Mit der Polizei auf Streife
Kellerrost, Querriegel, Zeitschaltuhr: Bei einem Rundgang durch ein Viersener Wohnviertel gaben Polizisten Tipps zum Einbruchschutz. Dabei wurden sie von aufmerksamen Nachbarn beobachtet.
VIERSEN Seit dem 24. Oktober läuft die landesweite Aktionswoche „Riegel vor! Sicher ist sicherer!“zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchs. Zwar ist die Zahl der Einbrüche im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig, jedoch schwindet mit sinkenden Fallzahlen auch die Bereitschaft, Haus und Heim vor Wohnungseinbrechern zu schützen. Deshalb will auch die Kreispolizeibehörde Viersen mit zahlreichen Aktionen in dieser Kampagnenwoche das Thema Wohnungseinbruch wieder in die Köpfe der Menschen bringen. Bei einem Rundgang durch das Viersener „Bismarckviertel“gaben Verantwortliche der Kriminalpolizei jetzt einen Überblick über Möglichkeiten der Prävention – wie etwa durch bauliche und technische Maßnahmen, aber auch gesteigerte Achtsamkeit und mit Hilfe von Anwohner-Initiativen wie WhatsApp-Nachbarschaftsgruppen.
Die kleine Schar hat erst wenige Schritte absolviert, als Kriminalhauptkommissar Ralf Robertz, Kommissariatsleiter der Kriminalprävention, eine erste, für Einbrecher möglicherweise verlockende Situation auffällt. Er weist auf ein augenscheinlich unbelebtes großzügiges Einfamilienhaus: „Alle Fenster unbeleuchtet, kein Auto in der Einfahrt. Nur eine niedrige Mauer begrenzt das Grundstück neben der Garage. Da springt der Einbrecher mal eben übers hüfthohe Gartentor, dann ist er von der Straße aus nicht mehr zu sehen und kann in aller Ruhe die Lage sondieren.“Es dauert nicht lange, da gerät der Pulk aus Presse- und Polizeivertretern auf seinem Rundgang seinerseits unter Beobachtung: Eine Frau macht jetzt eifrig Fotos von der ungewöhnlichen Prozession, die hier am frühen Abend beobachtend, fotografierend und diskutierend von Haus zu Haus zieht. Derweil haben die Polizisten in der Gruppe schon die nächste vermeintliche Schwachstelle ausgemacht: Im schmucken Haus gegenüber steht im Erdgeschoss ein Fenster auf Kipp, alles ist dunkel. Wurde das halb offene Fenster womöglich vergessen und es ist niemand zu Hause? Registrieren die Beamten vom Präventionsteam, die hier regelmäßig als Präsenzstreife unterwegs sind, einen derartigen Missstand, hinterlassen sie den Bewohnern einen Info-Zettel im Briefkasten, der auf das Versäumnis hinweist und Kontaktinformationen für eine kostenfreie Sicherheitsberatung bereitstellt. Diesmal braucht kein Zettel eingeworfen zu werden: Auf ein Klingeln öffnet sich die Haustüre, fast zeitgleich tritt von der anderen Straßenseite die Frau hinzu, die zuvor noch eifrig fotografiert hat. Ihr und ihrem Mann, der eben die Türe geöffnet hat, gibt sich Kriminaldirektor Uwe Fahlbusch als Ordnungshüter zu erkennen. Die Hausherrin berichtet, sie beobachte hier immer wieder Personen, die anscheinend die Nachbarschaft auskundschaften und sagt: „Das schreckt die ab, wenn sie fotografiert werden.“Fahlbusch lobt die Anwohnerin zwar für ihre Aufmerksamkeit, stellt aber zugleich klar: „Wenn Sie so etwas sehen, rufen Sie bitte unbedingt die 110 an. Das kann ein ganz wichtiger Hinweis sein.“Das stimmt die Dame sichtbar nachdenklich. Sie erklärt, dass sie mit ihrer Familie noch
nicht so lang hier wohne und man sich bisher noch nicht der örtlichen WhatsApp-Nachbarschaftsgruppe angeschlossen habe: „Wir wollen da aber auf jeden Fall beitreten.”
In der WhatsApp-Gruppe haben sich viele Bewohner des waldnahen Viertels zusammengeschlossen, um gegenseitig ein schützendes Auge auf Haus und Grund des Anderen zu haben. Entsprechende Schilder weisen weit sichtbar darauf hin, dass sich die Nachbarschaft hier gegenseitig hilft. Zwar sind auch derlei Straßengemeinschaften kein Allheilmittel gegen Einbrecher. Im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen tragen sie aber wirkungsvoll dazu bei, dem Berufsstand der Langfinger das Leben möglichst schwer zu machen.
Das mechanische Absichern von Kellerrosten, der massive Querriegel an der Haustür, automatisiert wechselnde Beleuchtung oder Rollläden, die mittels Zeitschaltuhr in unregelmäßigen Abständen öffnen und schließen – es gibt vieles, das Hausbesitzer zur Sicherung ihres Hab und Guts tun können. „Selbst die Attrappe einer Alarmanlage ist besser als gar nichts, weil sie abschreckende Wirkung hat”, erklärt einer der Kriminalpolizisten.
Das sicherheitstechnisch überzeugendste Objekt des Abends ist zweifellos ein Haus mit komplett vergitterten Fenstern. Da aber ist die Gruppe sich einig: So will man nun auch nicht unbedingt leben. Dann schon lieber mit aufmerksamen Nachbarn wie der älteren Dame, die die Gruppe in energischem Tonfall durchs geöffnete Parterre-Fenster eines Mehrparteienhauses empfängt: „Ich passe auf!”