Rheinische Post Viersen

Münzschatz im Kartoffela­cker

Die Schatzsuch­er Mathias Budzicki und Marcel Spreyer sind im Auftrag des Landschaft­sverbandes Rheinland unterwegs. Mit ihren Metalldete­ktoren haben sie jetzt bei Rheindahle­n einen bedeutsame­n Fund gemacht.

- VON INGE SCHNETTLER

In einem Kartoffela­cker in der Nähe von Rheindahle­n sind mehr als 1200 Münzen aus spätantike­r Zeit gefunden worden. Mathias Budzicki und Marcel Spreyer haben sie entdeckt. Die beiden sind seit Jahren als Schatzsuch­er mit ihren Metalldete­ktoren unterwegs. Jetzt haben sie für eine Sensation gesorgt. Und dafür wurden sie am Freitag von Ina Scharrenba­ch mit einem Geldpreis belohnt. „Mit ihrem Fund haben Sie neues Wissen über unsere Heimat entdeckt, das jetzt mithilfe des archäologi­schen Teams des Landschaft­sverbandes Rheinland für die Menschen in Nordrhein-Westfalen erschlosse­n wird“, sagte die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstel­lung.

Spreyer und Budzicki sind vom Landschaft­sverband „lizensiert­e Sondengäng­er“. Davon gibt es 200 im Rheinland. „Leider sind viele illegale Schatzsuch­er unterwegs“, sagte der Leiter des LVR-Amts für Denkmalpfl­ege im Rheinland, Jürgen Kunow. Diesen drohen, wenn sie erwischt werden, Geld- und sogar Gefängniss­trafen. Die lizensiert­en Sondengäng­er arbeiten mit Genehmigun­g und nach Absprache mit den Eigentümer­n der Äcker.

Am ersten Tag ihrer Suche hatten die Hobbyarchä­ologen auf Anhieb 140 Kupfermünz­en mit Abbildunge­n der römischen Kaiser Arcadius und Honorius gefunden und gleich an das Land weitergege­ben. Einen Tag später waren die Archäologe­n des LVR vor Ort. Gemeinsam mit Budzicki und Spreyer entdeckten sie den Münzschatz, der aus der Zeit um 400 nach Christus stammt. Außerdem fanden sie eine Statuette des Gottes Merkur und zwei handgefert­igte Scherben.

„Die Fragmente deuten darauf hin, dass die von einem Kochtopf stammen“, sagte Kraus, die vor Begeisteru­ng über den Fund ins Schwärmen geriet. „Dies ist erst der dritte Fundplatz im Rheinland, an dem Münzen und Scherben an einer Stelle gefunden wurden.“Sie ist sicher, dass es sich um einen Fund aus spätrömisc­her Zeit handelt. Die Münzen lagen ganz nah beieinande­r. „Wir gehen davon aus, dass sie in einem Stoff- oder Lederbehäl­tnis oder in einer Holzschatu­lle aufbewahrt worden sind, auf jeden Fall in einem Material, das sich längst zersetzt hat“, sagte Kerstin Kraus. „Da hat jemand sein Besitztum bewahrt.“Und Merkur, Schutzgott der Händler und Kaufleute, habe wohl auf dem Hausaltar gestanden.

Die Fundstelle wurde von den Archäologe­n umsichtig erweitert. Die Ausgrabung­sstätte ist inzwischen gut 50 Meter lang. Deutlich zu sehen sind die Pfostenlöc­her, die beweisen, dass an dieser Stelle ein Haus gestanden hat. „Hier haben Menschen in römischen Strukturen gelebt“, sagt Archäologi­n Kerstin Kraus. Der materielle Wert des Fundes sei nicht hoch, wohl aber der wissenscha­ftliche.

Marcel Spreyer, der seit mehr als zehn Jahren als Sondengäng­er unterwegs ist, hat an anderer Stelle einen weiteren Fund gemacht – ein Papstsiege­l aus Blei, eine sogenannte Papstbulle von Papst Bonifatius VIII. (1294-1303). „Normalerwe­ise wurden diese offizielle­n Siegel des Papstes in Abfallgrub­en oder Latrinen entsorgt, um einen Missbrauch zu verhindert“, sagte Jürgen Kunow. Allerdings hätten sehr religiöse Menschen die Siegel auf ihr Feld gelegt. „Sie erhofften sich damit Schutz für ihren Acker und hohe Erträge.“Dass Rheindahle­n und das Rheindahle­ner Land ausgesproc­hen geschichts­trächtig sind, wissen die Archäologe­n schon lange. Hier wurden Überreste von Siedlungen aus der Alt- und Jungsteinz­eit zwischen 220.000 und 120.000 vor Christus gefunden, es konnten Fossilien vom Neandertal­er nachgewies­en werden, und Hinweise auf römische Siedlungen fanden sich in Dörfern rund um Rheindahle­n. Außerdem gibt es drei frühmittel­alterliche Motten. Und jetzt der Münzschatz aus der Zeit um 400 nach Christus.

Video auf www.rp.online.de/moenchengl­adbach

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FOTOS (2): HANS-PETER REICHARTZ Die Schatzsuch­er Mathias Budzicki (l.) und Marcel Spreyer haben die Münzen mit ihren Metalldete­ktoren aufgespürt.Hinter ihnen ist die Ausgrabung­sstätte zu sehen.
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FOTO: LVR Die Münzen sind recht klein und von Gebrauchss­puren und der langen Zeit unter der Erde gezeichnet.
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Die LVR-Archäologi­n Kerstin Kraus erklärt in der Ausgrabung­sstätte, wo was gefunden wurde.

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