4000 RWE-Mitarbeiter warnen vor Jobabbau
Sie kämpfen um ihre Jobs und gegen einen vorzeitigen Kohleausstieg: RWE-Beschäftigte blockierten am Montag Tagebaue und Kraftwerke und hielten Mahnwachen ab. Sie fordern klare Ansagen von Politik und Konzern.
ESSEN Tausende RWE-Beschäftigte sind am Montag im Kampf um ihre Arbeitsplätze auf die Straße gegangen. Sie blockierten nach Angaben der Gewerkschaft IG BCE seit den frühen Morgenstunden die Zufahrten zu den Tagebauen Hambach, Garzweiler und Inden sowie zu den Kraftwerken in Neurath und Weisweiler und hielten Mahnwachen ab. Auch bei der Braunkohle-Veredlung in Frechen gab es Proteste. Ein Demonstrationszug führte nach Kerpen. Laut IG BCE waren mehr als 4000 Mitarbeiter im rheinischen Revier auf der Straße. „Die Kollegen haben Angst um ihre Arbeitsplätze und die Zukunft der Region“, sagte Gewerkschaftssekretär Manuel Rendla. „Wir verlangen von der Politik und dem Konzern klare Ansagen, wie es mit den Arbeitsplätzen in der Braunkohle weitergeht.“Betriebsräte, IG BCE und Verdi hatten zu den Protesten aufgerufen.
Mitarbeiter blockierten auch die Landstraße 264. Die Polizei leitete Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ein, weil die Demonstration nicht angemeldet gewesen sei. Dadurch seien auch unbeteiligte Autofahrer behindert worden, so die Polizei.
Anlass der Proteste ist die Kohlekommission, die bis Jahresende einen Fahrplan für den Kohleausstieg festlegen soll, und der Rodungsstopp für den Hambacher Forst, den das Oberverwaltungsgericht Münster verfügt hatte, und der laut RWE-Chef Rolf Martin Schmitz zum Stellenabbau führen wird. „Der Rückgang der Braunkohle-Förderung wird nicht ohne Auswirkung auf die Beschäftigung bleiben. Wie viele Arbeitsplätze wir am Ende tatsächlich streichen müssen, ist noch offen“, hatte Schmitz im Interview mit unserer Redaktion gesagt. Am Tagebau Hambach hängen 4600 Arbeitsplätze, davon 1300 allein im Tagebau und 1500 in der Veredlung der Braunkohle. Sobald man einen Überblick habe, werde man mit den Gewerkschaften sprechen. Die IG BCE betonte, man sei in Kontakt, noch gebe es aber keine konkreten Angaben zum Abbau. „Betriebsbedingte Kündigungen darf es auf keinen Fall geben“, warnte Rendla.
Ein RWE-Sprecher betonte, durch die Proteste seien weder Förderung noch Stromerzeugung beeinträchtigt worden. Die Stromproduktion sei durch eine Notbesetzung gesichert worden.
Es soll nicht die letzte Aktion sein: Am 24. Oktober wollen die Gewerkschaften die Kohlekommission empfangen, wenn sich diese im rheinischen Revier trifft. Die Kommission war bereits zur Revierfahrt in der Lausitz. „Wir wollen der Politik klarmachen, dass hinter ihren Zahlen Menschen und Familien im rheinischen Revier stehen“, betonte Rendla. Einen überstürzten Kohleausstieg dürfe es nicht geben.