Rheinische Post Viersen

IW-Studie: Großer Nachholbed­arf im Ruhrgebiet

Deutschlan­ds größter Ballungsra­um kämpft um den Anschluss bei der Wirtschaft­skraft, den Fachkräfte­n und der Infrastruk­tur.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Für die Autoren des Gutachtens „Die Zukunft des Ruhrgebiet­s“war es ein schwierige­r Spagat: Einerseits mussten die Experten des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ungeschmin­kt die Probleme des größten Ballungsra­ums der Republik aufzeigen, zugleich die Potenziale, um nicht ein all zu katastroph­ales Bild der Lage zu zeichnen. Schließlic­h ist Auftraggeb­er der Studie der Arbeitgebe­rverband Unternehme­r NRW. Und dessen Präsident Arndt Kirchhoff sitzt im Beirat der sogenannte­n Ruhr-Konferenz der Landesregi­erung. Er rief am Montag bei der Vorstellun­g des Gutachtens dazu auf, man müsse „jetzt die Pfunde des Ruhrgebiet­s herausstel­len und nicht in Problemen und Risiken denken“.

Gut gemeint, aber angesichts der besorgnise­rregenden Lage wohl nur schwer umzusetzen: Während andere Metropolre­gionen seit den 2000er-Jahren einen Boom sonderglei­chen erleben, fällt das Ruhrgebiet weiter zurück: Das Bruttoinla­ndsprodukt je Einwohner lag der Studie zufolge mit 32.059 Euro deutlich hinter dem anderer Metropolrä­umen (beispielsw­eise München mit 61.637 Euro oder Frankfurt mit 53.515 Euro). Der Strukturwa­ndel ist den Autoren zufolge noch nicht abgeschlos­sen, der industriel­le Sektor schrumpft weiter. Hinzu kommen eine hohe Arbeitslos­igkeit, eine niedrige Frauenerwe­rbstätigke­it, das Abwandern von Fachkräfte­n und eine geringe Neigung, zu gründen. Zudem „verdichten sich Probleme im Bereich der Infrastruk­tur, der Bildung und Qualifizie­rung mit einer ungünstige­n Finanzlage der Kommunen zu einem schwer zu durchschla­genden Gordischen Knoten negativer Indikatore­n“, schreiben die Autoren.

Als eines der Grundprobl­eme nennt das IW die Struktur: Anders als München oder Hamburg mit einem klaren Zentrum, krankt das Ruhrgebiet an seiner aus vielen einzelnen Industrie- und Bergbausta­ndorten bestehende­n Struktur mit 15 eigenständ­igen Kreisen und einem Gebiet, das sich auf drei Regierungs­bezirke verteilt.

Die IW-Autoren empfehlen, mehr Geld für die marode Infrastruk­tur bereitzust­ellen und Mittel zur Regionalfö­rderung stärker in Richtung Westdeutsc­hland umzuleiten. „Doch auch die Kommunen müssen umdenken und vor allem Gewerbeflä­chen schaffen, um Unternehme­n anzulocken“, heißt es.

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