Der Freiburg-Code und die Englische Woche
Was den SC Freiburg angeht, so ist für Borussia wohl Hopfen und Malz verloren. Wie soll es jemals etwas werden mit einem Sieg im Breisgau, wenn nicht mal ein Gladbacher Team, das mit einem Sieg beim FC Bayern und insgesamt vier niederlagenlosen Spielen anreist als Tabellenzweiter, die miese Serie beim Sport-Club beenden kann? Beim 1:3 passierte, was seit 2002 meist passierte: Freiburgs wildes, engagiertes Spiel setzte sich gegen Borussias hochwertigen Spielansatz durch.
Trainer Dieter Hecking, der erklärt uninteressiert an Statistiken ist, hätte vielleicht vorab seine persönliche Statistik wälzen sollen: „Immer, wenn ich in deine Sendungen gehe, verlieren wir“, sagte er zu Jörg Wontorra, in dessen Talksendung beim Bezahlsender Sky Borussias Cheftrainer am Sonntag zu Gast war. Womit möglicherweise ein Erklärungsansatz gefunden ist, warum es mal wieder nichts wurde mit dem ersten Sieg in Freiburg seit 16 Jahren.
Doch ist das, wenn überhaupt, ein sehr weicher Faktor. Den Hauptgrund für das, was auf dem kleinen Platz an der Dreisam geschah, machte Yann Sommer aus: „Freiburg war besser.“Und an Tagen, an denen es nicht rund läuft bei Borussia, gehen solche Spiele verloren. Die Quintessenz der erneut ertraglosen Dienstreise nach Freiburg? Entweder muss es ein Zweitligaspiel sein (wie im Dezember 2007, als Borussia 3:1 siegte) oder es geht halt nichts bei den Freiburgern. Es sei denn, man schafft es irgendwann tatsächlich, auch in der Bundesliga wieder den Freiburg-Code zu knacken. Vielleicht endet das Drama ja, wenn der SC spätestens Mitte 2020 ins neue Stadion umzieht.
In der Liga hat das Team von Trainer Dieter Hecking nach neun Spielen einen Punkteschnitt von 1,9. Bleibt es in den noch ausstehenden 25 Spielen dabei, würde das definitiv Europa bringen, mit 64 bis 65 Zählern wäre es wohl auch die Champions League. Als Kandidat für die Meisterklasse wurde Gladbach am Sonntag auch in der Talk-Sendung eingestuft.
Dass Europa der Anreiz sein muss für sein Team, stellte auch Hecking klar. Auch nach der zweiten Saisonniederlage residieren die Borussen auf einem Rang, der am Ende der Saison in die Liga der Meister führen würde. Es ist also tabellarisch nicht viel passiert durch die zweite Niederlage, weil auch die Konkurrenz patzte. Borussia bliebt oben dabei, verpasste aber die Chance, sich abzusetzen von den Plätzen, die nicht ins internationale Geschäft führen.
Wie immer wird sich das ganze Ausmaß der Niederlage erst im Rückblick erweisen. Das Pokalspiel gegen Leverkusen und die nächste Liga-Partie gegen Düsseldorf werden das Ergebnis aus Freiburg einsortieren: Hat es die Borussen mehr gekostet als nur die drei Punkte. Oder sind sie so stabil, dass Niederlagen weitgehend an ihnen abperlen. Nach dem 2:4 in Berlin gelang das, es gab das 3:1 gegen Frankfurt. Weiter so, Borussia.
Wie nach dem 2:4 in Berlin gibt es wieder eine Englische Woche, das hat Ende September geholfen und kann auch nun ein Vorteil sein. Viel Zeit zum Grübeln ist nicht. Was zu hoffen bleibt, ist, dass die Zerrung, die sich Alassane Plea zugezogen hat, nicht ein schlechtes Omen ist jetzt, da das Verletzungspech überwunden schien. Auch ohne Plea sind ist sind die Ziele für den Rest der Woche zwei Derby-Siege. Danach haben Dieter Hecking und Max Eberl Zeit, sich Vertragsgespräche zu widmen. Karsten Kellermann Stindl Plea Herrmann Florian Neuhaus (65.), Ibrahima Traoré
(79.). Beide ohne Note