Unsolidarischer Finanzminister
Scholz lässt seine Delegation auf Bali sitzen. Merkel zeigte 2010 mehr Stil.
Solidarität wird bei der SPD normalerweise groß geschrieben. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) war diese aber zu lästig, als er erfuhr, dass seine Regierungsmaschine beim IWF-Treffen der Finanzminister auf Bali von Kabel knabbernden Nagetieren lahmgelegt worden war. Der Minister und seine engsten Vertrauten ließen sich, ohne die gesamte Delegation über den Ausfall des Flugzeugs zu informieren, Linienflüge nach Berlin buchen und türmten von Bali. Ein ebenfalls überraschter Bundesbankpräsident Jens Weidmann musste die geplante gemeinsame Pressekonferenz allein abhalten. Und wie mitgereiste Journalisten-Kollegen berichten, ist auch Scholz‘ Minsteriumssprecher abgereist, während eine rangniedrige Sprecherin die Lage habe erklären müssen und auch noch beauftragt worden sei, die Kollegen von der Berichterstattung über Scholz‘ Vorgehen abzuhalten. Scholz‘ Argumentation für den unsolidarischen Aufbruch: Er habe zur Landtagswahl in Bayern zurück in Deutschland sein müssen. Allerdings wurde er am Abend des SPD-Wahldebakels im Willy-Brandt-Haus nicht gesichtet – weder zu Statements noch hinter verschlossenen Türen zur Beratung.
Da hat Kanzlerin Angela Merkel deutlich mehr Stil. Als sie wegen des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull und dessen Ascheregen 2010 nach einem USA-Aufenthalt in Rom strandete, ließ sie für ihre gesamte Delegation Busse organisieren, und man machte sich gemeinsam auf die 1700 Kilometer lange Heimreise. Nach den Berichten der Kollegen von damals verbreite Merkel trotz der misslichen Lage gute Laune und gab sich damit zufrieden, zu Beginn der Arbeitswoche wieder in Berlin einzutreffen. Solidarität ist eben immer leichter von anderen einzufordern, als sie selbst mit allen Konsequenzen an den Tag zu legen.