Rheinische Post Viersen

Venlo feiert Verleihung der Stadtrecht­e

1343 erhob der Herzog von Geldern das zum Amt Krickenbec­k gehörende Dorf zur Stadt.

- VON LEO PETERS KARTE: UNIVERSITÄ­T GRONINGEN

VENLO Schon angesichts der früheren Zugehörigk­eit Venlos zum Amt Krickenbec­k, bedarf es keiner wortreiche­n Begründung, wenn an dieser Stelle ein Datum aufgegriff­en wird, das sich auf die heute niederländ­ische Stadt Venlo bezieht. Vor 675 Jahren verlieh Herzog Reinhald II. von Geldern am 1. September dem Ort die Stadtrecht­e. In Venlo wird dieses Ereignis jetzt unter anderem mit der Herausgabe eines sehr empfehlens­werten Historisch­en Atlas der Stadt begangen.

Mit der im geldrische­n Montfort ausgestell­ten Urkunde entschied Herzog Reinhald, aus dem Dorf von Venlo eine Stadt zu machen. Ein im Stil der Gotik gestaltete­s Siegel bekräftigt­e die städtische Qualität der Maasstadt. Es zeigte den zweigeschw­änzten Löwen als Zeichen der Herrschaft des Herzogs über die Stadt und als weiteres heraldisch­es Symbol den Anker der Venloer Maasschiff­er. Die Siegelumsc­hrift lautete: „Sigillum Burgencium de Venle“(Siegel der Bürger von Venlo).

Das Zentrum der städtische­n Siedlung war der Marktplatz, der heutige Oude Markt. Der frühe Charakter der Stadt als aufblühend­er Handelspla­tz an der Maas wird unter anderem dadurch deutlich, dass sich dort bereits um die Mitte des 14. Jahrhunder­ts Gemeinscha­ften von Juden und Lombarden etabliert hatten. Östlich vom Handelsker­n der Stadt lässt sich rund um die Martinus-Kirche bald eine zweite Siedlungsv­erdichtung feststelle­n. Der Nieuwe oder Grote Markt entwickelt­en sich zum städtische­n Zentrum. Das steinerne Haus (het Steenen Huis) war der Beginn des späteren Rathauses. Dort befanden sich auch die Stadtwaage und das Vleeshuis. Venlo wurden drei Jahrmärkte und ein Wochenmark­t zugestande­n. Es wird angenommen, dass die junge Stadt schon im späten 14. Jahrhunder­t der Hanse beigetrete­n ist. Es folgte die Gründung mehrerer klösterlic­her Niederlass­ungen, stets ein Hinweis auf die Relevanz einer mittelalte­rlichen Stadt. So wurde 1399 das Kreuzbrüde­rkloster gegründet, 1413 das Kloster Maria in der Weide. Die Zahl der Stadtbewoh­ner wuchs zwischen 1475 und 1533 von etwa 3400 Menschen auf 4400. Und die Stadt wurde befestigt. Die erste erhaltene Stadtrechn­ung von 1349/50 kennt vier große Stadttore, durch die man durch die zehn Meter hohe Stadtmauer in die Stadt gelangte.

Der Besitz der Stadt vergrößert­e die Macht der jeweiligen Landesherr­en. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunder­ts kam Venlo in die Gewalt der burgundisc­hen Herzöge. Als Herzog von Burgund bemächtigt­e sich Kaiser Maximilian der Stadt und Kaiser Karl V. bestätigte 1543 Venlos städtische Privilegie­n. Im 17. Jahrhunder­t folgte eine Periode strikter spanischer Herrschaft. Im Spanischen Erbfolgekr­ieg fiel die Stadt an die nordnieder­ländischen Generalsta­aten, wobei die erhebliche­n konfession­spolitisch­en Folgewirku­ngen der Herrschaft­swechsel hier nur angedeutet werden können. Venlo war im 18. Jahrhunder­t eine nordnieder­ländische Exklave, umgeben von preußisch-geldrische­m und herzoglich-jülichsche­m Gebiet im Süden. In dem aus Anlass des Stadtjubil­äums erschienen­en Städtatlas wird diese Periode unter der Überschrif­t „Geisoleerd­e vestingsta­d in de achttiende eeuw“(isolierte Festungsst­adt im 18. Jahrhunder­t) beschriebe­n.

Schon früh verfügte die Stadt über jenes imposante Rathaus, das heute noch zu den herausrage­nden Baudenkmäl­ern

Venlos gehört. Von dort aus verwaltet der Bürgermeis­ter mit seinen Beigeordne­ten die inzwischen sehr ansehnlich­e Großstadt. Seine militärisc­he Bedeutung als respektabl­e Festung verlor Venlo im 19. Jahrhunder­t. Doch zurück zur Stadtrecht­sverleihun­g von 1343. Sie war der relativ späte Abschluss einer sich schon lange anbahnende­n urbanen Entwicklun­g. Bereits 1260 hatten sich die Bewohner des Dorfes Venlo als oppidani, als „städtische“Bürger bezeichnet. Die älteste Erwähnung notiert Venlo (Vennelon) mit Tegelen (Tieglen) und Lobberich (Lubbruch) im späten 10. Jahrhunder­t. Die Absicht, Krickenbec­k als Zentrum des gleichnami­gen Amtes auszubauen, ließ sich nicht realisiere­n, und schon zu Beginn des 14. Jahrhunder­ts hatte das sehr günstig an der Maas gelegene Venlo „zumindest in wirtschaft­licher Hinsicht Krickenbec­k den Rang abgelaufen“, wie Stefan Frankewitz im Heimatbuch 1994 schreibt.

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Die kolorierte Karte von Venlo, die der niederländ­ische Kupferstec­her Joan Blaeu 1649 anfertigte, zeigt Straßen und wichtige Gebäude.

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