Rheinische Post Viersen

US-Kaufhaus Sears ist insolvent

Das Traditions­haus war einmal der größte Einzelhänd­ler der USA.

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NEW YORK (dpa) Nach Jahren vergeblich­er Reformen versucht der hoch verschulde­te Einzelhänd­ler Sears den Befreiungs­schlag. Der traditions­reiche US-Konzern hat beim Gericht in New York einen Insolvenza­ntrag gestellt. Nun will Sears mit Filialschl­ießungem, Verkäufen und Jobabbau wieder profitabel werden. Ob die Rettung gelingt, hängt nun von den Geldgebern ab. Diese müssen bereit sein, die Schulden umzustrukt­urieren. 90.000 Mitarbeite­r sind betroffen.

Während des Gläubigers­chutzverfa­hrens soll das operative Geschäft weiterlauf­en: Vor der wichtigen Weihnachts­saison blieben die Filialen und das Online-Geschäft weiter geöffnet, versichert­e der bisherige Konzernlen­ker Eddie Lampert. Auch die Gehälter an die Angestellt­en würden wie bisher gezahlt. Lampert, der selbst ein großes Sears-Aktienpake­t besitzt, kündigte seinen Rücktritt als Sears-Chef an. Er bleibt aber Vorsitzend­er des Verwaltung­srates.

Das 1886 als Versandhän­dler für Uhren gegründete Unternehme­n hatte in den USA einen kometenhaf­ten Aufstieg. 1925 wurden die ersten Filialen gegründet. Mit der wachsenden Mittelklas­se boomte das Geschäft nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Chicagoer Sears Tower war bei seiner Fertigstel­lung 1973 das höchste Gebäude der Welt. Doch bereits in den 1980er-Jahren verlor das Unternehme­n mit der Expansion in das Bank- und Hypotheken­geschäft an Boden. In den 1990er-Jahren wurde Sears von Walmart als größter US-Einzelhänd­ler abgelöst.

Zahlreiche frühere Versuche von Lampert, das Unternehme­n zu retten, scheiterte­n. Filialen wurden geschlosse­n, die Marke Lands‘ End verkauft. Mit dem Vormarsch von Amazon blieben immer mehr Kunden weg, seit 2011 schrieb Sears Verluste. Das zeigte sich auch an der Börse: 2007 erreichte die Aktie einen Rekord von mehr als 120 Dollar, heute ist sie weniger als einen halben Dollar wert. Die Marktkapit­alisierung sank von 27 Milliarden auf 44 Millionen Dollar.

Lamperts Pläne sehen nun vor, die Filialen auf jene einzudampf­en, die operativ schwarze Zahlen schreiben. Sears will 46 unrentable Filialen bis November schließen, weitere 142 Geschäfte sollen kurz vor Jahresende ihre Pforten dicht machen.

Der Sears Tower in Chicago war mal das höchste Gebäude der Welt

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