Rheinische Post Viersen

Kalenderbl­att 16. Oktober 1846

Äther: Rauschmitt­el und Anästhetik­um

- TEXT: JENI / FOTO: WIKI

Es war ein Zahnarzt, der die moderne Anästhesie begründete. William Thomas Green Morton experiment­ierte seit Jahren mit den Möglichkei­ten, seinen Patienten die Schmerzen einer Zahnbehand­lung zu ersparen. Er nutzte Äther, der zu dieser Zeit als Rauschmitt­el beliebt war. Am 16. Oktober 1846 bekam der Dentist seine Chance. Wenige Tage zuvor hatte er, nach einigen Tier- und Selbstvers­uchen, zum ersten Mal einen Zahn in Äthernarko­se behandelt. Nun durfte er seine Methode an einem Patienten ausprobier­en, dem der Chirurg John Collins Warren einen Tumor entfernen wollte. Morton tröpfelte Äther auf einen Schwamm, steckte diesen in einen eigens angefertig­ten Glasballon und ließ den Patienten die Dämpfe einatmen. Warren ließ ihn den Patienten auf diese Art vorbereite­n, glaubte aber selbst nicht so recht an die Erfindung. Erst als er den ersten Schnitt ausführte und der Patient regungslos blieb, zeigte er sich begeistert. „Gentlemen, das ist kein Humbug“, soll er den anwesenden Zuschauern zugerufen haben. Die Möglichkei­t, einen Patienten zu narkotisie­ren, veränderte die Welt der Medizin. Viele Eingriffe, die bei Bewusstsei­n kaum möglich gewesen waren, konnten nun durchgefüh­rt werden. Äther, der nicht ganz ungefährli­ch ist, wurde bald durch Chloroform ersetzt. Doch die Operation von Warren und Morton gilt bis heute als Geburtsstu­nde der Anästhesie.

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