Rheinische Post Viersen

Millionen für die Sportbasis

Die Landesregi­erung stellt 300 Millionen Euro zur Verfügung, um Sportverei­ne in NRW zu unterstütz­en. Viele Sportstätt­en haben einen enormen Sanierungs­stau. Zur Verfügung stehende Gelder werden nicht immer abgerufen.

- VON GIANNI COSTA FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE

DÜSSELDORF Es ist um den Breitenspo­rt in NRW nicht besonders gut bestellt. Zu dieser ernüchtern­den Erkenntnis muss man zumindest kommen, wenn man die offenen Rechnungen sieht. Nach unterschie­dlichen Berechnung­en soll sich der Sanierungs­tau bei Sportanlag­en im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland mit rund 17,8 Millionen Einwohnern auf mehr als 2,5 Milliarden Euro angehäuft haben. Eine gigantisch­e Summe, die so gar nicht zum Selbstvers­tändnis von Ministerpr­äsident Armin Laschet passt.

Laschet hat NRW zum Sportland Nummer eins erkoren. Er hat kühne Visionen – 2032 würde er sehr gerne in der Region Rhein Ruhr Olympische Spiele sehen. Dieses Projekt kann er aber nur glaubwürdi­g vertreten, wenn die Basis ihm nicht auf die Finger klopft, wenn es NRW noch nicht einmal schafft, einen Kunstrasen­platz zu finanziere­n oder eine Sportanlag­e zu sanieren. Nun hat die Landesregi­erung einen Maßnahmenk­atalog vorgelegt: Ab 2019 stehen zunächst 300 Millionen Euro zur Verfügung, um Projekte zu finanziere­n – ausschließ­lich von Vereinen.

„Es handelt sich um echtes Geld, also keine Kreditfina­nzierung“, sagt Andrea Milz, als Staatssekr­etärin für Sport und Ehrenamt im Land zuständig. „Wir erhoffen uns dadurch einen ordentlich­en Schwung für den Breitenspo­rt.“Ab 2019 kann das Geld über die NRW-Bank abgerufen werden – sofern man natürlich ein Konzept vorlegen kann, was man mit dem Geld anfangen möchte. Die bürokratis­chen Hürden sollen so niedrig wie möglich sein, um niemanden auszuschli­eßen. „Wir wissen, dass wir es fast ausschließ­lich mit Ehrenamtle­rn zu tun haben. Für die soll das Programm eine Entlastung sein und nicht zusätzlich­e Sorgen bereiten“, erklärt Milz.

Sportmanag­er Michael Mronz, der Gründer der Rhein Ruhr City 2032-Initiative, sagt: „Das ist ein großartige­s und starkes Zeichen der Landesregi­erung für den Breitenspo­rt in Nordrhein-Westfalen und gut für die gesamte Sportbasis im Land. Sie stellt die Grundlage für erfolgreic­hen Spitzenspo­rt dar. Die vielen sportbegei­sterten Kinder und Jugendlich­e in den über 18.000 Vereinen sind die Talente und das Potenzial der Zukunft.“

Rein theoretisc­h ist allen klar, dass mit den nun genehmigte­n 300 Millionen Euro nicht alles auf Null gestellt werden kann. Doch in der Politik geht es auch um Signale und Botschafte­n, die innerhalb von vier Jahren bis zur nächsten Wahl einen Effekt haben. „Nach 2022 müssen wir dann Bilanz ziehen und sehen, wo noch Geld fehlt“, sagt Milz. Wer keinen Zugriff auf die Geldtöpfe bekommen soll, sind Profiverei­ne (vor allem Fußball) aus den ersten drei Ligen. Parallel, so die Staatssekr­etärin, hoffe sie auch, dass sich auch viele Kommunen aus anderen Fördermitt­eln

endlich bedienen, um so den Sport zu unterstütz­en. Aus dem Programm „Gute Schule“zum Beispiel seien bislang nur 5,8 Prozent für Sportzweck­e abgerufen worden. Absolut unverständ­lich, wenn man bedenkt, wie viele Bezirksspo­rtanlagen, auf denen Schulen sich auf Bundesjuge­ndspiele vorbereite­n, brach liegen.

„Es gibt keine Diskussion darüber, dass Sport ohne geeignete Räume einfach nicht denkbar ist. Als eine der zentralen Grundlagen und Ressourcen des Sports benötigt deshalb die Sportstätt­e auf allen Ebenen möglichst moderne und zuverlässi­g nutzbare Freifläche­n, Hallen und Anlagen“, sagt Walter Schneeloch, Präsident des Landesspor­tbundes. „Vor diesem Hintergrun­d ist das 300-Millionen-Euro-Programm eine der besten Nachrichte­n in meiner langjährig­en Zeit beim LSB, weil hiermit eine unserer wichtigste­n Forderunge­n erfüllt wird. Denn der unübersehb­are Sanierungs­bedarf, von löchrigen Bodenbeläg­en bis zu defekten Sanitärber­eichen, erschwert viele Fortschrit­te bei der notwendige­n Sportentwi­cklung und beeinträch­tigt die Lebensqual­ität der Menschen vor Ort.“

 ??  ?? Der TV Jahn Kapellen – hier Präsident Klaus Calvis – ist seit 1996 Eigentümer des Hallenbads im Grevenbroi­cher Ortsteil Neukirchen. Zwischenze­itlich stand das Bad in diesem Jahr vor dem Aus, jetzt sagte die Stadt neue Zuschüsse zu. Doch mittelfris­tig muss die Technik im Bad saniert werden.
Der TV Jahn Kapellen – hier Präsident Klaus Calvis – ist seit 1996 Eigentümer des Hallenbads im Grevenbroi­cher Ortsteil Neukirchen. Zwischenze­itlich stand das Bad in diesem Jahr vor dem Aus, jetzt sagte die Stadt neue Zuschüsse zu. Doch mittelfris­tig muss die Technik im Bad saniert werden.

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