Das 4-3-3 bringt Borussia bislang ein 4-2-1
Das neue Spielsystem der Gladbacher hat seine Vorteile nicht zuletzt beim 3:0-Sieg beim FC Bayern München aufgezeigt.
Das 4-3-3 brachte Borussia in dieser Bundesligasaison bisher ein 4-2-1: vier Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage. Das bedeutet Platz drei und Glücksgefühle am Niederrhein beim Anblick der Tabelle. Die Vor- und Nachteile des vor dieser Spielzeit neu einstudierten Systems lassen sich auch schon nach sieben Bundesligaspieltagen sehen – an den Beispielen der Partien bei Hertha BSC Berlin und beim FC Bayern München.
Unabhängig davon, dass Trainer Dieter Hecking bei der 2:4-Niederlage in Berlin noch nicht seine Stammbesetzung in der Defensive auf den Rasen schicken konnte, weil Michael Lang noch verletzt fehlte, und unabhängig davon, dass Javairo Dilrosun an diesem Tag alles gelang, weshalb er an drei der vier Berliner Treffer beteiligt war, hatte da auch das System Schwächen, genauer: die Umsetzung. Nico Elvedi war auf der rechten Abwehrseite gegen Dilrosun überfordert, vor ihm schlossen Jonas Hofmann und Fabian Johnson die Räume nicht ausreichend. So stand der Schweizer zu oft alleine.
Wie es anders geht, zeigte Borussia vor zehn Tagen beim Rekordmeister. Vor allem in der anfänglichen Druckphase der Münchner halfen die Außenstürmer weit hinten aus, insbesondere Alassane Plea tat sich da hervor. Nach der überraschenden Rückkehr von Kapitän Lars Stindl, der den Platz im Sturmzentrum einnahm, war der Zugang von OGC Nizza auf die linke Außen- bahn gerückt. Dort half er anfangs sehr intensiv Oscar Wendt gegen Arjen Robben und Co., dann zeigte Plea seine offensiven Fähigkeiten, als er den ersten Schuss eines Borussen in diesem Spiel direkt sehr platziert an Nationaltorwart Manuel Neuer vorbeibrachte.
Auch im weiteren Verlauf der Partie waren alle Gladbacher in die Defensive eingeschaltet, angefangen bei Stindl und Jonas Hofmann, die die ballführenden Bayern früh attackierten, bis hin zu den etatmäßigen Verteidigern. Torwart Yann Sommer verlebte einen für Münchner Verhältnisse ruhigen Abend, während Neuer noch zweimal hinter sich greifen musste. Aus drei Schüssen, die aufs Tor gingen, machte Borussia drei Treffer, das war höchst effizient und neben der guten defensiven Ordnung aller Akteure die Basis.
Hecking hatte Anfang September im Interview mit unserer Redaktion gesagt: „Das müssen wir Spiel für Spiel abrufen mit der nötigen Konsequenz, Effizienz und Kompaktheit.“Genau so, wie es gegen Bayern lief, dürfte er sich das da vorgestellt haben. Diese Kompaktheit hat Borussia indes nur, wenn alle Feldspieler eine große Laufbereitschaft an den Tag legen. Nicht umsonst hatten Hofmann und Christoph Kramer nach dem Sieg in München die besten Werte in dieser Disziplin.
Gerade Hofmann illustriert bislang bestens, was Hecking meinte, als er über das neue 4-3-3 sagte: „Man kann es defensiver interpretieren, aber wir haben uns für die offensive Variante entschieden, weil
wir die Spielertypen haben, die auch aus der Achter-Position mit in die Tiefe reingehen. Dadurch haben wir den einen Offensivmann mehr auf dem Platz.“Mit einem Tor und drei Vorlagen hat Hofmann seine offensiven Qualitäten nachgewiesen.
Spannend könnte es werden, wenn Raffael wieder fit wird. An den Fähigkeiten des Brasilianers bestehen keine Zweifel, aber wo ist sein Platz im 4-3-3? Denkbar ist, dass Florian Neuhaus, der eine starke Saison spielt, für ihn erst einmal weichen muss. Raffael könnte als Achter aus dem Mittelfeld kommen oder mit Stindl tauschen. Sicher ist: Hecking hat gut rotiert in Mittelfeld und Angriff, und die Einwechselspieler haben dazu in der Regel bestens funktioniert – siehe die zwei Tore und zwei Vorlagen bei Patrick Herrmann. Wenn alle sich so einbringen, gibt es noch einige Glücksgefühle am Niederrhein.