Freilichtmuseum: Vom Korn zum Brot
Im Niederrheinischen Freilichtmuseum können Kinder und Erwachsene im Rahmen des Herbstferienangebotes erleben, wie aus Korn Brot wird. Selber mahlen und backen steht auf dem Programm.
GREFRATH Die Frage von Kevin Gröwig, was auf dem Tisch zu sehen ist, ruft fragende Blicke hervor. Die Körner in den kleinen Stoffbeuteln sehen sich mehr als nur ähnlich. Lediglich zwei fallen eindeutig heraus. „Das ist Mais“, sagt Milian und deutet auf die gelben Körner. Auch der Reis wird direkt erkannt. In Sachen Weizen, Gerste, Hafer und Hirse löst hingegen der stellvertretende Museumsleiter das Rätsel auf. Einfacher ist es mit den ebenfalls auf dem Tisch liegenden Ähren. „Gerste, Weizen, Hafer und Hirse“, kennt sich Franziska bestens aus und zeigt zielgerichtet auf die entsprechenden Boxen mit den Getreidesorten.
Im hinteren Raum der Hofanlage Rasseln im Niederrheinischen Freilichtmuseum kann aber noch viel mehr entdeckt werden. Anhand der alten Gerätschaften wie Hunspflug, Egge, Sense, Sichte, Maathaken und Worfelwanne erklärt Gröwig den Teilnehmern der Herbstferienaktion „Vom Korn zum Brot“, wie einst Getreide angebaut, geerntet und verarbeitet wurde. Der Dreschflegel macht so die Runde, wobei so manch einer staunt, wie schwer der ist. Die kleinen wie auch großen Besucher erfahren anhand praktischer Vorführung, was es mit der Windfege auf sich hat und wozu der Göpel einst benutzt wurde, wobei hier alle Kinder den langen Balken, der die Zahnräder antreibt, einmal selber in Bewegung setzen dürfen.
Was es mit dem Spruch „Essen wie ein Scheunendrescher“auf sich hat, lernen die Teilnehmer ebenfalls. Wer mit dem Dreschflegel Korn in der Scheune dreschte, der brauchte Kraft und hatte entsprechend Hunger. Kraft ist bei der nächsten Station ebenfalls gefragt. Auf dem Tisch unter dem mächtigen Walnussbaum hat Gröwig zwei handgetriebene Mühlen aufgebaut, um das Prinzip der Mahlsteine zu verdeutlichten. „Ich gebe jetzt die Körner in die Mühle, und danach dürft ihr alle einmal selber mahlen“, kündigt er an. Sekunden später greifen kleine Hände zu den Holzschwengeln, und mit einem leisen Knirschen setzen sich die Mahlsteine in Bewegung. „Das ist ganz schön anstrengend“, kommentiert Jakob die Arbeit. Aber es mache Spaß, bemerkt Mieke, die voller Faszination zuschaut, wie aus den oben hereingegebenen Körnern Mehl wird.
Sieben ist noch angesagt, dann blicken alle voll Stolz auf das selbstgemahlene Mehl. Das reicht allerdings nicht für die Brötchen aus. Damit alle 14 Kinder samt Eltern oder Großeltern backen können, braucht es etwas mehr vom Ausgangsmaterial. Im großen museumspädagogischem Raum ist alles vorbereitet. Für jede Familie ist ein Arbeitsplatz mit Zutaten eingerichtet. Voller Neugierde werden die Tonschalen mit Mehl und Hefe sowie die Becher mit Wasser begutachtet. Dazu kommen Honigtöpfe und Salzpackungen. Pulloverärmel werden hochgekrempelt. „Als Erstes vermischen wir die Hefe mit einem Klecks Honig. Aber wisst Ihr eigentlich, was Hefe ist?“, will Gröwig wissen. Kinder schütteln den Kopf. Die Erklärung Gröwigs, dass es sich um einen Pilz handelt, der im Teig den Zucker futtert, dabei in den Teig rülpst und diesen so aufgehen lässt, löst herzliche Lacher aus.
Überall geht es mit Begeisterung an die Herstellung des Teigs, wobei Gröwig jeden Schritt vorgibt und erklärt. Ida und Rike sind voller Konzentration bei der Arbeit. Während die Neunjährige vorsichtig Wasser in die Mehl-Zucker-Hefe-Salz-Mischung gibt, vermischt die Siebenjährige das Ganze sorgfältig. „Zuhause macht das unser Thermomix“, bemerkt deren Mutter lächelnd. Langsam, aber sicher entsteht an allen Arbeitsplätzen aus den einzelnen Zutaten ein geschmeidiger Teig. Kleine Brötchen werden geformt und auf den mit Backpapier ausgelegten Blechen deponiert.
Es geht gemeinsam zum Backhaus, das schon vor Stunden angeheizt wurde, damit die entsprechenden Temperaturen im Inneren vorhanden sind. Die Spannung, wie sich die Teiglinge verändern werden, ist allen anzusehen, und man fragt sich zudem, wie sie schmecken werden. Endlich ist es so weit. Die Ofentür geht auf, und der Geruch nach frischen Brötchen macht sich breit. Stolze kleine Bäcker, die mit Genuss ihre eigenen Werke probieren und sich einig sind, dass das ganz besonders leckere Brötchen geworden sind.
Am 4. November geht es mit dem museumspädagogischen Familienprogramm weiter. Von 14 bis 16 Uhr stehen die Bräuche rund um den heiligen Martin im Mittelpunkt. Zudem werden Rübenlaternen gebastelt.