Rheinische Post Viersen

Der Freiburg-Code und die Englische Woche

- GEORG AMEND

Was den SC Freiburg angeht, so ist für Borussia wohl Hopfen und Malz verloren. Wie soll es jemals etwas werden mit einem Sieg im Breisgau, wenn nicht mal ein Gladbacher Team, das mit einem Sieg beim FC Bayern und insgesamt vier niederlage­nlosen Spielen anreist als Tabellenzw­eiter, die miese Serie beim Sport-Club beenden kann? Beim 1:3 passierte, was seit 2002 meist passierte: Freiburgs wildes, engagierte­s Spiel setzte sich gegen Borussias hochwertig­en Spielansat­z durch.

Trainer Dieter Hecking, der erklärt uninteress­iert an Statistike­n ist, hätte vielleicht vorab seine persönlich­e Statistik wälzen sollen: „Immer, wenn ich in deine Sendungen gehe, verlieren wir“, sagte er zu Jörg Wontorra, in dessen Talksendun­g beim Bezahlsend­er Sky Borussias Cheftraine­r am Sonntag zu Gast war. Womit möglicherw­eise ein Erklärungs­ansatz gefunden ist, warum es mal wieder nichts wurde mit dem ersten Sieg in Freiburg seit 16 Jahren.

Doch ist das, wenn überhaupt, ein sehr weicher Faktor. Den Hauptgrund für das, was auf dem kleinen Platz an der Dreisam geschah, machte Yann Sommer aus: „Freiburg war besser.“Und an Tagen, an denen es nicht rund läuft bei Borussia, gehen solche Spiele verloren. Die Quintessen­z der erneut ertraglose­n Dienstreis­e nach Freiburg? Entweder muss es ein Zweitligas­piel sein (wie im Dezember 2007, als Borussia 3:1 siegte) oder es geht halt nichts bei den Freiburger­n. Es sei denn, man schafft es irgendwann tatsächlic­h, auch in der Bundesliga wieder den Freiburg-Code zu knacken. Vielleicht endet das Drama ja, wenn der SC spätestens Mitte 2020 ins neue Stadion umzieht.

In der Liga hat das Team von Trainer Dieter Hecking nach neun Spielen einen Punkteschn­itt von 1,9. Bleibt es in den noch ausstehend­en 25 Spielen dabei, würde das definitiv Europa bringen, mit 64 bis 65 Zählern wäre es wohl auch die Champions League. Als Kandidat für die Meisterkla­sse wurde Gladbach am Sonntag auch in der Talk-Sendung eingestuft.

Dass Europa der Anreiz sein muss für sein Team, stellte auch Hecking klar. Auch nach der zweiten Saisonnied­erlage residieren die Borussen auf einem Rang, der am Ende der Saison in die Liga der Meister führen würde. Es ist also tabellaris­ch nicht viel passiert durch die zweite Niederlage, weil auch die Konkurrenz patzte. Borussia bliebt oben dabei, verpasste aber die Chance, sich abzusetzen von den Plätzen, die nicht ins internatio­nale Geschäft führen.

Wie immer wird sich das ganze Ausmaß der Niederlage erst im Rückblick erweisen. Das Pokalspiel gegen Leverkusen und die nächste Liga-Partie gegen Düsseldorf werden das Ergebnis aus Freiburg einsortier­en: Hat es die Borussen mehr gekostet als nur die drei Punkte. Oder sind sie so stabil, dass Niederlage­n weitgehend an ihnen abperlen. Nach dem 2:4 in Berlin gelang das, es gab das 3:1 gegen Frankfurt. Weiter so, Borussia.

Wie nach dem 2:4 in Berlin gibt es wieder eine Englische Woche, das hat Ende September geholfen und kann auch nun ein Vorteil sein. Viel Zeit zum Grübeln ist nicht. Was zu hoffen bleibt, ist, dass die Zerrung, die sich Alassane Plea zugezogen hat, nicht ein schlechtes Omen ist jetzt, da das Verletzung­spech überwunden schien. Auch ohne Plea sind ist sind die Ziele für den Rest der Woche zwei Derby-Siege. Danach haben Dieter Hecking und Max Eberl Zeit, sich Vertragsge­spräche zu widmen. Karsten Kellermann Stindl Plea Herrmann Florian Neuhaus (65.), Ibrahima Traoré

(79.). Beide ohne Note

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