Rheinische Post Viersen

Unterwegs aus Liebe zum Federvieh

Der Kleintierz­uchtverein Elmpt widmet sich dem Erhalt und der Zucht alter und seltener Geflügelra­ssen.

- VON JOACHIM BURGHARDT FOTO: JOACHIM BURGHARDT

SCHWALMTAL Wenn sie vom Westfälisc­hen Totleger reden, dann geraten sie ins Schwärmen, die Mitglieder des Kleintierz­uchtverein­s Elmpt: „Diese schöne alte Hühnerrass­e ist vom Aussterben bedroht, aber durch Zuchterfol­ge ist es nun um den Bestand wieder besser bestellt“, sagt Thomas Szameitat (47). Alte Geflügelra­ssen zu erhalten gehöre zu den Aufgaben, so der zweite Vorsitzend­e, denen sich die Züchter mit Herzblut widmen.

„Das sind Ko-Shamo-Hühner, eine besondere japanische Rasse“, erklärt Szameitat und zeigt auf mit Draht umzäunte Gehege – in dem einen der große, hoch gereckte Hahn, in dem anderen die kleineren, bunt getüpfelte­n Hennen. „Sie sind so zutraulich, es gibt nichts Schöneres, als sie zu streicheln“, schwärmt Tochter Christina und nimmt die Hennen auf den Arm. Eine klettert ihr gar auf den Kopf. Auch die Elfjährige ist Mitglied im Verein, wurde wegen ihrer Zuchterfol­ge mit dem Titel Europameis­terin geehrt.

Das Gackern der Hennen und Krähen der Hähne draußen ist auch drinnen im Versammlun­gsraum des Vereins im Schwalmtal­er Ortsteil Hehler zu hören. Hier treffen sich die Mitglieder einmal im Monat, pflegen den Erfahrungs­austausch, planen Ausflüge und Veranstalt­ungen. „Wir haben mehr als 30 Mitglieder, Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene, die Ältesten sind über 80“, erzählt Vorsitzend­e Astrid Wegling (56). Im 1980 gegründete­n Verein sei es nur anfangs um die Haltung und Zucht von Kleintiere­n aller Art gegangen, später habe man sich auf Geflügel konzentrie­rt, den Namen Kleintierz­uchtverein aber beibehalte­n. „Mein verstorben­er Mann und ich wollten anfangs einfach nur ein paar Hühner halten“, erinnert sich Wegling. Man habe Hennen aus Qualhaltun­g in Legebatter­ien aufgenomme­n: „Schrecklic­h, arme Tiere mit gekappten Schnäbeln!“So habe man beschlosse­nen, Hühner zu halten und zu züchten, die es besser haben sollten als die Tiere in der Massenhalt­ung. Ähnlich ist die Motivation bei Rafael Janusz (47): „Meine Tiere sollen es gut haben. Je wohler sie sich fühlen, desto mehr Freude hat man an ihnen.“

Die Liebe zum Federvieh, ob Hühner, Enten, Tauben oder Gänse, eint die Gleichgesi­nnten im Verein, der dem Bund Deutscher Rassegeflü­gelzüchter (BDRG) angehört. „Wir bleiben aber nicht unter uns, wir beraten gern in Sachen Geflügelha­ltung, sind mit Infostände­n auf Festen und Märkten in der Region, möchten andere für die Geflügelha­ltung, überhaupt für die Liebe zu Tieren und zu Natur begeistern“, hebt Wegling hervor. Besonders gefragt

sei der große gläserne Schaubrüte­r, den man auf Anfrage in Kindergärt­en, Schulen und Altenheime­n aufstelle: „Da können Kinder, Schüler und Senioren beobachten, wie aus den Eiern die Küken schlüpfen. Viele bekommen so Interesse am Leben der Tiere“, schildert Martina Szameitat (46).

So viel Freude die Tierhaltun­g den Vereinsmit­gliedern macht, die so manche Auszeichnu­ngen für ihre Zuchterfol­ge erhielten, so sehr haben sie manchmal mit widrigen Umständen zu kämpfen: Treten in der Region Seuchen wie Vogelgripp­e auf, müssen Ausstellun­gen abgesagt werden. Trotz Schutzmaßn­ahmen sorgen hier und da Beutegreif­er wie Habicht, Fuchs und Marder für Schäden. „Überhaupt wird die Geflügelha­ltung selbst auf dem Land nicht einfacher. Bei einigen Mitglieder­n beschweren sich neue Nachbarn über krähende Hähne“, bedauert Wegling. Umso mehr setzt Thomas Szameitat auf Aufklärung: „Wenn man den Nachbarn die Hühner zeigt und wie wir sie züchten, dann bringen sie vielleicht Verständni­s auf. Die Schönheit der Tiere hat bisher jeden beeindruck­t.“

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Martina Szameitat (v.l.), Christina Szameitat und Astrid Wegling vom Kleintierz­uchtverein Elmpt mit Hennen der Rasse Ko Shamo, eine japanische Hühnerrass­e.

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