Bordell-Schließung in Krefeld – Juristen prüfen
KREFELD Das Bordell an der Mevissenstraße dürfte eigentlich nicht betrieben werden. Das örtliche Baurecht spricht dagegen. Dass im Eros-Center offenbar ungestört von Stadt und Verwaltung dennoch seit Jahrzehnten Kundschaft empfangen wird, gehört zu den Krefelder Besonderheiten. Einen Schlussstrich zu ziehen, fällt der Stadt nicht leicht. Ihr könnten nach einer angeordneten Schließung Schadensersatzzahlungen drohen.
Das will Oberbürgermeister Frank Meyer verhindern. Er wartet noch auf die Ergebnisse diverser Gutachten. Meyer ist es, der mit seinem Auftrag an das Rechnungsprüfungsamt Aufklärungswillen bewiesen hat. Der nicht öffentliche Bericht soll darlegen, dass in den 1980-er Jahren der Bebauungsplan mit dem Ziel geändert wurde, die Ansiedlung eines Bordell zu verhindern. Die Stadt setzte sich damit vor Gericht durch. Ratsherr Thorsten Hansen (Die Grünen) vermutete in der Sitzung des Rates, dass ein „Deal“in der Art gemacht worden sei, dass der Bordellbetrieb geduldet werde und im Gegenzug für Kulturarbeit gespendet werden solle. Hansen sprach von einem „Kartell des Schweigens“. Etwaige strafrechtliche Vorgänge seien verjährt, so die Staatsanwaltschaft Krefeld vor Monaten.
In der Sitzung des Ratsausschusses für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit am Dienstag, 30. Oktober, will die Verwaltung auf Antrag der Grünen und der FDP über den Sachstand berichten.
Die Stadt hat mehrere Möglichkeiten: Sie kann den Bebauungsplan ändern und den Betrieb damit legalisieren. Vorausgesetzt, der Betreiber erfüllt die Vorgaben des Prostitutionsschutzgesetzes. Ein solcher Antrag liegt der Stadt vor, ist aber noch nicht abschließend beschieden. Die Stadt kann wegen baurechtlicher Unzulässigkeit das Eros-Center schließen. Dann würde der Betreiber womöglich Schadensersatz verlangen. Eine andere Frage: Will die Stadt das Bordell schließen oder würde sich dadurch womöglich die Straßenprostitution ausweiten?
In der Vorlage für die Sitzung am 30. Oktober informiert die Verwaltung, dass die Krefelder Polizei nicht davon ausgehe, dass sich die Straßenprostitution nach einer Schließung des Bordells ausweite. Der FDP-Fraktion um ihren Vorsitzenden Joachim C. Heitmann reißt langsam der Geduldsfaden. Der Jurist kritisierte die „schleppende Entscheidungsfindung in Sachen Eros-Center“.