodama, Pauline Dallmann und Spielführe­rin Julia Koj einige fest eingeplant­e Stammkräft­e, die verletzt fehlen. Wenn dir eine solche Achse wegbricht, ist es für ein junges Team besonders schwer.

Hätte sich Borussia denn im Sommer personell anders, erfahrener, aufstellen können? KRIENEN Mit unserer Struktur ist es nicht so einfach, ältere Spielerinn­en für uns zu gewinnen, bei denen dann auch alles passt. Natürlich wünscht man sich immer drei, vier routiniert­e Kräfte, aber das ist eben nicht möglich. Und es ist unser Ziel, junge Talente aus der eigenen Jugend und der Region zu fördern, die sich mit Borussia identifizi­eren. Wir haben einen Talente-Pool, um den uns andere beneiden. Uns fehlt so aber ein wenig der etwas ältere Leader, der die Fahne auch mal hochhält, wenn es nicht so läuft.

Inwiefern spielt es eine Rolle, dass vor zwei Jahren in der Hinrunde kein einziger Punkt gelang und sich dies nicht wiederhole­n darf? KRIENEN Natürlich wissen wir, dass es diesmal besser laufen muss, das ist für die Psyche unerlässli­ch. Aber negative Gedanken bringen uns nicht weiter. Wir wollen es positiv angehen: Wir haben alles in der eigenen Hand. Zwei Siege nun gegen Leverkusen und danach gegen Duisburg, dann sind wir wieder voll im Geschäft. Ich sehe die Bundesliga dreigeteil­t. Wir befinden uns im Abstiegska­mpf mit Bremen, Duisburg und Leverkusen im Grunde in einer eigenen Liga. Und da brauchen wir uns nicht zu verstecken.

Was für ein Spiel erwarten Sie am Sonntag (11 Uhr) gegen Bayer? KRIENEN Das ist schwer vorherzuse­hen. Es wird spannend sein zu sehen, wer die Initiative übernimmt. Leverkusen hat eine ähnliche Struktur wie wir, und ich glaube nicht, dass sie nun nach einem 1:10 gegen Bayern München vor Selbstvert­rauen strotzen. Aber sie haben schon drei Punkte auf der Konto. Für uns wird wichtig sein, die ersten 15 Minuten positiv zu gestalten. Wir haben bislang immer ein frühes Gegentor kassiert. Wenn wir das verhindern und selbst gute Szenen nach vorne haben, können wir Leverkusen schlagen.

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FOTO: TOGR Trainer René Krienen

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