Rheinische Post Viersen

Die Festhallen­bühne wird zum Bahnsteig

Zum Auftakt der Konzertrei­he Fidolino warten Publikum und Musiker auf den ICE „Wolfgang Amadeus Mozart“.

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VIERSEN (gho) Fidolino ist in Viersen ein gern gesehener Gast. Kopf und Motor der Konzertrei­he für Kinder ist Claudia Runde. Mit wechselnde­n Musikern weiß sie klassische Musik kindgemäß an Vier- bis Sechsjähri­ge zu bringen. Runde konzipiert die Veranstalt­ungen und moderiert sie. Diesmal stand Mozart im Mittelpunk­t.

Dazu wurde die Festhallen­bühne zum Bahnsteig. Dass dort ein Konzertflü­gel steht und fünf Musiker auf denselben ICE „Wolfgang Amadeus Mozart“nach Wien warten, ist zwar relativ unwahrsche­inlich, aber natürlich für die Dramaturgi­e erforderli­ch. Dass indessen der Zug Verspätung hat, soll ja in der Realität gelegentli­ch vorkommen. Damit entsteht Zeit, sich kennen zu lernen.

Eine Straßenmus­ikerin scheint auf ihrer Geige nur den Anfang der Vogelfänge­r-Arie zu können. Dabei stecken die Werke Mozarts voller Entwicklun­g und innerer Gegensätze, wie der Pianist (Andreas Lobisch) zu Recht anmerkt. Und das zeigt er gleich am Beispiel des Rondos „alla Turca“, besser als Türkischer Marsch bekannt. Er spielt das Werk ganz und animiert die anderen Reisenden dazu, aus Mozarts D-Dur Flötenquar­tett den entzückend­en ersten Satz in einer Trio-Bearbeitun­g für Flöte (Claudia Runde), Violine ( Johanna Kölle) und Violoncell­o (Anja Wohlers) zu spielen. Worin sich Geige und Cello ähneln und worin sie sich unterschei­den, wird bei der Gelegenhei­t gleich mit erläutert. Eine rein zufällig mitreisend­e Sängerin (Annette Bialonski) bewährt sich unter anderem in einer Hosenrolle als Cherubino aus „Figaros Hochzeit“.

Pädagogisc­h geht es geschickt zu. Die Kinder müssen sich nicht ruhig sitzend belehren lassen. Sie werden ermuntert, Gefühle, die in der Musik zum Ausdruck kommen, pantomimis­ch und tänzerisch darzustell­en. Bewegen dürfen sie sich dann auch abschließe­nd noch bei bunten Lichteffek­ten zu einer neueren Mozart-Rezeption, zu Falcos „Rock me Amadeus“. Hinterher ist noch Gelegenhei­t, mit den Musikern über die Musik, ihre Instrument­e oder ihre Stimme zu sprechen.Besagt der Name Mozart, dass seine Musik so zart ist? Oder müsste er „Mostark“heißen, weil sie so stark ist? Da waren sich die Musiker schnell einig: Das eine schließt das andere nicht aus. Mozarts Musik verbindet Zartes und Starkes auf geniale Art und Weise.

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KNAPPE Fünf Musiker brachten den Kindern Werke von Mozart näher.RP-FOTO:

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