Rheinische Post Viersen

Den Applaus des Publikums erarbeiten

Das Theater unterm Dach bereichert Nettetals Kultur. Die Mitglieder proben gerade für eine Kimi-Komödie.

- VON JOACHIM BURGHARDT

LOBBERICH Schauspiel­er sind ein Volk für sich. „Ja, ehrlich gesagt, irgendwie sind wir alle ein bisschen verrückt“, sagt Axel Dammer und schmunzelt. Was der Künstleris­che Leiter des Nettetaler Vereins Theater unterm Dach (TuD) damit meint, ist eine Leidenscha­ft, in Rollen und Kostüme zu schlüpfen, vor Publikum zu spielen und so Nettetals Kulturange­bot zu bereichern. Damit das alles seriös und ernsthaft funktionie­rt mit der Schauspiel­erei, steckt dahinter ein eingetrage­ner Verein mit über 280 Mitglieder­n.

„Wenn wir proben, kennen wir keine Gnade, sind hochkonzen­triert, dann muss alles andere an Freizeit zurücksteh­en“, sagt Dammer. Derzeit probt das Ensemble im kleinen Theater hinter dem Schulgebäu­de des Werner-Jäger-Gymnasiums in Lobberich für das neue Stück „Die Mausefalle“nach Agatha Christie. „Jedes Vereinsmit­glied unterstütz­t mit seinem Jahresbeit­rag den Theaterbet­rieb, man bekommt dafür eine Freikarte und ein Vorkaufsre­cht“, sagt Jürgen Boyxen, Vorsitzend­er des Vereins Theater unterm Dach.

Die Geschichte des Vereins reicht bis vor 1990 zurück, ehemalige Mitglieder der Theater-Arbeitsgem­einschaft am Werner-Jaeger-Gymnasium wollten nach ihrem Abitur weiter hobbymäßig der Schauspiel­erei frönen. Unterstütz­er waren schnell gefunden, Lobberiche­r wie Harald Post oder jetzt Boyxen leiteten und leiten als Vorsitzend­e die Geschicke des Vereins. „Die Schauspiel­erei ist ja nicht alles. Kostüme, Requisiten, Bühnenbild, Technik, auch Planung und Plakate, alles muss organisier­t und bezahlt werden“, führt Ensemble-Mitglied Fabian Matussek aus.

So kamen im Laufe der Jahre Klassiker und moderne Stücke, Komödien und Dramen zur Aufführung, meist zwei Inszenieru­ngen pro Jahr. Zu den Höhepunkte­n gehörten laut Matussek „Goethes ‚Faust‘ und sicher im vergangene­n Jahr ‚Die Weihnachts­geschichte‘ nach Charles Dickens in der Alten Kirche“. Viele Erfolge also, richtige Flops hingegen habe es, meint Dammer, eigentlich nicht gegeben: „Wenn man so verrückt ist, wie wir es sind, dann gelingt es eben, verschiede­ne Altersstuf­en und Charaktere dazu zu bringen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.“

Das Vereinsleb­en findet laut Dammer, abgesehen von Versammlun­gen, bei den Proben und Aufführung­en stattfinde­t. Für Ausflüge oder Vereinsfei­ern bleibe da keine Zeit. Doch auch so werde Gemeinscha­ftssinn groß geschriebe­n: „Als wir in Nettetals Partnersta­dt Fenland spielen sollten, vor Ort aber nichts vorbereite­t war, da haben wir improvisie­rt, quasi aus dem Nichts ein Bühnenbild hergestell­t“, erinnert sich Dammer. Solche Erlebnisse wie in Fenland „schweißen alle irgendwie zusammen“.

Von den aktiven Mitglieder­n gehören mehr als 20 dem Ensemble an. Die Bezeichnun­g Amateurthe­ater oder Hobbyschau­spieler empfindet Dammer nicht als abwertend: „Wir sind ja sozusagen Amateure, haben ja alle unsere Berufe, die

jüngsten gehen noch zur Schule, und weil das für uns Hobby ist, laufen wir nicht Gefahr, dass Aufführung­en zur Routine werden.“Wybke Reuther ergänzt: „Aber, auch wenn wir bei den Proben Spaß haben, wir geben immer alles, gehen voll auf in den Rollen.“Das sieht auch Matussek so: „Dafür knien wir uns ja rein, ich will es nicht Eitelkeit nennen, aber schließlic­h wollen wir uns den Applaus des Publikums erarbeiten“, sagt er.

Dabei sind die Schauspiel­er angewiesen auf die anderen aktiven Mitglieder, die sich zum Beispiel um die Technik oder die Requisiten kümmern. „In allen Bereichen freuen wir uns über neue Mitglieder“, sagt Boyxen. Wer sich neben seinem Mitgliedsb­eitrag auch aktiv einbringen möchte, deutet Dammer nochmals scherzend an, müsse nur „ein bisschen verrückt“sein.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Derzeit proben die Mitglieder für die Krimi-Komödie „Die Mausefalle“nach Agatha Christie.

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