Westerwelles Lebenswerk geehrt
Der frühere Bundesaußenminister ist posthum mit dem Walther-Rathenau-Preis ausgezeichnet worden.
BERLIN So viele Gäste gab es bei der Verleihung des Walther-Rathenau-Preises im Atrium der Deutschen Bank noch nie. Sie waren teilweise von weit angereist, um sich in ein besonderes Format einzureihen: FOG. Die „Friends of Guido“ehrten den früheren Bundesaußenminister Westerwelle in Berlin auf anrührende Weise. „Seine Stimme fehlt, nicht nur im Bundestag“, stellte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen fest. Witwer Michael Mronz kämpfte mit den Tränen, als er für seinen 2016 verstorbenen Mann posthum den Preis für dessen Lebenswerk entgegennahm.
Die Bewertung dieses Lebenswerks ist in Bewegung geraten. In den Ränkespielen der FDP hatte er stets zu kämpfen, und auch für politische Gegner war er oft ein rotes Tuch. Doch auch die Anfeindungen, die er als Außenminister auszuhalten hatte, nachdem er Deutschland aus dem Schulterschluss der Nato-Länder beim militärischen Eingreifen in Libyen herausgenommen hatte, haben sich inzwischen ins Gegenteil verkehrt.
Zur Preisverleihung erschienen viele Freunde, Unterstützer, Vertraute und Gesprächspartner: Neben von der Leyen etwa Ex-Innenminister Thomas de Maizière, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki, Trainer Felix Magath, WDR-Intendant Tom Buhrow und der frühere US-Botschafter Philip Murphy. Er fand Parallelen zwischen dem Namensgeber des Preises, dem von Nazis ermordeten Außenminister der Weimarer Republik, Walther Rathenau, und Westerwelle: Außenpolitik als Friedenspolitik. Westerwelle sei in dieser Hinsicht ein „Kämpfer“gewesen.
Von der Leyen erinnerte daran, dass Westerwelle den „Griff in die populistische Schublade nicht gescheut“, dabei aber keine Sekunde den Blick für die Rechte von Minderheiten verloren habe. Anhand verschiedener Zitate arbeitete die CDU-Politikerin heraus, dass die Worte des langjährigen FDP-Vorsitzenden aktueller denn je seien. So etwa sein Bekenntnis zu Europa in dem Satz: „Wer für Deutschlands Sicherheit Verantwortung trägt, muss erkennen können, dass die Einbindung Deutschlands in die Europäische Union nicht nur einen Preis hat, sondern von unschätzbarem Weg ist.“
Für Vieles habe man Guido Westerwelle kritisieren können, aber nie für Halbherzigkeit, unterstrich Mronz. Gerade in der jetzigen Situation sei seine Art mehr denn je gefragt: „Klartext muss die Sprache der Demokraten sein und nicht die der Demagogen“, sei Westerwelles Devise gewesen.