Sportwetten als Flüchtlingshilfe getarnt
Zwei Internetadressen versprechen Flüchtlingshilfe im Kreis Viersen — doch hinter einer der beiden verbergen sich nur Texte über Sportwetten. Das ärgert die Verantwortlichen der anderen Plattform.
KREIS VIERSEN Die Adresse der Internet-Plattform verweist schon auf das, was sie bietet: Auf www. fluechtlingshilfe-vie.de können sich Flüchtlinge über Hilfsprojekte im Kreis Viersen informieren. Das Portal richtet sich aber auch an Dolmetscher und Ehrenamtliche, Vereinsvertreter und Interessierte, die Projekte mit Spenden unterstützen oder den Veranstaltungskalender durchforsten möchten. Die Adresse www.fluechtlingshilfe-kreis-viersen.de hält hingegen so gar nicht, was sie verspricht. Auf der Internetseite werden Sportwetten beworben. „Ich finde das ärgerlich“, sagt Stephan Fiedler, Geschäftsführer des katholischen Vereins für soziale Dienste (SKM) Kempen – Viersen, der hinter der Plattform www. fluechtlingshilfe-vie.de steckt. Unter dem Stichwort „Flüchtlingshilfe“sollten seiner Ansicht nach gemeinnützige, nicht kommerzielle Zwecke beworben werden. Auch Klaus Lewohn, der für den SKM die Plattform betreut, ärgert sich. „Aber leider kann man dagegen nichts machen“, sagt der Webmaster.
Seit rund drei Jahren betreibt der SKM die Internetseite. „Unser Angebot richtet sich als kostenfreier Service an alle Nutzer ohne Rücksicht auf Herkunft, Geschlecht oder Religion“, erläutert Fiedler. „Es ist ausschließlich regional und einem partnerschaftlichen Miteinander von beruflich und freiwillig tätigen Menschen gewidmet.“Ebenfalls seit rund drei Jahren existiere die Seite www.fluechtlingshilfe-kreis-viersen.de, weiß Webmaster Lewohn: „Eine Privatperson hat sie betrieben, mit ähnlichen Angeboten wie unseren.“Doch nun habe der Privatmann seine Arbeit offenbar eingestellt und die Internetadresse abgegeben. Statt Angeboten für Flüchtlinge sind auf der Seite jetzt also Texte zum Thema Sportwetten veröffentlicht. Wer sie betreibt, ist Lewohn und dem SKM nicht bekannt.
Für die Vergabe der Internetadressen – sogenannter Domains – mit der Endung „.de“ist die Frankfurter Genossenschaft Denic zuständig. „Ich wollte eine Denic-Anfrage zum neuen Besitzer der Domain machen und stellte dann fest, dass ich da gegen eine Wand laufe“, sagt Lewohn. Denn die Flüchtlingshilfe im Kreis Viersen sei keine offizielle Institution, „der Name ist nicht geschützt“. Stefanie Welters, Sprecherin der Denic, erklärt: Verletzt eine Domain ein Marken- oder Namensrecht, könne man sich mit einem entsprechenden Rechtenachweis an Denic wenden, um Informationen zum neuen Domaininhaber anzufordern. Dies sei mangels entsprechender Rechte bei www. fluechtlingshilfe-kreis-viersen.de aber nicht der Fall. Bleibe noch die Möglichkeit, auf der Internetseite nach möglichen Rechtsverstößen zu suchen und dann bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
Dass unter einer Domain mit dem Stichwort Flüchtlingshilfe nun Texte zu Sportwetten veröffentlicht werden, kann verschiedene Ursachen haben. „Hat nicht der bisherige Domaininhaber selbst neue Webseiten-Inhalte eingestellt, kann so etwas nur dann passieren, wenn er die Domain gelöscht und jemand anderes sie anschließend neu auf sich registriert hat“, sagt Welters. „Möglicherweise hat sich ein Domainhändler die Domain gesichert“, ergänzt sie: Für so einen Händler seien Domains interessant, die auf zuvor gut besuchte, also häufig angeklickte Webseiten führten.
Lewohn möchte auf jeden Fall weiter beobachten, was sich auf der ähnlich benannten Internetseite tut. „Manchmal lässt sie sich nicht öffnen, dann bekommt man eine Fehlermeldung“, sagt der Viersener. Das stimmt ihn optimistisch: Fehlerhafte Internetseiten würden irgendwann in Suchmaschinen wie Google nicht mehr angezeigt, sagt er. „Damit wäre ich schon zufrieden.“